Der E-Government-Spezialist icomedias sorgt mit seiner digitalen Katastrophenschutz-Lösung für Aufsehen. Ein herausragendes Beispiel für Katastrophenschutzprojekte in Österreich ist die Multiplattformlösung »Katastrophenschutz Online«, die von icomedias entwickelt wurde. Die Plattform ist in der Steiermark und Salzburg im Einsatz und unterstützt Einsatzkräfte bei ihren Aufgaben und deren Koordinierung in Echtzeit.Report: Nicht erst seit den jüngsten Hochwassern ist Katastrophenschutz ein Riesenthema in Österreich. Wie kann eine IT-Lösung hier helfen?Christian Ekhart: »icomedias Protection|Workflow« ist eine optimale Unterstützung beim Katastrophenschutz mit digitalen Einsatzplänen mit Checklisten, Ansprechpartnern und verfügbaren Ressourcen. Vorteil ist, dass die Lösung browserbasiert ist. Über das System abrufbar sind da etwa Standorte von Schulen, Altenheimen, Krankenhäusern, Transportunternehmen oder Tankstellen – bis hin zu Feuerwehrausstattungen, Notstromaggregaten und Sandsäcken. Eingebunden ist schlichtweg alles, was im Katastrophenfall zu einem Problem werden oder Hilfe leisten kann. Neben der Ortsinformation und Geokodierung auf Karten sind jeweils die Kontaktdaten der zuständigen Ansprechpersonen vermerkt und wie diese auch am Wochenende erreichbar sind. Katastrophen halten sich ja selten an Geschäftszeiten.Dynamische Checklisten geben im Anlassfall personenunabhängig das nötige Wissen an die Koordinations- und Einsatzkräfte weiter. Darin sind dann beispielsweise allgemeine Anweisungen bei Hochwasser oder Hagel, Anschlägen oder Waldbrand angeführt. Abhängig vom Standort des Ereignisses werden diese auch gleich mit etwa dem zuständigen Polizeiposten, dem Bezirkshauptmann, oder Amtssekretär verknüpft. Bei der Nutzung am mobilen Endgerät können die betreffenden Personen direkt und medienbruchfrei angerufen werden.Report: Welche Funktionalitäten werden in Zukunft zu sehen sein?Ekhart: Eine unserer jüngsten Entwicklungen betrifft ein Einsatztagebuch, ETB genannt. Der behördliche Katastrophenschutz muss zunehmend genau dokumentieren, damit Entscheidungen der Einsatzkräfte wie beispielsweise das Öffnen von Staudämmen bei Hochwasser oder die Errichtung von Straßensperren bei einem Autobusunfall auch später noch nachvollziehbar sind.In der Zukunft werden die Nutzer im Katastrophenschutz wesentlich mobiler und mit mehr Interaktionsmöglichkeiten unterwegs sein. Je mehr Daten in seinem solchen System zu Verfügung stehen, desto besser kann geschützt und gerettet werden. Dies betrifft unterschiedlichste Faktoren: die Anzahl der Menschen, die in bestimmten Regionen leben, ob sie gebrechlich sind oder sich statistisch gesehen eher an Werktagen dort aufhalten. Entscheidend sind auch Gebäudearten, Wohngebiete oder Verkehrsflüsse zu bestimmten Zeiten und Tagen, wiederum abhängig von der jeweiligen Wetterlage. Zu möglichen Portallösungen beraten wir auch Ministerien in Österreich und haben international Gespräche mit Verwaltungen laufen.Report: Wie sieht die Situation in den anderen Bundesländern aus?Ekhart: Ein System mit dieser Systematik und der verteilten, laufenden Pflege durch Behörden und Gemeinden selbst gibt es außerhalb von Steiermark und Salzburg in Österreich nicht. Ich kenne auch kein anderes System, das diese Detailtiefe und Verwaltung katastrophenrelevanter Objekte bietet. In der Steiermark gibt es derzeit einen Datenbestand von zirka 30.000 katastrophenrelevanten Objekten, die in 300 verschiedene Klassen eingeteilt sind – vom Sandsack bis zum Lastenhubschrauber, von allen Behörden, Ministerien und angrenzenden Verwaltungen.Report: Wie kooperativ können unterschiedliche Verwaltungen auf ein Katastrophenschutzsystem zugreifen?Ekhart: Die Landesverwaltungen Steiermark und Salzburg haben sich zu einer Kooperation entschlossen, um ihre Entwicklungen gemeinsam und günstiger finanzieren zu können. Sie greifen auf einen gemeinsamen Datenpool zu und tauschen dort auch munter Erfahrungen aus. Im Katastrophenschutz ist eine grenzübergreifende Kooperation auch unbedingt notwendig. Schließlich machen Katastrophen nicht vor Landesgrenzen halt.