Vom Setzen auf das falsche Pferd
- Written by Redaktion_Report
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Report: Der Outsourcingmarkt ist in Teilen der Wirtschaft ein fast schon gesättigter Wirtschaftszweig, andere Bereiche haben noch großes Potenzial. Welche Sparten haben für IT-Dienstleister im Outsourcinggeschäft noch die besten Aussichten?
Hans Leisentritt: Wir sehen besonders in Deutschland ein Riesenpotenzial im Bankenbereich. Haben dort die IT-Kosten früher eine eher untergeordnete Rolle gespielt, gerät nun die Konsolidierung der Mitarbeiterzahlen in den Fokus. Es geht darum, den überhang im Personal in Bereichen wie der IT unter Kontrolle zu bekommen.
Johannes Baumgartner: Die IT-Landschaft ist bei internationalen Finanzinstituten ebenso wie der heimischen Bankenlandschaft wert, objektiv auf Verbesserungsmöglichkeiten betrachtet zu werden. Trends aus Deutschland fallen bei uns meist erst ein paar Jahre später auf fruchtbaren Boden. Ich beobachte diese Entwicklung zeitversetzt also auch für österreich. Outsourcingprojekte sind in österreich aus der Historie heraus stark industrielastig, weiteres starkes Wachstum verzeichnen wir in Sparten wie der Finanzwirtschaft oder im Telekommunikationsmarkt mit Kunden wie Mobilkom, Hutchison oder One.
Das Thema Outsourcing ist trotz Vorzeigeprojekten noch immer mit vielen Vorbehalten verbunden. Beispielsweise ruft Offshoring - das Auslagern von Geschäftsteilen in ferne Länder - Arbeitsplatzängste und Globalisierungskritik hervor. Wie begegnen Sie dem?
Baumgartner: Beim Outsourcing geht es stets darum, Geschäftsrisiken zu minimieren. Dabei werden jedoch keinesfalls Teile eines Unternehmens zum Experimentieren freigegeben, sondern wohlüberlegt im intensiven Kontakt mit dem Outsourcingpartner durch Service-Level-Agreements auf eine neue Entwicklungsstufe gehoben. In solch einer Partnerschaft ist es dann unerheblich, ob die Distanz zum Outsourcing-Partner 1.000 oder 10.000 Kilometer beträgt.
Leisentritt: Wichtig ist auch für die Mitarbeiter bei den IT-Dienstleistern hier das Gesamtbild zu sehen. Wenn Bereiche, die im jeweiligen Land nicht Kernthema sind, an Kollegen beispielsweise in Indien abgegeben werden können, ist allen geholfen. Denn erst dann kann sich der Mitarbeiter in Deutschland oder österreich mit qualifizierteren, kundennahen Aufgaben beschäftigen. Durch Offshoring wird das heimische Geschäft nicht abgegraben, sondern nachhaltig gestützt.
An dieser Stelle spiegeln sich deutlich die Vorteile eines internationalen Partners wie Atos Origin wieder. Die Branche ist in den letzten Jahren zusammengewachsen. Die Kunden denken global - die IT-Dienstleister handeln global. österreich oder die Schweiz gesondert zu betrachten, reicht nicht mehr aus. Für die IT-Dienstleister ist dieser regionale Aufbruch aber auch Auftrag, den persönlichen Kontakt zum Kunden nicht zu verlieren. Auch dieses ist eine wesentliche Stärke von Atos Origin, ebenso wie länderübergreifend und flexibel reagieren zu können. Diese Serviceaufstellung ist ein Wettbewerbsvorteil und auch in Zukunft ein großes Differenzierungsmerkmal, denn Flexibilität ist besonders bei Großprojekten im Outsourcing notwendig. Ohne Offshore-Möglichkeiten ist zum Beispiel ein größeres Auslagerungsprojekt gar nicht denkbar. Denn Commodity-Bereiche, also Leistungen, für die keine österreichischen oder andere regionalspezifische Kenntnisse benötigt werden, können anderswo preiswerter erbracht werden - Managed Operations für die IT etwa oder Applikationen wie SAP.
Welchen Einfluss haben Outsourcingprojekte auf Geschäftsprozessebene bei den IT-Dienstleistern derzeit? Hat die große Phase des Business Process Outsourcing bereits begonnen?
Leisentritt: Wir haben bereits große Projekte im Business Process Outsourcing. Für Philips etwa hat Atos Origin den gesamten HR-Bereich übernommen. In den Sparten Finanzen und Controlling kann Atos Origin auf weitere große Kunden verweisen, die von besonders qualifizierten Experten in der Region GCE bedient werden.
Baumgartner: In österreich sind reine Projekte zum Business Process Outsourcing noch selten. Meist sind es Spezialbereiche größerer Projekte, die das Thema Business Process Outsourcing berühren. Jedoch haben wir auch in österreich bereits Kunden wie Alstom, die wir mit kleineren BPO-Projekten gewinnen konnten. Generell ist aber der große Boom noch nicht da. Der Riesenschub im BPO-Geschäft steht noch aus.Hans Leisentritt: Eine Auslagerung eines kompletten Geschäftsprozesses ist natürlich nicht zu unterschätzen. Wenn etwa ganze Vertriebs- und Frachtabläufe eines Unternehmens übernommen werden, ist die IT dahinter nur sekundär. Hier geht es dann auch um ein Verständnis für die Komplexität und Zusammenhänge im Unternehmen - also klar um ein Verstehen des Kunden und die Kommunikation auf der gleichen Ebene mit ihm. Nicht alles ist auf BPO ausrichtbar. Anders wiederum ist die Branche bereits gewachsen und verfügt heute über große Erfahrung. Wir sehen teilweise bereits Projekte in der dritten Generation: Viele Kunden haben schon zwei Projektphasen von je vier bis fünf Jahren Länge hinter sich gebracht und treten im Projektmanagement bereits ganz anders auf als noch Ende der Neunziger. Besonders Wirtschaftszweige wie Banken, Manufacturing oder Automotive können im Auslagern von Geschäftsprozessen bereits eine beachtliche Tradition vorweisen.