Knapp 94 Millionen Euro wurden bislang in den nicht gebauten Semmeringtunnel investiert. Geld, das seinen »direkten Nutzen« verliert, wie es der Rechnungshof höflich ausdrückt. Nachdem der Ministerrat im März des Vorjahres eine Neutrassierung des Projektes verordnet hat, ist alles, was bisher war, für die Katz. Indirekt war der Nutzen selbstverständlich vorhanden - es waren Baufirmen vorhanden, Arbeiter haben Löhne bezogen und Steuern wurden bezahlt. Insofern ist es auch gar nicht tragisch, dass der bereits zum Teil vorgetriebene Sondierstollen vielleicht wieder zugestopft werden muss. Um erneut heimische Wertschöpfung zu erzeugen, bedarf es nur des Verlusts der eisenbahnrechtlichen Baugenehmigung für das Altprojekt und schon können die Betonmischer auffahren. Lassen sich die - gottlob politisch völlig unabhängigen - Weichensteller der Bahn noch ein wenig Zeit, lässt sich auch die Sanierungssumme für die Bestandsstrecke erhöhen. Mit dem bisher prognostizierten Investitionsvolumen von 205 Millionen ist der Vollbetrieb der Ghegabahn nämlich nur bis 2020 gesichert. Für die Zeit danach wären weitere Sanierungsmaßnahmen von etwa 83 Millionen Euro notwendig, um die Sicherheit zu garantieren, so der RH. Je später ein Tunnel kommt, desto besser für die Beschäftigung, was angesichts der Arbeitslosenzahlen nun wirklich ein Gebot der Stunde sein sollte. Und weil die Welt nicht eindimensional ist, gilt beim Koralmtunnel das Gegenteil. Je mehr und schneller unter Schwarz-Orange gebohrt und gebaut wird, desto geringer wird die Wahrscheinlichkeit, dass der Wahnwitz gestoppt wird. Und wenn doch, ist ein schneller Baufortschritt der Garant für viel Rückbau und Wertschöpfung. Warum nörgeln Verkehrsplaner und Opposition also an Jahrhundertprojekten wie SBT und Koralmtunnel herum? Bei der SPö muss es wohl der Neid sein, dass man nicht selbst die Weitsicht hatte, dass das Land ohne Koralmtunnel auf ewig marod bleiben wird. Die Grünen, sonst für jeden Schienenspaß zu haben, befürchten wohl, dass, wenn die Bahn erst einmal abfährt, ihr Forderungspool und damit verbunden ihre Legitimation geschmälert wird. Sieger sehen anders aus. So wie Erwin Pröll zum Beispiel. Er hat mit seiner Starrsinnigkeit den Semmeringtunnel mehr als ein Jahrzehnt verbockt und damit das Südbahndesaster zu verantworten. Die Konsequenz: Pröll wird mit einer »Eliteuniversität« prächtig belohnt. Der Kanzler zwinkert und befindet, dass »Gugging der interessanteste Vorort Wiens« sei. Wer weiß, vielleicht hat er das Gugging der Vergangenheit gemeint.