Beim Stichwort Schweiz denken viele an Berge, an Skifahren und an Nobelorte. Wafer und Ingots dagegen rufen keine spontane Assoziation hervor. Zu eng gedacht: In Zürich befindet sich die Europazentrale des Photovoltaik-Weltmarktführers Trina Solar. Karin Legat aus ZürichDie Erfolgsfaktoren klingen nicht spektakulär: mono- und polykristallines Silizium. Die Begriffe dahinter versteht in der Regel nur der Fachmann: Nominalleistung-PMAX 185 Wp, Leistungstoleranz 0/+3 %, Spannung im MPP-UMP 36,1 Volt, Strom im MPP-IMP 5,14 Ampere, Leerlaufspannung-UOC 44,6 Volt, Kurzschlussstrom-ISC 5,48 Ampere und Modulwirkungsgrad-ηm 14,5 %. Das sind die elektrischen Daten für eines der zahlreichen PV-Module von Trina Solar, einem führenden Hersteller integrierter Photovoltaik für Wohngebäude, Gewerbeobjekte und Großanlagen. Die Europazentrale befindet sich in der Schweiz, regionale Hauptniederlassungen in München, Mailand und Madrid. Vertriebsniederlassungen gibt es in London, Prag und Lyon. In Österreich ist Trina Solar über den Vertriebspartner my-PV präsent. Seit 2005 wurden europaweit 6.250.000 Module verkauft. „Legt man das auf km um, ergibt das die Strecke von Madrid bis Shanghai – 10.365 km“, veranschaulicht Europachef Ben Hill. „2011 haben wir 1,4 Milliarden Dollar umgesetzt. Das sind 68,2 % des Gesamtumsatzes des Unternehmens.“ZellentwicklungHighlights bilden aktuell das Modul TSM-PC05A sowie das Montagesystem Trinamount. „Die Honey-Module TSM-PC05A und TSM-PC14A bieten Spitzenleistung in der Produktfamilie multikristalliner Solarmodule von Trina Solar. Sie zeichnen sich durch einen überdurchschnittlichen Effizienzgrad aus, der an die Leistungsfähigkeit monokristalliner Module heranreicht und durch verschiedene Technologiefeatures erreicht wird“, informiert Rolf-Peter Wurtz, Product Manager Europe. „Eine neue Texturierung verändert die Oberflächenstruktur der Zelle und maximiert so die aktive Fläche. Die Oberflächenreflexion wird von 23 % auf unter 4 % gesenkt. Die Zellen nehmen so mehr Licht auf. Der Zellwirkungsgrad steigert sich um bis zu 0,5 %.“ Im September 2011 haben die 60-Zellen-Honey-Module, die auf einer innovativen multikristallinen Zelltechnologie basieren, den Effizienzweltrekord von 274 Wp (Watt Peak) aufgestellt. Durch höhere und dünnere Leiterbahnen auf der Zelloberfläche wird auch die zur Stromgewinnung nutzbare Fläche insgesamt erhöht. Abseits der PV-Module bietet Trina Solar mit Trinamount ein System zur raschen und einfachen Montage von PV-Anlagen auf allen Dachtypen. Trinamount I ist für Ziegeldächer konzipiert, Version II für Schindel- und Blechdächer und Trinamount III für Flachdächer. „Das System besteht aus einem speziellen Modulrahmen und einer Reihe einfach einzusteckender und mit einer Vierteldrehung zu fixierender Verbinder“, erklärt Wurtz. Durch die drastische Reduzierung der Teilezahl, Materialkosten und Installationszeit ergibt sich die optimale Lösung für private und gewerbliche Anlagen. „Wir haben uns damit vom reinen Komponentenhersteller zum Designer profiliert“, ist Ben Hill stolz. Trinamount wurde als komplettes Design-, Montage-, Erdungs- und Logistiksystem entwickelt. „Durch eine Nut im Rahmen lassen sich die Solarmodule kraftschlüssig untereinander sowie mit dem Montagesystem, der Erdung und dem Zubehör verbinden“, so Wurtz. „Das System ermöglicht neben dem besseren Diebstahlschutz eine attraktivere Optik. Durch die Optimierung der einzelnen Module lässt sich die Systemleistung um bis zu 20 % steigern.“PV einst und jetztIhre erste große Herausforderung fand die Photovoltaik im Weltall. Da Batterien zu schwer waren, bezogen ab Mitte der 1950er Jahre Raumfahrzeuge ihre Energie aus PV-Zellen. Heute hat PV den Privat-, Gewerbe- und Industriebereich erobert. Lag der ursprüngliche Wirkungsgrad bei 4 % erbringt ein Modul heute unter optimalen Bedingungen bis zu 22 %. Wissenschafter halten eine Steigerung auf 30 % für möglich. Trina Solar pflegt zahlreiche Kooperationen, produziert wird dabei überwiegend in China. Auf etwa fünf Quadratkilometer betreibt das Unternehmen in China den Trina Solar PV Industrial Park, in dem sich alle wichtigen Zulieferer angesiedelt haben. Intensive Zusammenarbeit erfolgt ebenfalls mit führenden Universitäten weltweit. Hier befindet sich auch das Testlabor des Unternehmens, das Center for Excellence. „Durch die vollständige Kontrolle der Wertschöpfungskette können wir die Produktqualität über den gesamten Fertigungsprozess prüfen. Wir stellen unsere Ingots, Wafer, Zellen und Module selbst her und können so in jedem Fertigungsschritt höchste Qualität und damit Leistung gewährleisten. Produktionsprozesse lassen sich optimieren, Herstellungskosten senken, Produktionszyklen verkürzen“, informiert Hill. Seit der 2005 erfolgten Inbetriebnahme der ersten Fertigungsanlage für monokristalline Ingots hat Trina Solar seine Produktion kontinuierlich erweitert. Im März 2012 erreichte die Modulproduktionskapazität 2,4 GW. Nach dem erfolgreichen Start in den deutschsprachigen Märkten wurde das Angebot im Mai 2012 auf Großbritannien ausgeweitet. Im Juni soll Italien als weiterer Markt erschlossen werden. Den Kontakt zur Bau- und Handwerkszene pflegt Trina Solar seit April durch ein Partnerprogramm für Installateure, mit dem persönlicher technischer Service, Beratung zu Produkten und Installation sowie aktive Verkaufsunterstützung geboten werden. Zusätzlich bietet Trina Solar Online-Seminare und Vor-Ort-Unterstützung bei Installation und Systemüberwachung. Mit der Trina Solar Academy wird das Informationsangebot abgerundet. „Die Nachfrage ist sehr gut. Bei jedem Seminar verzeichnen wir 20 bis 25 Teilnehmer“, berichtet Hill. Das Onsight-Training buchen Kunden etwa für einen Vertriebstag auf ihrem Firmengelände. „Die Schulung von Vertriebspartnern und Installateuren spielt eine Schlüsselrolle für uns. Wir planen, die Trina Solar Training Academy auch in anderen europäischen Märkten zu starten.“… und in ZukunftDie R&D-Pläne von Trina Solar sind beeindruckend, ebenso wie die Rahmenbedingungen. Das R&D-Budget wurde laut F20-Report von 18,625 Mio. Dollar im Jahr 2010 auf 44,120 Mio. Dollar im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. „Wir arbeiten an der nächsten solar cell generation“, so Ben Hil. Das bedeutet- Forschung an "backcontact cells". Der "midterm" wird mit zwei bis drei Jahren festgelegt.- "Endtype silicon" für Effizienzsteigerungen- optische Optimierung