Rückkehr der Einfachheit
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Jørgen Bang Jensen: Unsere Meinung ist, dass es in österreich Platz für drei Netzwerke gibt. Daneben kann noch ein regionaler Player eine Rolle spielen, aber nicht flächendeckend. Es fehlt also noch ein Schritt der Konsolidierung. Wir sehen One in der besten Position, eine Rolle zu spielen, ohne dass wir genau sagen können, welcher Rolle das sein wird. Bei tele.ring ist der Zusammenschluss jetzt rechtlich vollzogen, noch nicht bei der Marke und noch nicht beim Netz. Wir haben noch immer fünf Netze, das wird erst im Laufe des Jahres 2007 abgeschlossen sein.
(+) plus: Sie waren damals ja auch sehr aktiv, als es um den übernahmekampf bei tele.ring ging. Im Nachhinein betrachtet: Sind Sie froh, dass dieser Kelch an Ihnen vorübergegangen ist? Eine Konsolidierung, die ein anderer zahlt, müsste Ihnen ja sehr sympathisch sein.
Bang Jensen: Ja, das ist sehr sympathisch. Aber die beste Lösung wäre gewesen, wir als One hätten tele.ring übernommen - sonst hätten wir gar nicht mitgeboten. Die zweitbeste Lösung ist, dass T-Mobile gekauft hat. Diese Situation bildet auch den Ausgangspunkt für unsere Strategie. Wir haben 2006 unsere Gangart verschärft. Jetzt setzen wir auf eine Rückkehr zu einer von Anbeginn vorhandenen Positionierung: One ist eine Lifestylemarke und One ist der echte Herausforderer am Markt.
(+) plus: Die aktuelle Kampagne »4 zu 0« geht eigentlich weg von der im vergangenen Jahr deutlichen Servicepositionierung hin zu einer reinen Preisansage. Ist das ein Bruch mit der bisherigen Linie?
Bang Jensen: Nein, es ist eine Fortsetzung. Der Preis ist am österreichischen Markt ein wesentliches Moment. Nicht umsonst gibt es hierzulande eine hohe Dichte an Diskontketten. Die »4 zu 0«-Kampagne macht harte, vergleichende Werbung, aber wir präsentieren uns mit einem Lächeln.Der Preis ist wichtig, aber das ist nicht unsere übergreifende Positionierung. Die lautet: Lifestyle, Service, Qualität.
(+) plus: Wie erfolgreich ist »4 zu 0« tatsächlich?
Bang Jensen: Wir gewinnen rasant Neukunden. Wir sind jetzt in der ersten, zweiten Position, was Neukunden betrifft. Wir haben im Juni, Juli und August tele.ring in dieser Position abgelöst.
(+) plus: Interessant ist ja außerdem die Doppelstrategie, die Sie fahren. Mit yesss haben Sie erfolgreich die Diskontschiene betreten und Sie haben Nachahmungstäter gefunden: Stichwort bob.
Bang Jensen: yesss war die richtige Positionierung zur richtigen Zeit. Wir haben jetzt 400.000 Kunden mit yesss. Die Positionierung ist: einfach telefonieren um den niedrigsten Tarif in alle Netze, und das ohne Kleingedrucktes, keine Bindung, kein Mindestumsatz, nichts.bob ist ähnlich, aber doch wieder nicht, weil eine Registrierung notwendig ist, weil man seine Bankverbindung bekanntgeben muss. Außerdem ist die Vertriebsschiene so breit, dass man den überblick verliert. yesss gibt’s bei Hofer und sonst nirgends.
(+) plus: Es gibt rund um das Thema bob eine Klagsflut. Beteiligen Sie sich an den gerichtlichen Auseinandersetzungen?
Bang Jensen: Nein, wir beteiligen uns nicht, weil vorhersehbar ist, dass dabei niemand wirklich gewinnt. Die Reaktion der mobilkom war ja, dass sie nach den Klagen die Taktung verändert hat - und damit ist das Angebot noch konkurrenzfähiger geworden. Wir sehen in bob natürlich einen harten Wettbewerber, wenngleich wir die Positionierung nicht nachvollziehen können. bob ist weder Diskont noch ein klassisches Vertragsangebot.
(+) plus: Es gibt ja einige Marktbeobachter, die sagen, dass Ihnen mit yesss eine Klarheit und Einfachheit in der Positionierung gelungen ist, die One selbst lange Zeit fehlte. Service und Qualität bei One sind sperriger als Diskont und Hofer bei yesss. Lassen Sie den Vorwurf gelten?
Bang Jensen: Mit »4 zu 0« knüpfen wir an eine Tradition an, die wir zwischenzeitlich etwas aus den Augen verloren haben. Ganz klar: Wir mussten einfacher werden, und das ist mit »4 zu 0« gelungen. Preiswert, fair und verständlich, so muss ein Angebot sein, um vom Markt angenommen zu werden.
(+) plus: Ein Thema, das man natürlich ansprechen muss: die Eigentümerstruktur bei One. Es tauchen immer wieder Gerüchte auf, dass sich der Mehrheitseigentümer EON nun endgültig aus dem Mobilfunkbereich verabschiedet. Gilt der Grundsatz, wo Rauch ist, da ist auch Feuer?
Bang Jensen: EON hat schon vor fünf Jahren gesagt, dass sie sich trennen wollen. Wichtig ist, dass EON uns voll und ganz unterstützt. EON hat die strategische Entscheidung getroffen, sich zügig, aber ohne jede Hast aus dem Bereich zurückzuziehen. Jetzt muss man wissen, dass EON in anderen Bereichen nach einer Grundsatzentscheidung zehn bis 15 Jahre gewartet hat, bis der richtige Augenblick gekommen war. EON wird sich nur verabschieden, wenn ein guter Deal möglich ist.