Ein altersgerechter Umbau der eigenen Wohnung erhöht nicht nur die Lebensqualität der älteren Generation, sondern ist auch deutlich günstiger als die Gesamtkosten eines Pflegeheims. Damit die Baumeister zur zentralen Ansprechperson für die Adaptierungsmaßnahmen werden, bietet die Bundesinnung Bau ab Herbst das Qualifizierungspaket »Bauen für das Alter«. Ein Gastkommentar von Bundesinnungsmeister Hans-Werner Frömmel. Älteren Menschen möglichst lang das Wohnen in ihren vertrauten vier Wänden zu ermöglichen, ist gesellschaftspolitisch und volkswirtschaftlich sinnvoll. Das zeigt eine aktuelle Studie zur Wohnversorgung für SeniorInnen, die im Auftrag unserer Berufsvertretung entstanden ist und auf großes Interesse stößt.Auf die Ergebnisse der Untersuchung angemessen zu reagieren betrachten wir Baumeister ebenso als Auftrag wie das entsprechende Bewusstsein für altengerechte Wohnformen in den eigenen Reihen zu fördern und die Fachkompetenzen speziell für diesen Bereich zu erweitern. Wen wundert es, dass das Wohnen im Alter in aller Munde ist? Wenn uns Bevölkerungsexperten vorrechnen, dass sich die Altersgruppe der über 80-Jährigen bis 2050 auf mehr als eine Million SeniorInnen verdreifachen wird, stellt sich zwangsläufig die Frage nach den geeigneten Wohnmodellen der Zukunft. Denn schon jetzt explodieren die Kosten für die Versorgung von älteren Menschen in Senioren- und Pflegeheimen. Es wird einer gemeinsamen Kraftanstrengung bedürfen, um der alten Generation durch bauliche Maßnahmen ein würdiges Wohnen zu ermöglichen und gleichzeitig die Sozialverbände nachhaltig finanziell zu entlasten. Die Ergebnisse unserer Studie sind uns dahingehend eine wertvolle Orientierungshilfe.Umbau bringt Kostenvorteile Denn wie die Untersuchung deutlich macht, ist die Adaptierung bei entsprechender Anreizförderung für Senioren durchaus leistbar. Ein Vergleich belegt zudem die Kostenvorteile des altengerechten Wohnungsumbaus gegenüber dem Finanzbedarf für das Pflegeheim oder den Wohnungsneubau mit Betreuung. Diese beiden Varianten bedeuten schon nach fünfjähriger Nutzung das Vier- bis Fünffache an Kosten, verglichen mit einem Umbau. Diverse Modelle bestätigen zusätzlich, dass sich die geförderte Bestandssanierung mit dem Ziel der Barrierefreiheit unter Berücksichtigung von Pension, Pflegegeld, Zuschüssen und Eigenleistungen für die SeniorInnen ebenso rentiert wie für die öffentliche Hand. Darüber hinaus bietet der ganzheitliche und umfassende Umbau einen erheblichen Mehrwert durch die Nutzung der Lagevorteile der bestehenden Wohnung, die Energieeinsparung dank thermischer Sanierung und durch die positive Stimulation der Baukonjunktur.Ganz wesentlich für uns ist aber auch die Erkenntnis, dass nicht allein der Rechenstift die künftige Marschrichtung bestimmt. So stellt die Studie auch fest, dass für 95 Prozent der SeniorInnen das Wohnen in den vertrauten »eigenen vier Wänden« die beliebteste Wohnform ist. Durch gezielte Maßnahmen können Unfälle im Haushalt, die zu 80 Prozent wegen baulicher Barrieren geschehen, weitgehend verhindert werden. Damit entstehen gute Voraussetzungen für einen möglichst langen Verbleib zu Hause. Die Politik und die Bauwirtschaft stehen unter Zugzwang. Wir plädieren angesichts der Dringlichkeit für die Einrichtung einer Arbeitsgruppe aus Experten und Politikern, die abgestimmte Konzepte zur baldigen praktischen Umsetzung vorlegen.Ab Herbst 2010 bietet die Bundesinnung Bau ihren Mitgliedern mit dem neuen Qualifizierungspaket »Bauen für das Alter. Wohnen ohne Barrieren« die Möglichkeit, sich an den BAUAkademien in das Thema zu vertiefen. Das Spezialseminar, das wir mit einem Qualifizierungsscheck unterstützen, informiert über die Marktchancen, vermittelt Zusatzkenntnisse für die Planung und Ausführung sowie besondere Beratungskompetenzen und gibt einen Überblick über mögliche Förderungen.Wir werden künftig verstärkt für Wohnformen eintreten, die den frühzeitigen Eintritt von älteren Menschen in das Pflegeheim verhindern.