»Cloudlösungen senken die Einstiegshürde«
- Written by Redaktion
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Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report spricht Felix Grau, Geschäftsführer von Nova IT, über den Digitalisierungsgrad der Branche, Cloudlösungen und Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich.
Report: Es hat ein wenig gedauert, bis die Digitalisierung auch in der Bauwirtschaft Einzug gehalten hat. Wie würden Sie den aktuellen Reifegrad der Branche einschätzen? Wo gibt es den größten Aufholbedarf?
Felix Grau: Das ist unterschiedlich, mittlere und große Büros sind in der Mehrzahl bereits mit digitalen Werkzeugen ausgestattet und können viele Prozesse beim Planen, Bauen und Betreiben von Bauwerken papierlos abwickeln. Nachholbedarf sehe ich noch bei kleineren Unternehmen, insbesondere den Handwerksbetrieben, dort sind die tradierten Arbeitsweisen oft noch Status quo. Aber auch dort wird durch die Nachfolge der jüngeren Generation sicher auch bald das Potenzial zur Vereinfachung und Beschleunigung der Prozesse entdeckt und umgesetzt werden.
Report: Nova AVA ist eine reine Webanwendung. Warum hat man sich für diese reine Cloudlösung entschieden? Was sind die größten Vorteile?
Grau: Mit der Cloudlösung können wir schon die erste Hürde beim Einsatz digitaler Tools deutlich senken, denn es gibt keinen Download, keine Installation, keine Kompatibilitätsprobleme. Alles läuft sofort im Internetbrowser. Das orts- und zeitunabhängige Arbeiten auf allen Endgeräten schließt sich an. Hinzu kommt, dass Cloudlösungen wie unsere NOVA AVA Plattform Medienbrüche und Probleme beim Datenaustausch lösen. Alle Projektpartner können komfortabel auf einer internetbasierten Plattform arbeiten und nicht mehr wie bisher in ihren eigenen Datensilos. Und last but not least können Cloudangebote flexibel und kostensicher skaliert werden, unsere Kunden bezahlen Software nur dann, wenn sie auch tatsächlich genutzt wird.
Report: Ist die Nachfrage nach digitalen Lösungen durch die Coronakrise gestiegen? Welchen Mehrwert können Sie in Zeiten von Social Distancing, Home Office und verschärften Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen bieten?
Grau: Die Coronakrise ist ein Beschleuniger der Digitalisierung, wir sehen es ja in allen Lebensbereichen, privat und beruflich. Unsere Angebote passen da genau rein, es besteht keine Notwendigkeit, erst einmal den privaten Rechner für das Homeoffice tauglich zu machen, Dongles oder Lizenzen zu übertragen, Cloudsoftware ist einfach überall sofort verfügbar.
Report: Die alljährlichen Umfragen des Bau & Immobilien Report zeigen, dass BIM sowohl bei Architekten als auch Bauunternehmen im beruflichen Alltag nur eine »kleine« oder »keine« Rolle spielt (jeweils rund 60 %).
Grau: Das ist eine Momentaufnahme, ich bin sicher, schon in zwei, drei Jahren wird sich das grundlegend verändern. BIM-basierte Arbeitsmethoden sind schneller, transparenter und bieten deutlich höhere Kosten- und Terminsicherheit. Ich kann nur allen raten, diese Vorteile möglichst rasch zu nutzen. Das Reißbrett wurde schließlich auch vollständig durch CAD-Software abgelöst und wer das damals nicht ernstgenommen hat, ist vermutlich nicht mehr in der Branche tätig.
Report: Nova IT wurde im Jahr 2014 mit dem Vorsatz gegründet, das »bis dato solide aber auch etwas statische Gefüge der Bausoftwarebranche aufzuwirbeln«. Inwiefern würden Sie heute sagen, das ist gelungen? Was unterscheidet NOVA AVA von anderen AVA-Lösungen?
Grau: Ja, das ist absolut gelungen, auch wenn es etwas länger als geplant gedauert hat. Unsere Anwender schätzen die Vorteile flexibler Angebote. Und die wenigsten möchten mehrere Ttausend Euro investieren, um Software auf einem Rechner zu installieren. Das gilt übrigens nicht nur für Architektur-, Planungs- und Ingenieurbüros, sondern auch für Großkonzerne. Dort lautet die Devise: Mobile First – Cloud First. Ein weiterer Unterschied besteht im Look-and-Feel moderner Webanwendungen im Vergleich zu konventioneller Software. Wo früher zig Symbolleisten mit vielen kleinen Buttons waren, sind heute nur noch wenige übersichtliche Funktionen mit der Reduktion auf das Wesentliche geschaltet – und dabei dennoch fachlich vollumfänglich.
Report: Wo sehen Sie hinsichtlich Digitalisierung und BIM die größten Unterschiede zwischen Österreich und Deutschland?
Grau: Das kann ich nur aus Sicht unserer Anwender beurteilen: Etwa die Hälfte aller Kunden in Deutschland arbeitet bereits nach der BIM-Methode, Tendenz steigend. In Österreich ist es erst etwa ein Viertel. Durch die Kompatibilität mit den Ö-Normen wie B2063 und B1801-1 sind aber heute schon die Voraussetzungen für AVA und Baukostenmanagement mit BIM in Österreich geschaffen – wir sind optimistisch!