Prosecco-Träume
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Von wegen Mädchenbrause: Auf den hinreißenden Hängen bei Treviso entsteht das prickelnde Vergnügen, das sofort Glück auslöst. Wo es das gibt? In der Prosecco-Weinstraße. Die besten Tipps, wo der Prosecco wirklich Prosecco ist.
Von Werner Ringhofer, ValdobbiadeneEr ist nicht zum Angeben geeignet, kann vom Image her nicht mit Bordeaux, Burgund und Brunello mithalten, aber wir lieben ihn alle. »Prosecco, er ist die Leichtigkeit des Seins und das perlende Glück des Augenblicks«, sagt Hans Messner, Autor des neu erschienen Buchs »Reise durch das Land des Prosecco«. Mal schäumend, mal perlig, fein fruchtig, dezent süß, leicht und trotzdem tiefgründig. Das ist Prosecco, echter Prosecco, wie hier auf der Weinstraße zwischen Conegliano und Valdobbiadene. Die Tropfen aus den Supermärkten haben wir schon vergessen. »Oft werden billige Weine dafür genommen und die Kohlensäure nachträglich hineingepumpt«, empört sich Karin, die im Verkauf der renommierten Kellerei Col Vetoraz arbeitet.
>> Der echte Prosecco <<
Die zweite natürliche Gärung im Tank haucht Prosecco die schaurig schönen Perlen ein. Hinter seiner Leichtigkeit würde man aber nicht die harte Arbeit vermuten. Schwer zu beackern sind diese Weinberge, teilweise mit spektakulären Steillagen, auf denen sogar das Stehen schwierig ist. So schön, dass dieses Paradies als Kandidat zum Unesco-Weltkulturerbe nominiert wurde. Die Spitzenqualität stammt von einem Hügel bei Valdobbiadene und trägt auch seinen Namen: Cartizze, bloß 106 Hektar groß und besonders steil.
Die Winzer aus der Hügellandschaft sind stolz auf ihren gehaltvollen Prosecco, auf die Kollegen in der angrenzenden Ebene schauen sie buchstäblich herab. »Ja, die in der Ebene machen auch Prosecco, aber dort gibt die Prosecco-Traube nur Wasser«, meint Paolo Bisol, Inhaber der Kellerei Ruggeri. Früher war der Prosecco ein einfacher Bauernwein, mit der heutigen Technik hat man aber ein Qualitätsprodukt geschaffen, eine gute Flasche von Spitzenwinzern wie Ruggeri, Nino Franco, Col Vetoraz, Bortolin, Desiderio Bisol & Figli, Arturo Vettori und Fratelli Bortolin kostet deshalb genauso viel wie Wein. 10 bis 15 Euro, Prosecco-Kenner schockt das nicht.
>> Ein kleiner Flecken Erde <<
Die guten Weine wandern selten in größeren Mengen über Italien hinaus. Das Prosecco-Gebiet ist schließlich ein Miniflecken Erde mit bloß 5000 Quadratkilometern Weingärten. Spitzen-Prosecco schlürfen und shoppen kann man daher am besten vor Ort. Verkostungsproben bekommt man in den Kellereien meistens problemlos. Auch in den Enotheken kann man eine prickelnde Reise unternehmen. In der Enoteca Corte del Medà (Via Corte del Medà 15, Pieve di Soligo) mit 400 Etiketten, feinen Häppchen, Käse und Salumi oder in der Enoteca Al Brolo (Via Giambattista Cecchella 12/14, Funer di Valdobbiadene) mit vielen regionalen Spumantes auf zwei Stockwerke verteilt. Auch die Enoteca Al Milani (Piazza IV Novembre 22, Follina) hat ein großes Weinangebot.
>> Die Prosecco-Tour <<
Ein Schuss Abenteuer ist im Prosecco-Gebiet immer dabei. Auf dem Weg zum nächsten Winzer schraubt man sich mit dem Auto Kurve um Kurve auf einen der vielen Hügel, um sich dann wieder abenteuerlich in noch engeren Kehren ins Tal zu stürzen. Fast hinter jeder Biegung eröffnen sich hinreißende Aussichten auf hübsche Dörfer wie kleine Geschenke. Santo Stefano, Guia, Arfanta und Refrontolo heißen die Nester, die sich in den Berg krallen.
Die Originalroute führt vom quirligen Conegliano über Rua, Soligo und Col San Martino nach Valdobbiadene, ein Abstecher über die reizvolle Strecke durch Miane und Follina ist empfehlenswert. Wer Ruhe sucht, startet seine Prosecco-Tour nördlich in Vittorio Veneto und fährt weiter über Follina nach Valdobbiadene. »So entkommt man dem Verkehrsknotenpunkt Conegliano und taucht direkt in das hübsche Hügelland ein«, empfiehlt Hans Messner.
Noch ein Geheimtipp von Luciano, Marketingdirektor von Ruggeri: Werfen Sie Ihre schmalen Prosecco-Gläser weg. Guten Prosecco serviert man in Weißweingläsern statt in den schicken hohen, weil sich die Bläschen in den breiteren Gläsern viel besser entwickeln. Schäume sind dann wirklich Träume – und umgekehrt.
>> Tipps:
Allgemeine Information
> Für Hilfe und Reservierungen ist die Tourismusorganisation in Treviso auch auf Deutsch sehr hilfreich. Unter dem Punkt Booking kann man leicht Hotels, Relais, B&B und Bauernhöfe buchen. Via Venier 55, Treviso, (+39 0422) 54 10 52, www.marcatreviso.it (auch Facebook), www.visittreviso.it, www.prosecco.it. Landkarte über die Weinstraße in den Beherbergungsbetrieben oder im Internet.
Wohnen
> Relais Maso di Villa. Wunderbares Landhaus, Garten, Swimmingpool. DZ ab 120 Euro. Via Col di Guarda 15 (Einfahrt in der Via Morgante II),
Collalto di Susegana, (+39 0438) 84 14 14, www.masodivilla.it.
Trinken
> Conegliano
Giavi. Klein, fein. Exklusive Linie »Prima Volta«. Via Molena 32,
Conegliano, (+39 0438) 41 19 49, (+39 338) 956 85 98, www.giavi.it
> Santo Stefano di Valdobbiadene
Desiderio Bisol & Figli. Einer der besten Produzenten. Via Follo 33,
(+ 39 0423) 90 01 38, www.bisol.it
Col Vetoraz. Tipp: der Millesimato. Strada delle Treziese 1,
(+39 0423) 97 52 91, www.colvetoraz.it
Garbara. Geheimtipp, hohe Auszeichnungen. Via Menegazzi 19,
(+ 39 0423) 90 01 55, www.garbara.it
> Valdobbiadene
Nino Franco. Höchste Bewertung in der Weinbibel Gambero Rosso.
Via Garibaldi 147, (+39 0423) 97 20 51, www.ninofranco.it
Ruggeri. Tipp: Giustino B.. Via Prà Fontana, (+ 39 0423) 90 92,
www.ruggeri.it
Essen
> Locanda Marinelli. Verträumtes Lokal, das regionale Geschmäcker kreativ aufwertet. Via Castella 5, Col San Martino, (+39 0438) 98 70 38, Di. Mittag zu
> Osteria dai Mazzeri. Raffinierte Regionalküche. Via Pallade 18,
Follina, (+39 0438) 97 12 55, www.osteriadaimazzeri.com, Mo., Di. Mittag zu
> Ristorante Da Gigetto. Kulinarischer Platzhirsch, atmosphärisch.
Via A. de Gasperi 4, Miane, (+39 0438) 96 00 20
> Trattoria alla Cima. Einfache, ehrliche Küche. Via Cima,
Valdobbiadene, (+39 0423) 97 27 11, www.trattoriacima.it, Mo. Abend, Di. zu
Lesen
> Viele Tipps, Osterien, Winzer. Hans Messner, Reise durch das Land des Prosecco, styria regional, 19,95 Euro