Best Practice Quartier 11: In Simmering entsteht derzeit ein Pilotprojekt, das neben viel Grün vor allem geringe Energiekosten verspricht. Statt auf altbekannte Hightech-Lösungen mit Wohnraumlüftung & Co setzt Projektentwickler Kallco auf einen Lowtech-Ansatz und kombiniert das bereits bewährte Slim Building Konzept mit dem neuen Klima Loop-System. Im Sommer erfolgte der Startschuss für 326 frei finanzierte Wohnungen, die der Projektentwickler Kallco an der Simmeringer Hauptstraße errichtet. Während das Wohnungsangebot mit 2- bis 4-Zimmer-Wohnungen, die allesamt über Garten, Balkon, Terrasse oder Loggia verfügen, durchaus als Wiener Standard gesehen werden kann, ist das, was sich unter den sechs Baukörpern verbirgt, eine echte Innovation. Klima Loop nennt sich das Energiesystem, das für saubere und kostengünstige Wärme im Winter und angenehme Kühlung im Sommer fast zum Nulltarif sorgen soll. Die Klimaschleife Herzstück des Klima Loop ist ein Feld aus sechs Kilometern unterirdischen Leitungen und 46 Erdsonden, das als Speichermedium von einem Solekreislauf thermisch be- und entladen und durch Grundbohrungen von ca. 150 Metern Tiefe erschlossen wird. Dabei nutzt das System die saisonalen Temperaturdifferenzen und kommt ganz ohne Kältemaschinen für die Gebäudekühlung aus. In der Heizsaison liefert das Erdsondenfeld Heizwärme, die mittels einer Wärmepumpe der Fußbodenheizung zur Verfügung gestellt wird und damit die Primärversorgung mit Fernwärme unterstützt. Die Raumkühlung im Sommer erfolgt in einem getrennten System mit bauteilaktivierten Zimmerdecken, durch die rund 20 Grad kühles Wasser geleitet wird. Die in der heizfreien Saison dem Gebäude entzogene Wärme wird im Erdsondenfeld regenerativ gespeichert und in der Heizsaison dem Gebäude wieder zugeführt. Der Klima Loop braucht weder Wohnraumlüftungen noch technische Kälteerzeuger. »Unter der Erde ist das getrennte Wärme- und Kälteabgabesystem Hightech, aber in der Betriebsführung ist das Klima Loop-System für den Nutzer absolut Lowtech«, erklärt Kallco-Gechäftsführer Winfried Kallinger. Der größte Vorteil für die Mieter: eine deutliche Ersparnis beim Heizen im Winter und eine fast kostenlose Kühlung in Sommer. »Mit Klima Loop kosten Heizen und Kühlen in Summe weniger als in einer herkömmlichen Wohnung das Heizen alleine«, erklärt Kallco-Partner Stefan Eisinger-Sewald, der das System gemeinsam mit Peter Holzer, Ingenieurbüro P. Jung, entwickelt hat. Mit Klima Loop will Kallco seinen Teil zum Thema »leistbares Wohnen« beitragen. Denn: »Wenn wir von leistbarem Wohnen reden, dürfen wir nicht immer nur an die Errichtung denken oder an die Mieten. Wir müssen uns über die gesamten Wohnkosten einschließlich der Energiekosten Gedanken machen«, so Kallinger. Die Kombination macht’s Die Errichtungskosten des Quartier 11 liegen mit 1750 Euro/m² um rund fünf Prozent höher als bei einem vergleichbaren konventionellen Bau. Kompensiert werden diese Mehrkosten laut Kallinger durch das ebenfalls von Kallco selbst entwickelte Slim Building Konzept. Das Slim Building Konzept ermöglicht gegenüber herkömmlichen Massivbauten eine um 20–25 Prozent geringere Dimensionierung der Tragstruktur des Gebäudes. Durch einen modularen Raumraster können die Grundrisse an geänderte Nutzungsverhalten angepasst werden. Außerdem braucht der durch schlanke Stützen definierte Raumraster keine schweren Trenn- und tragende Fassadenwände mehr. Massive Bauteile sind nur mehr zur Aussteifung für die Erdbebensicherheit und die Stiegenhäuser notwendig. Eigentümerin des Quartier 11 ist die Bank Austria Real Invest, Kallco ist als Projektentwickler, Generalplaner und Totalunternehmer für die gesamte Konzeption, Abwicklung und Vermarktung des Projektes verantwortlich.