Schöne neue Aufzugswelt
- Written by Redaktion
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Es klingt immer noch ein wenig nach Science Fiction: Aufzüge, Rolltreppen und Zutrittssysteme, die miteinander kommunizieren, die spezifischen Verkehrsmuster in Gebäude erkennen und den Personenfluss optimieren. Der Bau & Immobilien Report zeigt, was dank Internet der Dinge heute schon möglich ist.
Effiziente Personenleitsysteme spielen vor allem in Hochhäusern und Bürogebäuden eine zentrale Rolle. Menschen so rasch wie möglich durch das Gebäude zu schleusen und Zutritt nur in autorisierte Bereiche zu gewähren, hat oberste Priorität. Ein leistungsfähiges Aufzugssystem kam dabei sowohl »Enabler« als auch »Bottleneck« sein. Wie nahe Freud und Leid hier manchmal zusammenliegen, beschreibt Günter Baca, Direktor Marketing & Unternehmenskommunikation bei Kone, am Beispiel von Europas höchstem Gebäude The Shard in London. »Kurz nach seiner Fertigstellung trat eine neue Raumnutzungsrichtlinie in Kraft, die für neuere Gebäude rund 30 % mehr Personen auf dem selben Raum erlaubte. Hier wäre das Aufzugssystem beinahe vom Enabler zum Bottleneck geworden.« Denn ohne ausreichend verfügbare Förderleistung wäre ein Gebäude wie The Shard weder funktions- noch wettbewerbsfähig. Mehr Raum für zusätzliche Aufzüge war aber nicht vorhanden. Aber durch die Nutzung der Kenntnis über die spezifischen Verkehrsmuster gelang es Kone, das Zusammenspiel so zu optimieren, dass die Förderkapazität um 30 % erhöht werden konnte, ohne zusätzliche Aufzüge.
Internet der Dinge
Diese Verkehrsmuster hat Kone unter anderem durch die Vernetzung von Aufzügen, Rolltreppen und Zutrittssystemen erkannt. Das beweist, dass das Internet der Dinge in Sachen Personenfluss zu einem echten Game Changer werden kann. »Es geht darum, die existierenden Systeme zu vernetzen und aus den daraus gewonnen Daten mittels Analyse und Entscheidungsmodellen Mehrwert zu schaffen«, erklärt Veronika Cottlehuber, Leitung Digital Service Center Europa bei Siemens. Waren Aufzüge bislang stumme Schachteln an einem Seil, kommunizieren sie jetzt untereinander und mit anderen Systemen und ermöglichen so die Analyse und Optimierung von spezifischen Verkehrsmustern eines Gebäudes. Dazu kommen noch Indoor Positioning Systeme, wie sie etwa Siemens im Angebot hat, die ihren Teil dazu beitragen, den Personenfluss zu beschleunigen.
Bild oben: »Existierende Systeme müssen vernetzt und die gewonnen Daten analysiert werden, um daraus einen Mehrwert zur Optimeirung des Personenflusseszu schaffen«, sagt Veronika Cottlehuber, Leitung Digital Service Center Europa bei Siemens.
Eine Effizienzsteigerung verspricht auch das Verkehrsmanagementsystem Port von Schindler. Dabei werden durch die Integration der Zugangskontrolle auch Synergien mit dem Sicherheitssystem geschaffen. Eine programmierte Zugangskarte stellt sicher, dass jede Person nur dorthin kommt, wo sie auch hin darf. Weil Port nicht nur die schnellste Route vorschlägt, sondern dabei auch Personen, die dasselbe Stockwerk ansteuern, gruppiert, wird die Anzahl der Zwischenstopps reduziert und so die Effizienz des Aufzugssystems verbessert. Eine Produkterweiterung der Port-Technologie ist myPort. Mit dieser Smartphone-basierten App, kann man sich problemlos durch sämtliche Sicherheitsschranken eines Gebäudes bewegen. Sobald ein Benutzer das Foyer betritt, wird er vom System erkannt und erhält einen Code auf seinem Smartphone. Nach Eingabe seines Pincodes oder einer biometrischen Erkennung kann der Besucher die Sicherheitsschranke passieren, Türen werden automatisch aufgesperrt und zieloptimierte Aufzüge bereitgestellt.
Residential Flow
Die neueste Personenfluss-Lösung von Kone hört auf den Namen Residental Flow und deckt die vier Schlüsselbereiche ab, die es Personen ermöglichen, sich so reibungslos wie möglich in Gebäuden zu bewegen: Zutrittskontrolle, Zielleitsystem, Anlagenüberwachung sowie Informations- und Kommunikationssystem. Um Kone Residential Flow zu entwickeln, wurden mehr als 200 Facility Manager, Projektentwickler und Gebäudebewohner weltweit befragt, um ihre Wünsche und Herausforderungen betreffend den Personenverkehr in den Fokus zu rücken. »Dabei haben wir herausgefunden, dass es oft die Kleinigkeiten sind, die eine große Auswirkung auf den Komfortlevel der Bewohner haben: eine Tür zu öffnen, wenn man die Hände voller Einkaufstaschen hat, oder eine Lieferung annehmen zu wollen, wenn man nicht zuhause ist«, erklärt Baca. Als Ergebnis werden mit mobilen Technologien und Cloud-Lösungen Automatiktüren, Aufzüge, Informationskanäle und Gegensprechanlagen mittels einer Smartphone Applikation miteinander verbunden.
Im Kontakt mit den Nutzern
Otis-Geschäftsführer Roman Teichert glaubt, dass die Personenleitsysteme der Zukunft noch mehr in die Gebäudetechnik integriert sein werden. »Dadurch ergeben sich auch Schnittstellen zwischen den Gebäudeeignern und den Aufzugsnutzern.« Schon jetzt hat Otis mit eView ein Tool im Angebot, mit dem Hauseigentümer oder Gebäudebetreiber direkt mit den Aufzugsnutzern in Kontakt treten können. Tagesaktuelle Nachrichten, Wetterauskünfte, aber auch personalisierte Botschaften pro Stockwerk können so zielsicher und verlässlich an die gewünschte Gruppe kommuniziert werden.
Einen kostenlosen Beitrag zur Optimierung des Personenflusses liefert Otis mit eCall. Diese mobile Applikation ermöglicht es, den Aufzug bereits vor Fahrtantritt zu rufen und die gewünschte Zieletage einzugeben. Dadurch minimieren sich Wartezeiten erheblich und der Aufzug kann die weitere Fahrt besser planen.