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Auf dem Highway liegen die Millionen

E-Business nimmt einen immer wichtigeren Stellenwert für sehr viele österreichische Unternehmen quer durch die Branchen ein. Nach einer aktuellen Umfrage der WKö sind drei Viertel der Unternehmen der Meinung, dass E-Business für ihr Unternehmen sehr wichtig oder wichtig ist. Allein der Einzelhandel erwirtschaftete 2006 rund 615 Millionen Euro auf dem Datenhighway. Dies entspricht etwa 1,4 Prozent des gesamten Einzelhandelsvolumens in österreich. Am wichtigsten ist E-Business im Computer- und Softwareeinzelhandel, der rund 17 Prozent des Branchenvolumens im Internet abwickelt. Mit einigem Respektabstand folgen der Buch- und Zeitschrifteneinzelhandel sowie der Elektroeinzelhandel inklusive Musik (jeweils 8 Prozent). Am unteren Ende der Skala sind der Lebensmittel- und der Optikeinzelhandel zu finden. Hier liegt der Anteil des Internets am Branchenumsatz deutlich unter 1 Prozent.

Report (+): Wieviele Unternehmen sind im so genannten E-Commerce beheimatet, haben Ihre Geschäftsbasis dort? Bei wie vielen Firmen schätzungsweise ist E-Commerce ein Teil der Vertriebs- und Verkaufsstrategie geworden?
Anna Maria Hochhauser: An die 3.200 Handelsunternehmen haben Onlineshops und sind im Interneteinzelhandel im engeren Sinn tätig. Das sind knapp 8 Prozent aller Einzelhandelsunternehmen. Davon sind rund 500 Unternehmen reine Internethändler, machen dort also 100 Prozent ihres Umsatzes. Etwa 2.550 Online-Shops werden von Unternehmen des so genannten stationären Einzelhandels betrieben. Außerdem haben rund 150 Versandhandelsunternehmen im Internet einen zusätzlichen Vertriebskanal erschlossen. Obwohl der traditionelle Versandhandel die geringste Zahl an Online-Shops im Interneteinzelhandel hat, entfallen auf ihn rund 45 Prozent des Interneteinzelhandelsvolumens.
Zudem gibt es im Großhandel und in der Sachgütererzeugung grob geschätzt rund 500 - 800 Onlineshops, über die auch regelmäßig Endverbraucher beliefert werden. Auch im Tourismus und für die Industrie ist das Internet ein nicht zu vernachlässigender Vertriebskanal geworden.

Was ist die Motivation von Unternehmen, aktiv in Internet aufzutreten? Welche neuen Möglichkeiten haben sich als besonders förderlich erwiesen?
Das Internet bietet schlicht und einfach unzählige neue Vertriebs- und Werbemöglichkeiten. Wobei die Kunst darin besteht, die interaktiven Möglichkeiten des Mediums Internet in die Kernkompetenz des eigenen Unternehmens einzubinden. Wie das funktioniert, hat zum Beispiel die Firma Edelwiser, die Ski erzeugt, erfolgreich demonstriert. Das Erfolgsgeheimnis: Der Kunde kann die Skioberfläche individuell gestalten, wobei der personalisierte Gestaltungsprozess über das Internet mit einem \"interactive SkiDesigner“ abgewickelt wird. Dafür wurde Edelwiser mit dem österreichischen Multimedia & e-Business Staatspreis 2007 ausgezeichnet.

Was lässt sich Jahre nach dem Platzen der Dot-com-Blase - die hierzulande ohnehin nicht besonders aufgebläht war - für E-Business in österreich sagen? Sind Unternehmen mit Schwerpunkt im E-Commerce besser oder schlechter als der Mitbewerb in der alten, analogen Welt aufgestellt?
Natürlich sind Unternehmen, die die Möglichkeiten des E-Business für ihre Zwecke nutzen, besser aufgestellt. Wobei in der heutigen Wirtschaftswelt ein Auseinanderdividieren von E-Business und klassischem analogen Business nicht sinnvoll ist. Nicht \"entweder oder“ sondern \"sowohl, als auch“ muss die Devise lauten. Oder anders gesagt: Die Möglichkeiten des Internet müssen genützt werden, um die Kernkompetenzen und Stärken des eigenen Unternehmens innovativ weiterzuentwickeln und zu präsentieren.
Der Einsatz von IT ist zudem ein wichtiges Instrument der Unternehmensreorganisation, etwa um Prozesse zu beschleunigen. Das zeigen auch meine Erfahrungen innerhalb der WKö. Last but not least: Was mitunter noch nicht ausreichend erkannt wurde ist, dass IT Chef- und Chefinnensache sein muss. Diesem Thema und den damit verbundenen Herausforderungen werden wir auch den heurigen E-Day widmen, der am 6. März in Wien stattfindet.

Welche Fehler werden von Unternehmern beim Gang ins Onlinegeschäft gemacht? Wo steuert man oft an Erwartungen vorbei?
Wer meint, eine einzige Investition reiche aus, um weltweiten Geschäftserfolg zu haben, liegt mit Sicherheit falsch. Die eigene Unternehmenswebsite sollte so behandelt und betreut werden wie eine Filiale. Dazu gehören etwa die Festlegung einer persönlichen Zuständigkeit oder etwa ein eigenes Budgets dafür. Und: So wie eine Filiale immer wieder neu ausgestattet wird, sollte auch die Firmenhomepage regelmäßig generalüberholt werden.

Sicherheitskonzepte wie die digitale Signatur oder andere Authentifizierungsplattformen könnten dem E-Business einen neuen Schub verleihen. Woran scheitert der schnelle Rollout und die breite Umsetzung von tauglichen Sicherheitsmerkmalen wie die elektronische Unterschrift? Brauchen die Konsumenten und die Unternehmen die Absicherung mit der Signatur überhaupt?
Sicherheit ist und bleibt ein zentrales Thema, um das E-Business noch weiter anzukurbeln. Das Problem ist: Die Nutzer sind einfache Authentifizierungsmethoden gewohnt und oft nicht bereit, sich umzustellen. Früher haben ein bis zwei Passwörter gereicht, heute muss man sich eine Fülle von unterschiedlichen Codes merken. Die Einrichtung eines Passwort-Safes auf der digitalen Signatur wäre in diesem Zusammenhang eine gangbare Lösung. Die Benutzer müssten sich dann für sämtliche Onlinegeschäfte nur noch ein einziges Passwort merken. Das würde dem E-Business zusätzlich Auftrieb verleihen.

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