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Fenster in Europa

Während Länder wie die Ukraine oder Russland 2010 ein deutliches Plus am Fenstermarkt verzeichnen, ging es in den EU-Ländern im Vorjahr noch einmal bergab.Der europäische Fenstermarkt stabilisiert sich. Allerdings gibt es große regionale Unterschiede.

Während Länder wie Russland oder die Ukraine 2010 ein deutliches Plus verzeichnen, ist es in den EU-Ländern im Vorjahr noch einmal bergab gegangen. Die Marktanteile der verschiedenen Rahmenmaterialien ändern sich nur geringfügig.

 

Der Abwärtstrend am europäischen Fenster- und Fassadenmarkt scheint vorläufig gestoppt. Nach dem brutalen Absturz um 22,4 Prozent im Jahr 2009 ist im letzten Jahr ein zartes Wachstum von 0,4 Prozent auf 125,8 Millionen Fenstereinheiten zu verzeichnen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des deutschen Verbandes für Fenster und Fassade VFF, die im Rahmen der BAU 2011 in München präsentiert wurde. Berücksichtigt wurden neben den 27 EU-Ländern auch die fünf wichtigsten angrenzenden Staaten Russland, Ukraine, Türkei, Schweiz und Norwegen.

Die europäische Trend­umkehr ist vor allem auf die Markterholung in Russland und der Ukraine zurückzuführen. Nach einem schweren Einbruch um 49,4 Prozent in 2009 wuchs der Markt beider Länder im letzten Jahr immerhin wieder um 21,4 Prozent.

Weniger rosig schaut es in den 27 EU-Staaten aus. Dort ist der Absatz von Fenster und Fassaden im Unterschied zum gesamten europäischen Markt im letzten Jahr weiter gesunken. Nach 10,9 Prozent im Jahr 2009 musste die Branche auch 2010 ein Minus von 6,6 Prozent hinnehmen. Auffallend dabei sind die großen Unterschiede innerhalb der EU-Länder. Am besten haben sich die deutschen Fenster- und Fassadenhersteller aus der Affäre gezogen. Nach einem Absatzplus von 3,3 Prozent im Jahr 2009 folgte 2010 ein weiteres Wachstum von 4,9 Prozent. Mit 12,6 Millionen Fenstereinheiten im Jahr 2010 beträgt der deutsche Anteil in der EU 16,8 Prozent und an dem erweiterten Europa zehn Prozent. Zu verdanken ist der stabile Aufwärtstrend in Deutschland laut Ulrich Tschorn, Geschäftsführer des VFF, den Fördermaßnahmen zur thermischen Sanierung. Von diesen Zahlen kann man in Österreich nur träumen. Trotz Förderungen zur thermischen Sanierung ist der österreichische Fenstermarkt 2009 laut Studie von Kreutzer, Fischer und Partner nur um 0,6 Prozent gewachsen. »Der Sanierscheck hat bestenfalls Schlimmeres verhindert«, sagt Studienautor Andreas Kreutzer. Für 2010, das Jahr, in dem vergeblich auf die Neuauflage der Förderaktion gewartet wurde, wird demnach auch mit einem leichten bis spürbaren Minus zu rechnen sein. 2011 sollte der Absatz auch in Österreich durch die Wiederaufnahme der Förderaktion und die anziehende Konjunktur deutlich ins Plus drehen.

Polen im Plus, Spanien tief im Minus

Außer in Deutschland wuchs der Fenstermarkt seit 2008 unter den neun größten europäischen Ländern nur noch in Polen. Anders als Deutschland, wo aufgrund kleinerer Fördertöpfe für 2011 ein Nullwachstum erwartet wird, kann Polen aber auch 2011 mit weiterem Wachstum rechnen.
Der größte Verlierer im europäischen Fenstermarkt ist Spanien. Die spanische Baukrise ließ den Fenster- und Fassadenmarkt massiv einbrechen und verursachte schon 2008 ein Minus von 18,4 Prozent, gefolgt von 34 Prozent im Jahr 2009 sowie 35 Prozent im Jahr 2010. Für Großbritannien und Italien prognostizieren die Studienautoren nach drei schwächeren Jahren eine Trendwende und ein leichtes Wachstum für 2011. Auch die Türkei sollte sich 2011 nach moderatem Auf und Ab zwischen 2008 und 2010 positiv entwickeln. Nach den massiven Schwankungen der zurückliegenden Jahre dürften sich in 2011 auch die Ukraine und der größte europäische Einzelmarkt Russland stabilisieren. Auch für Frankreich wird eine stabile Marktentwicklung erwartet.

Kunststoff vor Aluminium, Holz und Holz-Alu

In Sachen Rahmenmaterialien hat sich laut VFF-Studie in den letzten Jahren nur wenig geändert. Europaweit ist der Kunststoffanteil von 58 Prozent auf 56 Prozent zurückgegangen, Aluminium blieb unverändert bei 22 Prozent, Holz verbesserte sich von 17 auf 18 Prozent, und Holz-Alu steigerte sich von drei auf vier Prozent. Allerdings sind die regionalen Unterschiede enorm. In den skandinavischen Ländern dominiert nach wie vor Holz, in West-, Zentral- und Osteuropa dagegen Kunststoff. Laut VFF sehr hohe Aluminiumanteile gibt es in Italien, dort besonders im Süden, und vor allem auf der Iberischen Halbinsel. In Norwegen, Schweden und Finnland beträgt der Holzanteil über 70 Prozent. In Russland, Polen und der Türkei beträgt der Kunststoffanteil dagegen über 70 Prozent.

 

>> TIPP: Der Fenterkollektor

Ein Kältemittel transportiert die aufgenommene Wärme vom Fensterkollektor (1) in den Wärmetauscher (2) und entlastet damit den Heizkessel (3) bei der Warmwasseraufbereitung.Eine neue Erfindung nutzt Jalousien zur Energiegewinnung. Das Patent ist angemeldet, jetzt werden Käufer gesucht, die das Produkt zur Marktreife bringen.

Eigentlich ist Jan Telepski Elektronikingenieur. Mit Fenster hat er beruflich gar nichts am Hut. Dennoch hat er am 25. Oktober 2010 beim Deutschen Patent- und Markenamt den sogenannten »Fensterkollektor« zum Patent angemeldet. Dabei handelt es sich um eine Jalousie, die zwischen zwei Glasscheiben eingebaut wird und dort Sonnenenergie absorbiert. Die so gewonnene Wärme wird wie bei einer Klimaanlage mit einem Kältemittel in die Heizanlage transportiert. »Das Kältemittel befindet sich zwischen den Fensterscheiben. Weil es aber gasförmig ist, ist es für die Bewohner unsichtbar«, erklärt Telepski. Damit die Fensterinnenseiten nicht verschmutzen, kommt ein spezielles staubabweisendes Gasgemisch zum Einsatz.
Die Idee zum Fensterkollektor ist zufällig entstanden. Lange Zeit lebte Telepski in einer Dachgeschoßwohnung. Um der teils enormen Hitzeentwicklung Herr zu werden, hat er viel mit Jalousien herumexperimentiert. Als er beruflich im Auftrag einer südbayrischen Firma mit Kältetechnik in Berührung kam, nahm der Fensterkollektor Gestalt an.

Der Fensterkollektor kann in einen Fensterrahmen oder in die Fassade eingebaut werden. Der Benutzer entscheidet selber, wie viel Sonneneinstrahlung in den Raum gelassen wird und wie viel in die Heizungsanlage fließt. »Das Design eines Hauses wird durch den Sonnenkollektor nicht beeinträchtigt«, erklärt Telepski. Außerdem würde der Trend zu wandgroßen Fenstern ein ideales Anwendungsgebiet für seine Erfindung bieten.

Um die Ein- und Ableitung des Kältemittels zu ermöglichen, werden in beiden seitlichen Profilen Düsen eingebaut. Über die Düsen fließt das Kältemittel von einem Profil des Paneels in den Innenraum ein und wird auf der anderen Seite wieder in dem gegenüber­liegenden Profil abgezogen. Die beiden seitlichen Profile sind mit den Einlass- und Auslassleitungen des Kältemittelkreislaufs verbunden. Angetrieben von einem Kompressor, fließt das Kältemittel in einem geschlossenem Kreislauf der Wärmeübertragung zwischen dem Fensterkollektor und dem Wärmetauscher der Heizanlage. Die von dem Fensterkollektor absorbierte Wärme wird dadurch zur Heizanlage transportiert und dort an den Wärmespeicher abgegeben. »Das ist technologisch keine große Sache, das ist alles längst etabliert«, weiß Telepski. »Allerdings ist das Anwendungsgebiet neu.«

Obwohl noch kein fertiges Produkt existiert, hat Telepski in einer engen Zusammenarbeit mit Fachleuten aus der Industrie und Wissenschaft alle möglichen Probleme analysiert und kann den Interessenten konkrete Lösungsvorschläge präsentieren. »Sämtliche Schwierigkeiten wurden ausgeräumt. Das System funktioniert«, sagt Telepski und verweist darauf, dass der Einbau seines Fensterkollektors zu keinen Wärme- oder Dämmverlusten führt.

Jetzt ist Telepski auf der Suche nach einem Käufer, vorzugsweise aus Österreich. Sein Ziel ist es, die gesamten Rechte am Patent zu veräußern. An einer Eigenentwicklung oder einem Lizenzverkauf ist er nicht interessiert, denn er möchte die Rechte auf das Patent vollständig an einen Käufer abtreten.

Infos: www.fensterkollektor.ch 

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