Report: Welche Auswirkungen hat der Kauf von Peoplesoft und zuletzt Siebel auf das Geschäft in österreich? Müssen sich ERP-Anbieter wie SAP nun auf härtere Zeiten gefasst machen?Helmut Eichert: Oracle hat allein schon durch die Publicity profitiert, die mit der Akquisition von Peoplesoft entstanden war. Auch in österreich hat dies unsere Stellung als Lösungslieferant verstärkt - es gibt keine große Ausschreibung, zu der wir nicht eingeladen sind. Hierzulande hat Peoplesoft aber keine eigene Niederlassung gehabt. Wir sind vornehmlich auf Niederlassungen multinationaler Unternehmen getroffen, die als J.D. Edwards-Kunden von Deutschland aus nach österreich gestoßen sind. Bei Siebel ist die Situation vergleichbar - wenn auch dieser Anbieter keine Geschäftsstelle in österreich hat. Dazu kann aber noch nichts gesagt werden, da diese Transaktion kartellrechtlich noch nicht genehmigt worden ist.Wir sind nicht erst mit dem Peoplesoft-Portfolio im Lösungsgeschäft, Mitbewerber haben hier bereits seit einigen Jahren mit uns zu tun. Wir beliefern Kunden wie etwa das Dorotheum mit unserer Oracle E-Business Suite. Projekte wie dieses haben aber gegenüber dem Datenbankgeschäft lediglich fünf bis zehn Prozent Anteil am Gesamtumsatz. Mit diesem Anteil liegen wir in den deutschsprachigen Ländern sogar noch gut.Larry Ellison ist optimistisch, die Nummer eins im Middlewaregeschäft zu werden. Teil Sie diesen Optimismus? Was sagt ihr Lieferant IBM dazu?Middleware ist für die Hersteller ein ganz zentrales Geschäft. Wer den Middlewaremarkt besetzt, kann strategisch auch viele seiner Kunden dorthin führen. Viele Unternehmen denken bereits daran, ihre IT zu flexibilisieren, um weg von Silolösungen und Mainframesystemen zu kommen. Mittels softwareorientierten Architekturen werden solche bestehenden Applikationen besser integriert werden. Damit werden die Geschäftsprozesse eines Unternehmens schnell und einfach abgebildet. Oracle ist im Middlewarebereich bereits die Nummer zwei oder drei - dies ist regional abhängig. Dieses Geschäftsfeld ist für uns nichts Neues. Ein Unternehmen wie IBM ist an diesem Punkt natürlich ein heftiger Mitbewerber. In anderen Bereichen am Softwaremarkt gibt es mit IBM aber wiederum enge Kooperationen. Oracle hat im Middlewarebereich gute Produkte und vernünftige Releasezyklen. Nehmen Sie etwa den neuen Webservices-Standard BPEL: Wir sind die Ersten am Markt, die dazu bereits Referenzprojekte aufweisen können.Oracles strikte Lizenzpolitik ließ bislang keinerlei Abrechnungsflexibilität in Mehrprozessorensystemen zu. Nun gewährt man zumindest Rabatte im Multiprozessorbereich.Auf die Frage, wie Software bezahlt wird, gibt es keine endgültig zufrieden stellende Antwort. Totale Gerechtigkeit wird man in diesem Bereich nie erreichen. Unsere Philosophie ist es, keine technischen Vorrichtungen zu haben, die die Nutzung der Hardware messen. Wir gehen davon aus, dass sich unsere Geschäftskunden an die Verträge halten. Wenn folgender Vergleich auch ein wenig hinkt, ist diese Situation mit der Nutzung eines Autos vergleichbar: Ein Auto kostet in seiner Anschaffung stets den gleichen Betrag - unabhängig davon, ob ich damit 40.000 oder 100.000 Kilometer fahre.Oracle hat vor Jahren Lizenzen getestet, die von der Taktfrequenz des Prozessors abhängig gemacht wurden. Dieses Modell hat sich aber als nicht administrierbar herausgestellt. In der Praxis hat sich ohnehin erwiesen, dass große Unternehmen ihre Installationen sehr gleichmäßig ausnützen. Was nun gestartet wurde, ist ein Lizenzmodell mit Abschlagsfaktoren - keine Rabatte.