Geiz ist nicht geil
- Written by Redaktion_Report
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Alexander Safferthal:Im Hochbau fehlt der Bauindustrie ihr angestammter Bereich. Die Tausenden Quadratmeter mehrgeschoßigen Wohnungsbau wie vor zehn Jahren gibt es nicht mehr. Die Bauindustrie hat dann die Sanierung entdeckt und ist mit Preisen angetreten, die das Gewerbe nicht bieten konnte. Damit gingen uns Aufträge verloren, es wurde beim Preis nachgegeben. Die Folgen sind bekannt.
Experten raten dem Baugewerbe zu Vernetzungen. Was halten Sie davon?
Im Bau wird eine Vernetzung als Absprache gesehen und laut »Bauskandal« gerufen. Da müssen wir an der Gesprächskultur noch arbeiten.
Ihnen ist das Image ja ein großes Anliegen. Ist das gerade in Wien nicht ein Kampf gegen Windmühlen?
Solange überall das Billigste zählt und Slogans wie »Geiz ist geil« heilig sind, wird dieses Problem weiter existieren. Mir kann niemand glaubhaft machen, dass die öffentliche Hand dazu verpflichtet ist, das preisgünstigste Angebot anzunehmen. Wer ist denn der Eigentümer des öffentlichen Auftraggebers? Das sind die Bürger. Der öffentliche Auftraggeber ist eigentlich verpflichtet, dass es seinem Eigentümer gut geht. Wenn die öffentliche Hand Aufträge an Firmen vergibt, die auch Lehrlinge ausbilden, leistet sie volkswirtschaftlich einen Beitrag.
Sie haben sich in der jüngeren Vergangenheit immer wieder kritisch zum Baustoff Holz geäußert. Warum?
Jeder Baustoff gehört dorthin, wo er sich einmal hinentwickelt hat. Es macht einen Unterschied, ob Holz im alpenländischen Raum verwendet wird oder ob in der Mariahilferstraße ein mehrgeschoßiges Wohnhaus errichtet werden soll. Um bei einem Bürobau aus Holz die Brandschutzvorschriften einzuhalten, muss mit viel Fremdmaterialien abgeschottet werden.
Sehen Sie in den politisch forcierten Holzprojekten eine Fehlentwicklung?
Es ist unnötig, es wird viel Reklame gemacht. Der große Boom mit Wohnhausanlagen in Holz wird im Osten nicht kommen.
Zuletzt haben Sie sich auch kritisch zum Dämmstoff geäußert. Was stört Sie daran, dass Häuser Hüllen bekommen?
Für einen Plattenbau aus den Sechzigerjahren fällt mir auch nichts anderes ein als aufgeklebter Dämmstoff. Das Problem ist, dass die Komponenten Dämmstoff und Mauer schwierig zu trennen sind. Grundsätzlich beruhen die ganzen Berechnungen zum Heizwärmebedarf auf Formeln, die sich irgendjemand ausdenkt. Die dazugehörigen Berechnungsprogramme kosten ein Vermögen. überprüft wird das Ganze im Labor, was auf der Baustelle tatsächlich passiert, ist wieder eine eigene Sache. Energiesparende Häusern erfordern ja eine ganz andere Baudurchführungsqualität als wir sie derzeit gewohnt sind.
Worin sehen Sie das größte Potenzial für Jugendliche in der Bauwirtschaft?
Wir sind sehr stark in der Spezialisierung. Ein polnischer Maurer hingegen hat in seiner Ausbildung zugleich eine Ausbildung als Fliesenleger und Maler dabei. Es wird sich aufhören müssen, dass wir für einen Badezimmerumbau 17 Gewerke kontaktieren.
Die Ausbildung muss breiter werden?
Ja, eine ausgezeichnete Ausbildung, die auch fachübergreifend angelegt ist. Das sollte aber auch für Berufsgruppen gelten. Eigene Landesinnungen für Berufe, in denen es österreichweit gerade einmal 150 Firmen gibt, sind Unsinn.
Hat sich die Zusammenlegung des Fachverbandes Bauindustrie und der Bundesinnung Bau bewährt?
Ja, es ist sogar so, dass auf Landesebene die Gesprächskultur eine andere geworden ist.
Eine Spezialität Ihres Unternehmens ist der Hauskanal. Was ist daran so besonders?
Das Besondere ist, dass der Kanal sehr häufig vergessen wird, obwohl austretende Fäkalien das Grundwasser belasten und ein Rückstau sehr unangenehme Folgen haben kann. Als etwas ungeschickt erweist sich dabei manchmal auch die Teilung an den Spülkästen, die manche Zeitgenossen dazu verleitet, für das große Geschäft die Taste für das kleine Geschäft zu betätigen. Dann entsteht sehr rasch ein Problem, weil die paar Liter einfach gebraucht werden.