Auf ein Wort (1)
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Teil 1 der Umfrage:Der Bau & Immobilien Report hat führende Unternehmen der Branche mit Fragen zur aktuellen Geschäftsentwicklung, den Umgang mit Kapazitätsengpässen und Erwartungen an Expansionen und Zusammenschlüsse konfrontiert. Die Antworten im O-Ton.
Erwin Truskaller, Leiter Vertrieb International Sto Ges.m.b.H.
Report: Im Juli hat Sto seine dritte Niederlassung in Serbien eröffnet. In welchen Bereichen sehen Sie in Serbien das größte Potenzial?
Truskaller: Vorrangig wollen wir mit unseren qualitativ hochwertigen und attestierten Fassaden- und Bodensystemen reüssieren. Als Zielgruppe dienen uns qualitätsbewusste GUs und Verarbeiter einerseits sowie kreative und designbewusste Architekten andererseits. Im Fassadenbereich sehen wir, dass die Vielfalt unserer Oberflächenbeschichtungen aus einer Hand – von Putz über Klinker bis hin zu Glas – vom serbischen Markt gut angenommen wird. Entsprechende Objektreferenzen in Belgrad und Novi Sad unterstützen uns dabei, die Marke »Sto – graditi svesno« bekannter zu machen. Auch bei den hochwertigen Sto-Innenfarben sehen wir Potenzial und versuchen diese mittels lokaler Vertriebspartner am Markt zu platzieren.
Bernhard Mucherl, Geschäftsführer Murexin GmbH:
Report: Im Jänner wird das Murexin Technikum eröffnet. Welche Erwartungen haben Sie an die 1,5 Millionen Euro teure Investition?
Mucherl: In nur neun Monaten Bauzeit entstanden auf etwa 500 Quadratmetern Räume für Anwendungstechnik, praktische und theoretische Schulungen, Büros und Bereiche für Forschung und Entwicklung. Auf eigens dafür vorgesehen Flächen werden wir Produkte unter unterschiedlichen Bedingungen testen und lassen unsere Erkenntnisse in die Schulungen einfließen. Wir freuen uns, unsere technische Kompetenz und die Verarbeitung unserer Produkte in einem modernen, funktionalen Rahmen zeigen zu können. Endlich haben wir die räumlichen Kapazitäten, den vielen Anfragen unserer Kunden nach Produktschulungen nachzukommen. Mit Jahresbeginn starten wir unser Schulungsprogramm, das dem Servicegedanken voll und ganz Rechnung trägt.
Ernst Strasser, Geschäftsführer ACO
Report: Laut einer Erhebung des Bau & Immobilien Report zählt ACO gemessen an den Patenten in den letzten fünf Jahren zu den innovativsten Branchenvertretern. An welchen neuen Produkten und Lösungen wird aktuell geforscht?
Strasser: Trotz Abschwächung des Wirtschaftswachstums 2020 rechnen wir mit anhaltenden Investitionen in den Wohnbau und den übrigen Hochbau. Damit sollte die Nachfrage nach Entwässerungslösungen für Balkon- und Terrasse, Dach, Tiefgarage und angeschlossene Freifläche weiterhin hoch bleiben. Durch das stärkere Umweltbewusstsein und gestiegene Grundstückspreise wird der Regenwasserreinigung eine stärkere Bedeutung zukommen. Grünmulden werden zunehmend durch technische Filter abgelöst werden. Demnach ist es unser Anspruch, auch in neuen Themenwelten Innovationsführer in der Entwässerungstechnik zu sein.
Insgesamt gehen wir davon aus, dass die Bauwirtschaft ein weiteres gutes Jahr erleben wird, auch wenn es in der zweiten Jahreshälfte in einzelnen Bereichen zu Abschwächungen kommen kann. Natürlich werden wir auch versuchen unseren Service weiterhin zu verbessern. Im Jahr 2019 hat dieser Service entscheidend zur VBÖ Auszeichnung »Beste Baustoffindustrie 2019« beigetragen, welche für uns ein absolutes Highlight in diesem Jahr darstellte.
Harald Zulehner, Geschäftsführer Doka Österreich GmbH
Report: Mit BIM können Schalungsprozesse noch genauer auf den Bauprozess abgestimmt werden. Wie groß ist heute die tatsächliche Nachfrage nach BIM-Lösungen in Österreich?
Zulehner: Die österreichische Bauwirtschaft unterzieht sich aktuell einem spannenden Wandel. Virtuelles Bauen wird in naher Zukunft zum Standard werden – Vernetzung und Automatisierung der »realen Baustelle« werden noch weiter zunehmen. Die damit verbundene Neuartigkeit wirkt auf manche bedrohlich. Doka versteht diesen Wandel hingegen als große Chance, um die Baustelle der Zukunft proaktiv mitzugestalten und hat sogar ein eigenes BIM-Competence Center aufgebaut. Schalung hat einen wesentlichen Einfluss auf den Betonbauprozess. Dank BIM können Schalungslösungen im »digitalen Zwilling« noch genauer auf Bauprojekte abgestimmt werden und somit signifikant zum Erfolg dieser beitragen, sowohl was das Betonergebnis, Timing und Effizienz betrifft.
In Skandinavien beispielsweise werden bereits mehr als 80 % der Bauvorhaben mithilfe von Bauwerksmodellen realisiert, so weit ist Österreich noch nicht. Wir merken bei den österreichischen Baufirmen jedoch ein deutlich gesteigertes Interesse am Thema BIM. Gemeinsam mit einigen großen Unternehmen realisieren wir aktuell die ersten BIM-Pilotprojekte, wobei hier der Fokus derzeit noch beim Hochbau liegt. Für kleinere und mittlere Baufirmen wird es aus Ressourcengründen etwas länger dauern, bis BIM im Baustellenalltag ankommt. Mit dem kostenlosen Seminar »Digital@Doka« bietet Doka auch den kleineren Baufirmen die Chance, sich näher über den Mehrwert von BIM und die digitale Kompetenz von Doka zu informieren und baut so Berührungsängste ab.
Gernot Tritthart, Vertriebs- und Marketingdirektor bei Lafarge Zementwerke GmbH:
Report: Ende 2018, Anfang 2019 klagten viele Zementhersteller über Kapazitätsengpässe. Wie ist 2019 aus Sicht von Lafarge gelaufen? Konnten alle Kunden bedient werden?
Gernot Tritthart: Wir waren speziell im ersten Quartal 2019 bis zur Karwoche mit einer Nachfrage konfrontiert, die wir für diese Jahreszeit in diesem Ausmaß noch nicht kannten. Wir gehen davon aus, dass selbst unsere Kunden diesen Bedarf nicht abschätzen konnten und mehr als überrascht waren. Trotzdem konnten wir diese Situation gemeinsam einigermaßen meistern, wobei uns ausgewählte Kunden und unser Cluster-Netzwerk mit Tschechien und Ungarn halfen.
Erhebliche Mengen wurden aus unseren Schwesterwerken zur Lösung nach Österreich gebracht, wodurch keine österreichische Baustelle verzögert bzw. eingestellt wurde. Die Aufwendungen diesbezüglich sehen wir als gelebte Partnerschaft unsererseits, aber auch als Ansporn, gemeinsam mit unseren Kunden und Partner an einer besseren Planungsgenauigkeit zu arbeiten. BIM könnte dabei eine nicht unerhebliche Rolle spielen.