Fahrgemeinschaft gesucht
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Relativ gesehen ist diese Schwelle freilich die Untergrenze für ein langfristiges Bestehen am Markt und sorgt mitunter auch für Spott. »Wenn man bedenkt, wie viel Geld hier schon ins Marketing gesteckt worden ist, ist dies niemals ein Erfolg«, heißt es in Branchenkreisen. Zu teuer käme paybox die Kundenakquisition derzeit - ein Umstand, dem Punzet naturgemäß widerspricht. »Mit paybox wird gut vorgezeigt, wie die Zusammenarbeit zwischen Nutzer und Wirtschaft funktioniert.« So scheint die Kritik wohl nur das neidvolle Schielen auf die Marketingmaschinerie der mobilkom-Tochter zu sein. Jüngste Zahlen bewiesen zur überraschung vieler: Die paybox-Kunden sind hinsichtlich ihrer Herkunft breit aufgestellt. Sie ist den realen Marktanteilen der Mobilfunkprovider entsprechend aufgefächert. Doch ist paybox relativ klein, betrachtet man den Gesamtmarkt: 150.000 Registrierungen sind bei einer Gesamtsumme von rein rechnerisch acht Millionen Handykunden eine derzeit noch geringe Größe.
Süppchenköche. Der Mitbewerb ist weniger denn je bereit, sich dem Payment-Service der paybox-Mutter mobilkom austria zu unterwerfen. Der Grund: Die notwendige Registrierung für die Nutzer sei nicht nur eine Hemmschwelle, sondern ein Affront gegenüber den »alternativen« M-Payment-Teilnehmern, sagen diese. Dass die User selbst keine Bedenken bei der Registrierung im Feindesland haben, stört die bunte Mobilfunkschar nicht. Was zählt, ist der Schutz von T-Mobile, One, tele.ring und Hutchison vor etwaigen Datenweitergaben an die mobilkom. Punzet freilich dementiert jegliche Datenverstrickungen mit dem Mutterunternehmen.
Einig sind sich Regent wie Rebellen aber in der Notwendigkeit des nationalen Schulterschlusses zum Wohle der M-Commerce-Landschaft. Nur mit gemeinsamen Systemlösungen würden neue Services von den Kunden angenommen werden, propagiert man gebetsmühlenartig. Also gehen die Protagonisten nun in kleinen Schritten aufeinander zu. Bis Ende des Jahres will man sich zumindest auf Schnittstellen zwischen der mobilkom-Plattform und der alternativen Handelsplattform MIA einigen. Technisch gesehen wäre ein solcher Brückenschlag zwischen den Systemen längst machbar gewesen. Doch wird in der Wirtschaftspolitik bekanntlich in der Regel auch dann nicht nachgegeben, wenn der Nutzen allen klar aufscheint. Bislang ungelöstes Beispiel aus der Praxis: »Die Händler wollen einen einzigen Vertrag für die Payment-Services aller Mobilfunkanbieter«, berichtet Andreas Kern, M- und E-Commerce-Beauftragter bei One. Unterschiedliche, proprietäre Abrechnungssysteme seien dem Handel eben nicht zumutbar.
Rasante Entwicklung. Trotz des Geplänkels in den Reihen der M-Payment-Player gehört österreich zur Weltspitze bei mobilen Bezahllösungen. Laut einer Studie des Telekommunikationsexperten Arthur D. Little hat paybox erst den Weg für das mobile Bezahlen aufbereitet und neben Korea, Singapur und Norwegen österreich zum Vorreiterland gemacht. Die MIA-Partner wiederum heften sich den Erfolg ihrer gemeinsamen MIA-Schnittstelle an die Brust. »Wir haben lediglich drei Jahre dazu benötigt«, erzählt Kern. Dies sei »nicht schlecht«: Die Bankenbranche benötigte für Vergleichbares Jahrzehnte.
Und wie sieht es mit M-Payment-Nutzern der MIA-Szene aus? Für One-Kunden gibt es Zahlen: Zumindest 100.000 haben es wenigstens einmal versucht. Etwaige Registrierungen sind anders als bei paybox nicht nötig - die Bezahlservices werden direkt mittels Handyrechnung beglichen. Die Mobilfunker haben dafür Banklizenzen erworben, die den Auftritt als Clearingstelle für den Handel erlauben. Der Mobilfunkkunde bestätigt die Zahlung einer Coladose am Automaten dann nur noch mit seinem Handy. One schließlich streckt dem Warenanbieter jene Summe vor, die beim Kunden mittels Monatsrechung wieder eingetrieben wird. Eigenen Angaben zufolge werden 45 Prozent der Umsätze bereits über die hauseigene Bank abgewickelt. Der Rest wird mittels Vetriebspartnerschaften lukriert. »150.000 Transaktionen sind es derzeit monatlich«, berichtet One-Manager Kern über den laufenden Ausbau der Akzeptanzstellen.
Keine befriedigende Lösung hat One bislang mit m-parking gefunden. Noch immer wird One-Kunden empfohlen, dem Drang nach einem mobilen Parkschein mit einem Anruf beim One-Kundendienst nachzugeben. Dort wird dann per Hand und Kreditkartenabrechnung hinterrücks für die Buchung mit paybox gesorgt. Der Hintergedanke: Die eigenen Kunden kommen so nicht mit der Konkurrenz in Berührung. Kein Problem mit m-parking hat etwa wiederum Hutchison: Dort wird der Service gleich gar nicht angeboten. Ist dort auch die M-Commerce-Strategie eine gänzlich andere: MIA als Schnittstelle wird ausschließlich jenen Partnern angeboten, die über das Mobilportal des UMTS-Funkers Content-Dienste im Schaufenster haben. »Mittlerweile werden sechzig Prozent aller Content-Einkäufe über MIA verrechnet«, zählt Hutchison-Unternehmenssprecherin Maritheres Paul Partner wie sport1.at oder Playboy auf. Genaueres wird nicht verraten.
Viel Neues wird auch paybox heuer nicht auf den Markt bringen. Der Fokus liegt für die M-Payment-Truppe auf dem Ausbau der bestehenden Angebote, auf der »Etablierung des vorhandenen Portfolios«. m-parking wird in Kürze auch im Umland von Wien gelauncht werden, der mobile Ticketkauf für die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel wird im Laufe des Jahres in allen Landeshauptstädten möglich sein. Und die Hoffnung auf eine Schnittstellenlösung mit den MIA-Teilnehmern bleibt. »Wir könnten mit Partnerschaften wesentlich schneller wachsen«, rechnet Punzet vor. Auch Kern sieht demnächst den technischen Schulterschluss kommen. »Ich halte es 2005 für möglich.«