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Gratwanderer

Report: Herr Senatsrat, Sie sind neuer Leiter der für Stadtgestaltung und Architektur zuständigen Magistratsabteilung 19, aus der Sie kommen. Sehen Sie darin Vorteile gegenüber einem Architekten aus der Praxis, wie ihn sich Ihr Vorgänger Dieter Pal als Leiter vorgestellt hat?

Matousek: Ein Architekt von außen hat ein Leben vorher und vielleicht auch nachher. Als Beamter bin ich niemandem gegenüber verpflichtet, ich kann ohne Belastung Empfehlungen darlegen.

Was haben Sie sich als neuer Leiter vorgenommen?

Ein dezidiertes Programm gibt es nicht, wir sind ja in ein Regelwerk eingebunden. Die MA 19 nimmt in der Stadtplanung die Wahrung der stadtgestalterischen Interessen wahr. Die Bandbreite geht dabei von generellen Konzepten bis zu einzelnen Projekten - vom Würstelstand bis zum Hochhaus. Ein Großprojekt, das uns die letzten acht Jahre beschäftigt hat, war die Kulturgüterdatenbank im Internet, eine Bewertung der zu schützenden Baulichkeiten in Schutzzonen, was es vorher nicht gegeben hat.

Wo wollen Sie Ihre Schwerpunkte setzen?

Ich weiß nicht, ob von außen wahrgenommen wurde, dass seit ungefähr drei Jahren in der Stadt Wien das New Public Management Einzug gehalten hat. Was Verwaltung, Ressourcen und Budget betrifft, wird die Verantwortung in den einzelnen Abteilungen dezentralisiert. Das bedeutet, dass die Aufgaben aus der Sicht der Kosten-Nutzen-Rechnung betrachtet werden. Einer der wesentlichen Ausflusspunkte wird sein, das Kundenbewusstsein zu verstärken. Welche Mittel kann ich ergreifen, um die Zufriedenheit der öffentlichkeit noch zu erhöhen. Auskünfte müssen fachgerecht und kurzfristig erfolgen, Architekten, die ja auch Kunden oder deren Vertreter sind, müssen das Gefühl haben, kompetent und in den Abläufen transparent bedient worden zu sein. Das wird ein Thema der nächsten Jahre sein, die Abläufe unter diesen privatwirtschaftlichen Gesichtspunkten zu sehen. Man kann auch die Betreuungszeiten anders gestalten. Hauptthema für die nächste Zeit wird sein, dass unsere Gesamtstruktur auf Aufgaben, die vom Stadtrat an uns herangetragen werden, möglichst flexibel reagieren kann.

In der von Stadtrat Schicker vorgestellten Hochhausstudie geht es primär um Standort und Gebäudehöhen zukünftiger Hochhausplanungen. Werden Sie sich als MA 19 auch in der Gestaltung von Hochhausfassaden einbringen?

Gerade in Wien muss man die Gratwanderung machen, die Qualität des kulturellen Erbes sicherzustellen und gleichzeitig zeitgemäßer Architektur Raum zu schaffen. Unsere Aufgabe ist es dann, mit den Bauträgern und Architekten, manchmal auch als Hilfestellung für den Architekten, nach einem Wettbewerb die architektonische Qualität durchzutragen. Wien soll keine Rekordstadt für Hochhäuser sein, sondern wir wollen hohe Qualität in einem Wien-adäquaten Maßstab haben. Es ist aber nicht unsere Aufgabe, Korrektiv bei Entwürfen, deren Qualität meist schon in einem Verfahren sichergestellt wurde, zu sein.

Wie geht es mit der Hochhausstudie weiter?

Der Entwurf wird in einem interdisziplinär zusammengesetzten Fachleutegremium diskutiert, verschärft oder in einigen Punkten korrigiert, im Frühjahr soll er dann dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgelegt werden.

Das größte Projekt der nächsten Zeit ist die Wienerberg City. Wie sind Sie damit zufrieden?

Von den Einzelprojekten her sind ja Architekten dabei, die sicherlich für Qualität garantieren. Eine Einflussnahme der MA 19 ist da wahrscheinlich nicht notwendig. Es ist schon so, dass durch Namen die Qualität sichergestellt werden kann.

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