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Brennpunkt Innenraum

Foto: Der Auslöser für Krankheiten und Unbehagen ist meist ein Cocktail verschiedener Stoffe. Foto: Der Auslöser für Krankheiten und Unbehagen ist meist ein Cocktail verschiedener Stoffe.

Zwischen Werk- und Schadstoffen bewegten sich private und öffentliche Bauherren, Planende, Baustoffproduzenten und -ausführende sowie Wissenschafter bei einem Symposion des IBO Anfang November am Semmering.

Vor 150 Jahren waren 75 Prozent der österreichischen Bevölkerung als Bauern täglich an der frischen Luft. Das hat sich radikal verändert«, begründete Barbara Bauer vom Österreichischen Institut für Bauen und Ökologie, IBO, in ihren Begrüßungsworten das zweitägige Symposion zum Thema Brennpunkt Innenraum. Der Mensch verbringt heute etwa 90 Prozent seiner Zeit im Rauminneren. Das müsse ganzheitlich berücksichtigt werden.

»Der Innenraum ist beeinflussbar«, so Umweltmediziner Assoz.-Prof. Hans-Peter Hutter, Oberarzt am Institut für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien, und fordert mehr Bewusstsein für dieses Thema. Ein hoher CO2-Gehalt, erhöhte Schadstoffkonzentrationen durch Baumaterialien, Beschichtungen, Innenausstattung sowie hohe Luftfeuchtigkeit tragen wesentlich zu einer schlechter Luft bei. Viele potentielle Schadstoffe befinden sich laut Thomas Belazzi von bauXund auch im Gebäudebestand und werden übersehen. Belazzi verwies dabei auf Schadstoffe wie asbesthaltige und PAK-haltige Materialien und künstliche Mineralfasern. Auslöser für Krankheiten und Unbehagen ist laut Diplombiologe Ralph Baden, Leiter der Abteilung für Arbeits- und Umweltmedizin am Gesundheitsamt Luxemburg, meist ein Cocktail verschiedener Stoffe.

Diese zu ermitteln, sei jedoch ein langwieriges Unterfangen. Zu diesem Punkt brachte Baden das Fallbeispiel eines kleinen Buben, der an Neurodermitis litt. »Ausgelöst wurde sie durch den Teeröl-kleber im Parkettboden des Wohnzimmers mit seinem überdimensionalen Anteil an PAK und vor allem Blei.« Sichtbare Mängel wie Schimmel sind dagegen in der Regel einfach zu erkennen. »9,3 Prozent aller Haushalte sind von Schimmelbefall betroffen«, informierte Hildegard Lerner von bauXund. Die reine Abtötung reicht allerdings nicht aus, da auch von abgetöteten Schimmelpilzteilen allergische, reizende oder toxische Wirkungen ausgehen können. Die Vernebelung von Wirkstoffen schafft zudem Schadstoffe wie Biozide in den Innenraum. Als Lösung für die Schimmelpilzsanierung nennt bauXund unter anderem die genaue Ursachenanalyse gefolgt von einer Prüfung der Raumluft- und Materialfeuchte, Beseitigung der Befallursache, Reinigung der betroffenen Materialien sowie Maßnahmen zur Schimmelpilz- bzw. Feuchteprävention. Hildegard Lerner verwies dabei auf den Schimmelpilzleitfaden 2016.

Luftwechsel erwünscht

Eine weitere Devise für gesundes Leben und nachhaltiges Bauen lautet »luftig«. Eine ausreichende Lüftung ist die wesentlichste Maßnahme zur Vermeidung bzw. zumindest Reduktion innenraum-assoziierter Symptome. Daran knüpfte auch Elisabeth Sibille vom Institut für Konstruktion und Materialwissenschaften an der Universität Innsbruck an. »Warum Lüftung? Sie ist günstig, ökologisch und schafft hohen Komfort.« Sibille sprach in diesem Zusammenhang auch die mechanische Wohnraumlüftung an – diese war beim Symposion durchgehendes Thema.

Einige neue Projekte an der Uni Innsbruck: der Zwillingsvolumenstromregler, der aktive Überströmer, die erweiterte Kaskadenlüftung, das Projekt Doppelnutzen (kostenoptimierte Luftführungskonzepte für energieeffiziente Wohnbauten) sowie das Projekt low_vent.com (Lüftungssysteme in großvolumigen Wohnbauten). Forscher und das Bauwesen unisono: Lüftung und nachhaltige Baumaterialien sind quasi die Feuerwehr für den Innenraum.

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