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victor - Konferenz und Gala

Nach der Ursachenforschung wird jetzt der Blick wieder nach vorne gerichtet. Die victor Konferenz zeigte, worauf es im Finanzsektor in Zukunft ankommen wird. Nachhaltigkeit und Innovation spielen dabei eine große Rolle.

Fast pünktlich zum Jahrestag des Zusammenbruchs der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers trafen sich in Baden bei Wien mehr als 150 Banker und Finanzdienstleister aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und Italien zur sechsten Auflage der victor Fachkonferenz. Die Veranstaltung stand unter dem Motto »SINNvolles Bankmanagement« und stellte den Auftakt zur Verleihung der victor awards 2009 und der Auszeichnung der »Bank des Jahres« (siehe Kasten) dar.
Der Tenor der Veranstaltung war eindeutig. Nur mit sinnvollen und nachhaltigen Geschäftsmodellen werden sich die Banken im deutschsprachigen Raum künftig erfolgreich positionieren und weiter wachsen können. »Mit mehr vom selben lassen sich weder Kunden überzeugen noch signifikante Zuwächse erzielen«, fasst Christian Rauscher, Geschäftsführer von emotion banking, die Impulsvorträge zusammen.
Während die Banken weltweit in den letzten zwölf Monaten vor allem Ursachenforschung betrieben, steht heute die Frage nach einem sinnvollen, innovativen und nachhaltigen Bankmanagement mehr denn je im Raum. Dabei geht es vor allem um die Frage nach dem Warum. Warum soll ein Kunde bei einer bestimmten Bank Kunden werden, sein und bleiben? Warum soll er ein Produkt kaufen? Die Antworten auf diese Fragen sind im letzten Jahr komplizierter geworden. »Es gibt nicht mehr nur richtig oder falsch«, erläuterte Rauscher, der gemeinsam mit Barbara Aigner, Geschäftsführerin emotion banking, das Bankmanagementtool victor entwickelt hat und seit sechs Jahren die Strategien von Kreditinstituten im deutschsprachigen Raum analysiert und Benchmarkings ableitet. »Die Antworten auf unsere Fragen vereinen heute oft mehrere Aspekte. Produkte können besser und billiger sein, Geldinstitute können als Universal- und Spezialbank aufgestellt sein.« Es gelte daher, bestehende Geschäftsmodelle gründlich zu überdenken, nicht mehr nur »immer noch mehr vom selben, sondern die Fähigkeit zu echtem Wandel zu entwickeln«, so Rauscher. Er verwies beispielhaft auf eine geglückte Metamorphose in einer anderen Branche: So habe sich die Fastfood-Kette McDonald’s mit der mutig entwickelten Geschäftsidee der »Mc Cafés« an über 160 Standorten als größter Kaffeehausanbieter in Österreich platziert.

Gelebte Authentizität
Besondere Aufmerksamkeit erregte Key Note Speaker Professor Pater Karl Wallner vom Kloster Heiligenkreuz. Er zeigte den Zuhörern auf, wie erfolgreich die »Firma Mönchtum« seit hunderten von Jahren nach den Regeln des heiligen Benedikt geführt wird.
»Der heilige Benedikt hat mit seiner Benediktsregel ein Marketingkonzept geschaffen, das unschlagbar ist. Die Firma ›Mönchtum‹ gibt es daher auch schon über 1.500 Jahre, Österreich ist übersät mit Stiften, die seit vielen Jahrhunderten lebendig sind. Das oberste Prinzip der Benediktsregel ist die rechte Zielmotivierung: Es geht nicht um Quantität, sondern um Qualität; es geht nicht um kurzfristigen Genuss, sondern um langfristige Zufriedenheit; es geht nicht um Vergängliches, sondern um Ewiges.«
Dass diese Grundsätze auch in den heutigen modernen Zeiten erfolgreich zur Anwendung kommen, belegen die Vermarktung und der Verkauf der CD, auf der die Mönche des Stifts Heiligenkreuz die Gebetsgesänge des Gregorianischen Chorals aufgenommen haben. »Wer mit der Zeit geht, muss oft mit der Zeit gehen. Unser Erfolg – der sich auch mehr ideell als finanziell auswirkt – kommt daher, dass wir immer zeitlos das sein wollten, was unsere Berufung ist. Denn nichts ist unschlagbarer und besser als gelebte und geliebte Authentizität«, so Wallners viel beachtete Conclusio.
Die nächste victor Konferenz im Grand Hotel Sauerhof in Baden findet am 16. September 2010 statt.

Informationen:  www.victorgala.com

 

victor Awards: Die besten Banken
Mit den victor Awards zeichnet das Consultingunternehmen emotion banking die besten Kreditinstitute im deutschsprachigen Raum aus. Der Titel »Bank des Jahres« geht an die Sparkasse Neuhofen, auch in den sieben weiteren Kategorien dominieren heimische Institute.

>> Bank des Jahres: Sparkasse Neuhofen für ein schlüssiges Geschäftsmodell, überzeugte und hoch motivierte Mitarbeiter sowie zufriedene Kunden

>> Strategie: Volksbank Moosbach (D) für die Qualität ihrer gelebten Unternehmensvision

>> Mitarbeiter: Sparkasse Lambach für die hohe Netto-Weiterempfehlungsrate

>> Unternehmenskultur: Bankhaus Carl Spängler für klare Kundenorientierung

>> Führung: Sparkasse Neuhofen für ihre klaren Visionen

>> Kunden: Raiffeisenbank Defereggental für intensive Kundenpflege und optimalen Produktabsatz

>> Firmenkunden: Volksbank Obersdorf – Wolkersdorf – Deutsch-Wagram für beste Beratung und Beziehungspflege

>> Innovation: Raiffeisenbank Reutte für ihr Engagement in Umwelt, Kultur und Soziales sowie für eine stark wertorientierte Stakeholderphilosophie

 

\"Das Vertrauen in Banken bröckelt.\"
Interview mit Christian Rauscher, Geschäftsführer emotion banking.

(+) plus: Welche Spuren hat die globale Bankenkrise in den aktuellen victor Ergebnissen hinterlassen?
Christian Rauscher: Die aktuellen Ergebnisse der victor Erhebungen zeigen sowohl beim Kunden als auch in den Banken selbst Spuren der globalen Krise.  Auf den ersten Blick erscheinen die Veränderungen in der Zielgruppe der Kunden nicht dramatisch. Die Produktsättigung ist leicht gestiegen und die Häufigkeit der Beratung hat etwas nachgelassen. Unzufriedenheit herrscht vor allem mit den Preisen und Konditionen der Banken. Bei der Gesamtzufriedenheit der Kunden konnten wir jedoch keine signifikanten Veränderungen zum Vorjahr feststellen. Über 90 Prozent der Bankkunden sind mit ihrer Bank zumindest zufrieden, nur zehn Prozent sind unzufrieden oder sehr unzufrieden.

(+) plus: Wie sehr hat das Vertrauen der Kunden in ihre Bank gelitten?
Rauscher: Das Vertrauen in die Bank, die Loyalität sowie die Weiterempfehlungsbereitschaft bröckeln in der Tat. Der globale Net Promoter Score ist in diesem Jahr um ganze 15 Punkte gefallen.  Interessant dabei ist, dass vor allem das Vertrauen in die Institute insgesamt gelitten hat, wogegen der persönliche Berater, als Vertreter der Bank, immer noch gut abschneidet.

(+) plus: Was bedeutet das für den Ausbau der Kundenbeziehungen?
Rauscher: Trotz des sinkenden Images ist der Zeitpunkt für die Kundenakquisition gut geeignet. Denn die Wettbewerber der Banken sind noch härter betroffen. In der Wahrnehmung der Bankvorstände haben insbesondere die privaten Finanzvermittler im vergangenen Jahr deutlich an Marktanteilen verloren. Knapp 30 Prozent der Vorstände der Mittelstandsbanken rechnen trotz Krise mit einem Kundenzuwachs von bis zu zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

(+) plus: Haben die Marktgeschehnisse bereits Auswirkungen auf Strategie und Unternehmenskultur der Banken gezeigt?
Rauscher: Die Banken machen sich deutlich mehr Gedanken um ihre strategische Ausrichtung und Daseinsberechtigung als noch im Vorjahr. So haben sich einzelne Banken im letzten Jahr im Bereich der Strategie signifikant verbessert. Insgesamt betrachtet ist es jedoch bei vielen Banken bei den Gedanken geblieben – ein Konzept oder gar die Umsetzung sind ausgeblieben. Unternehmenskulturell haben sich die Ergebnisse etwas verschlechtert. Das liegt vor allem daran, dass sich die Sichtweise von Führungskräften und Mitarbeitern auseinanderentwickelt haben. Führungskräfte sehen ihre Bank positiv, die Mitarbeiter haben eine ähnlich kritische Sichtweise wie die Kunden.

 

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