(+) plus: Stadterneuerung ist ein wesentliches Aufgabengebiet in dem Ressort, für das Sie verantwortlich zeichnen. Wo setzen Sie die Schwerpunkte? Michael Ludwig: Im Unterschied zu vielen anderen Großstädten der Welt hat sich Wien bewusst für den Weg der »sanften Stadterneuerung« entschieden. Dabei können die Mieterinnen und Mieter weiter in ihren Wohnungen leben und sich die Miete dank der Wohnbauförderung auch nach der Revitalisierung leisten. Daneben leistet die Stadterneuerung einen wesentlichen Beitrag zu mehr Wohnzufriedenheit. Denn wo gebaut oder saniert wird, entstehen auch Grünflächen, Kinderspielplätze, Schulen und Kindergärten. (+) plus: Welche konkreten Maßnahmen sind in Planung?Ludwig: Derzeit konzentrieren wir uns auf die Sanierungszielgebiete im 2. und 20. Bezirk und ganz speziell auf das Areal des Westgürtels in den Bezirken 14 bis 18. Mit der Sanierung der bestehenden Bausubstanz erreichen wir eine generelle Attraktivierung des Wohnumfeldes. Das zieht auch private Bauträger in die Grätzel, welche als Wohn- und Lebensraum wieder interessant werden. Gleichzeitig schaffen wir damit die Rahmenbedingungen für ein ausgewogenes gesellschaftliches Zusammenleben. Derzeit sind im Bereich des Westgürtels 426 Projekte in Vorbereitung oder bereits in Bau. Die Stadt Wien investiert für diese Vorhaben rund 311 Millionen Euro. (+) plus: Die Wiener Gebietsbetreuungen leisten weithin anerkannte Arbeit. Wo sehen Sie Potenzial zur Weiterentwicklung für diese Einrichtung?Ludwig: Erst Anfang 2007 wurden die Wiener Gebietsbetreuung für Stadterneuerung räumlich neu an die Betreuungsgebiete angepasst. Parallel dazu haben wir das Budget aufgestockt, um den Entwicklungen in den Bezirken gerecht zu werden und die Ressourcen dem Bedarf entsprechend zu steuern. Das Budget für alle Wiener Gebietsbetreuungen beläuft sich auf rund drei Millionen Euro pro Jahr. Daneben wurde die Anzahl der Mitarbeiter um ein Viertel erhöht, damit sind rund achtzig Personen für die Anliegen der Mieterinnen und Mieter da. Eine wesentliche Rolle spielen die Wiener Gebietsbetreuungen auch in der Prävention und Lösung von Problemen. Mein Ziel ist, die Mieterinnen und Mieter bei Konflikten zu begleiten und eine rasche Lösung herbeizuführen. Daher habe ich Mitte März einen MediatorInnenpool eingerichtet, der Spezialistinnen und Spezialisten zum Thema »Interkulturelle Mediation« bündelt und die Gebietsbetreuungen tatkräftig unterstützt.(+) plus: Wo wollen Sie den Hebel ansetzen, um die Sanierung in Schwung zu bringen?Ludwig: Die Stadt Wien fördert mit den Mitteln der Wohnbauförderung gezielt Sanierungsarbeiten und die Umrüstung auf energiesparende Einrichtungen. Diese Leistungen reichen von Lifteinbauten über Dach- und Fassadenreparatur, den Fensteraustausch bis zu Wärmedämmung. Egal, ob es um Sockelsanierungen oder um die thermisch-energetische Wohnhaussanierung »Thewosan« geht - die Stadt Wien unterstützt private Hausherren und Wohnungsbesitzer gezielt bei der Revitalisierung ihrer Immobilien. In den letzten fünf Jahren wurden mehr als 58.000 Wohnungen saniert. Für heuer haben wir uns vorgenommen, mit der geförderten Sanierung 10.000 Wohnungen zu revitalisieren. Durch diese Sanierungsoffensive interessieren wir vermehrt Bauträger für Neubauten und private Hauseigentümer für Sanierungstätigkeiten im Grätzel und sorgen somit für eine generelle Attraktivierung und damit auch für mehr Wohnzufriedenheit. (+) plus: Die Stadt Wien als größter Wohnungseigentümer hat ein breites Aufgabengebiet vor sich. Wie wollen Sie Wohnen für Bewohner von Gemeindewohnungen attraktiver machen?Ludwig: Lebensqualität hängt eng mit Wohnzufriedenheit zusammen. Diese noch weiter zu verbessern, ist mein wichtigstes Vorhaben. Um das zu erreichen, legen wir einen besonderen Schwerpunkt auf die Sanierung und Modernisierung der städtischen Wohnhausanlagen. Daneben bauen wir unsere Serviceeinrichtungen aus und verbessern das Beschwerdemanagement im Bereich von Wiener Wohnen. Für einen besseren Mieterschutz, mehr Mitbestimmung für die Mieter und den gleichzeitigen Kampf gegen Spekulation setzen wir unter anderem auf die Wiener Gebietsbetreuungen. (+) plus: Werner Faymann hat mit den Bauträgerwettbewerben einen wesentlichen Innovationsschub gebracht. Wie werden Sie es mit Bauträgerwettbewerben halten?Ludwig: Die Bilanz der bisherigen Bauträgerwettbewerbe ist eine hervorragende, daher werden wir auch in Zukunft auf dieses Instrument setzen, um gemeinsam mit den Bauträgern den geförderten Wohnbau im Sinne der Menschen unserer Stadt positiv weiterzuentwickeln. Daneben tragen diese Wettbewerbe auch wesentlich zur ökologischen und architektonischen Qualität des Wohnungsneubaus in Wien bei und sichern leistbare Kosten für die Wohnungssuchenden. (+) plus: Die Wohnbauförderung steht immer wieder in Diskussion. Sie wird oftmals als klassische Mittelstandsförderung kritisiert und es wird entgegengehalten, dass damit eine Wohnqualität produziert wird, die sich tatsächlich Bedürftige gar nicht leisten können. Wie gehen Sie mit der Kritik um? Ludwig: Die Wohnbauförderung ist das zentrale Element des Wiener Wohnbaus. Ohne sie würde sich das Wohnen in der Stadt um ein Vielfaches verteuern. Daher ist die Wohnbauförderung nicht nur ein Mittel zur Förderung des Mittelstandes, sondern gerade auch für jene Wienerinnen und Wiener, die sich ohne Unterstützung der Stadt eine schöne Wohnung nicht leisten könnten. Ganz verstehen kann ich die Kritik generell nicht, da die Wiener Wohnbauförderung auch international eine Vorreiterrolle einnimmt: Die meisten europäischen Metropolen investieren ausschließlich über Subjektförderung, das heißt: der Gewährung von Wohnbeihilfe. Wien hingegen kombiniert die Objekt- mit der Subjektförderung und vereint damit die Vorteile beider Systeme: über die Objektförderung können wir Einfluss auf Qualität und Quantität der Neubauten nehmen, daneben unterstützen wir die Menschen gezielt durch die Wohnbeihilfe.(+) plus: Gerade in den vergangenen Monaten hat Wien einen veritablen Preisanstieg im Bereich der Grundkosten für Bauprojekte erlebt. Immobilienfonds sind sehr liquide und fungieren als Preistreiber. Was tun Sie, um Bauträgern den Zugang zu erschwinglichen Grundstücken zu erleichtern?Ludwig: Wir haben von der Bundesimmobiliengesellschaft ehemalige Industrie- und Kasernenareale erworben, die im Rahmen eines Bauträgerwettbewerbes und zu den Konditionen des geförderten Wohnbaus an die Bauträger weitergegeben werden. Die Bauträgerwettbewerbe spielen somit auch hier eine wichtige Rolle, weil sie den Zugang zu leistbaren Grundstücken schaffen. Auf der anderen Seite leisten sie einen entscheidenden Beitrag, um den geförderten Wohnbau in Wien auf hohem Niveau zu halten.