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Solarstraßen

Downton Sandpoint: Sicherheit. Dank LED-Funktion ist flexible und adaptierbare Straßenmarkierung kein Problem. Bildrechte: Sam Cornett. Downton Sandpoint: Sicherheit. Dank LED-Funktion ist flexible und adaptierbare Straßenmarkierung kein Problem. Bildrechte: Sam Cornett.

US-Visionäre wollen mit ihren »Solarstraßen« nicht nur den Straßenbau, sondern auch die gesamte Energiewirtschaft auf den Kopf stellen.

Am Anfang war der Pfad: Wo viele Füße täglich im Wald entlangtrampeln, entstehen Wege. Die Römer schließlich verbanden ein riesiges Imperium mit gepflasterten Heerstraßen, die bis ins Mittelalter Europas Hauptverkehrsadern blieben. Heute leiten riesige Transitstrecken aus Beton oder Asphalt Warenströme und Personen in gewaltigem Ausmaß von A nach B. Die Straße ist die Lebensader der globalisierten Welt. Schade, dass dieses ausgefeilte Verbindungssystem nicht noch mehr kann. Geht es nach Julie und Scott Brusaw, wird sich das in Zukunft ändern. »Solar Roadways«, also Solarstraßen sollen dem US-amerikanischen Erfinderpaar zufolge den Straßenbau revolutionieren – und die Energiewirtschaft gleich mit. Sechseckige, etwa einen halben Meter breite Solarmodulbausteine aus extrem tragfähigem Panzerglas bilden die Oberfläche eines Hightech-Elektronikelements, das nicht nur Sonnenlicht in Strom umwandelt und ins Netz zurückspeist, sondern intelligente Straßenmarkierung mit LEDs, schnee- und eisfreie Fahrbahnen, Sicherheit vor Unfällen mit Wildtieren und durchgängige elektronische Zustandskontrollen der Verkehrswege möglich machen soll. Was wie Science-Fiction klingt, findet inzwischen immer breitere Unterstützung: Schon vor fünf Jahren hat die US-amerikanische Infrastrukturbehörde das Projekt in seiner Prototypenphase finanziell unterstützt. Inzwischen ist man ein Stück weiter gekommen: Was im Kleinen einwandfrei klappt, soll nun in Pilotprojekten und Versuchen zur Massenherstellung weiterentwickelt werden. Die Idee macht nicht nur den Behörden, sondern auch vielen Bürgern Hoffnung: Per Crowdfunding konnten die Brusaws für die aktuelle Projektphase ein Vielfaches der angepeilten Million US-Dollar von Unterstützern aus aller Welt einsammeln.

Die Straße als Kraftwerk

Es ist eine Idee, die das Zeug zur Revolution hat: Würde man großflächig nur einen Teil der Straßen, Parkplätze oder generell all jener Oberflächen, die heutzutage mit dem Erdölprodukt Asphalt blind zugeklebt werden, mit »Solar Roadways«-Panelen zu Solarkraftwerken umfunktionieren, hätte man das Energieproblem des Planeten schlagartig gelöst. Auch das Grundproblem der hoffnungsvollen E-Mobilitätsbranche wäre verschwunden: Wenn die Straße den Strom erzeugt, versorgen sich E-Cars per Induktion beim Fahren mit Strom und das Reichweitenproblem ist Geschichte. Viele der offensichtlichen Probleme, die Glas als Oberflächenmaterial im Straßenbau mit sich bringen würde, sind bereits gelöst: Der Grip des Spezialglases ist mit dem von Asphalt vergleichbar, bis zu 120 Tonnen Last trägt ein Modul. Spezielle Selbstreinigungsmechanismen sollen ebenso wie eine Armada von Kehrfahrzeugen die Oberflächen der – reflexionsfreien – Glasstraßen sauber und funktionstüchtig halten. Was anfangs schockiert,sind – natürlich – die projektierten Kosten der Energie- und Straßenvision: Etwa 10.000 US-Dollar würden derzeit nur drei Quadratmeter Solar Roadway kosten. Doch der Preisvergleich mit dem billigen herkömmlichen Straßenbau greift zu kurz: Solar Roadways sind nicht nur Transportwege, sondern Straße, Stromnetz und Kraftwerk in einem.

Kurze Amortisationszeiten

Im Unterschied zu althergebrachten Straßen würden die futuristischen Solar Roadways ihren Erfindern zufolge nicht nur ihre Kosten durch Stromerzeugung in wenigen Jahrzehnten wieder einspielen, sondern durch Wartungsarmut – einzelne schadhafte Elemente können einfach gefunden und gezielt ersetzt werden – und erhöhte Sicherheit im Endeffekt ihre Mehrkosten direkt und indirekt amortisieren. Auch der globale Abschied von fossilen Brennstoffen ließe sich so verwirklichen – die vermutlich horrenden Folgekosten für Schäden des Klimawandels oder sich kontinuierlich verteuernde Ölimporte müsse man den anfänglich erhöhten Kosten für »smarte« Straßen immerhin auch gegenüberstellen. Das Projekt von Julie und Scott Brusaw klingt auf den ersten Blick nach verwegener Science-Fiction. Aber wer weiß: Vielleicht braucht es ja diese und andere visionäre Ideen, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.

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