Beim Austria Wirtschaftsschaftsservice (aws) wurden im ersten Halbjahr deutlich mehr Kredite nachgefragt als 2009. Investiert wird vor allem in kleine Projekte. 300 Millionen Euro für geförderte Kredite sind heuer noch zu holen.Von Angela Heissenberger Insgesamt vergab die Förderbank des Bundes heuer bereits 679 Kredite, um 79 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Juli 2010 war mit 151 Anträgen der zweitbeste Juli seit vier Jahren. Nachgefragt werden vor allem Kleinkredite aus dem »european recovery program« mit einem Volumen zwischen 10.000 und 100.000 Euro. Die erp-Kredite laufen seit 2009 als staatliches Instrument zur Konjunkturbelebung, ursprünglich mit einer maximalen Förderhöhe von 30.000 Euro. Seit die Obergrenze angehoben wurde, boomt die Nachfrage. »Die Konjunktur beginnt sich allmählich zu stabilisieren«, schließt aws-Geschäftsführer Johann Moser aus der steigenden Zahl an Anträgen für »Ausrüstungsinvestitionen«. Diese betreffen etwa den Kauf von Maschinen oder die Erweiterung von Gebäuden, wirken sich also direkt auf die Produktionskapazitäten der Unternehmen aus. 2009 verzeichnete die Förderbank in diesem Bereich noch einen Rückgang von 15 Prozent, für 2010 war ein Minus von vier Prozent veranschlagt. »Doch wir haben bereits jetzt 15 Prozent mehr Anträge als im Vergleichszeitraum 2009«, sagt Moser.Attraktive Zinsen Deutlich geschrumpft ist jedoch das durchschnittliche Volumen der geförderten Projekte. »Wir registrieren mehr, aber kleinere Projekte. Insbesondere größere Zukunftsinvestitionen werden noch aufgeschoben«, sagt aws-Geschäftsführer Bernhard Sagmeister. Bei den erp-Kleinkrediten liegt der Schnitt bei 50.000 Euro, aufgrund der vergleichsweise geringen Summen werden aber zum Teil 100 Prozent der Investitionskosten gefördert. Betriebsmittel sind dabei nicht im Fokus, sondern vorwiegend Maschinen, Anlagen oder andere klassische Investitionen. »Wenn ein Schuhhändler aber eine neue Ladeneinrichtung braucht und gleichzeitig die Winterkollektion mitbestellt, ist das kein Problem«, zeigt sich Sagmeister kooperativ.Die erp-Kredite sind wegen der niedrigen Fixzinssätze besonders attraktiv. Diese liegen in der Tilgungszeit derzeit bei 1,5 Prozent, in der tilgungsfreien Zeit bei 0,5 Prozent. »Gerade die ersten Jahre sind für Unternehmer schwierig, da sich die Investitionen erst später rechnen. Durch den Fixzinssatz bleibt die Belastung kalkulierbar, auch wenn die EZB die Leitzinsen wieder anhebt«, sagt Moser. Laut Beispielrechnung des aws erspart sich ein Unternehmer, der einen erp-Kredit in Höhe von fünf Millionen Euro mit einer Laufzeit von sechs Jahren (davon zwei Jahre tilgungsfrei) aufnimmt, bis zu zehn Prozent der Kreditsumme an Zinsen gegenüber einem herkömmlichen Bankkredit. Bei einem veranschlagten Zinssatz von 4,25 Prozent, wie er von Geschäftsbanken aktuell geboten wird, beläuft sich die Ersparnis im beschriebenen Fall auf 544.286 Euro.Konjunkturmotor Das Jahresbudget für erp-Kredite umfasste ursprünglich 400 Millionen Euro, wurde aber nach der Krise für 2009 und 2010 auf jeweils 600 Millionen Euro aufgestockt. Der erp-Fonds, mit insgesamt 2,7 Milliarden Euro dotiert, war Teil des Marshall-Plans der USA, finanziert sich aber heute durch die Zinsen selbst.Neben Krediten übernimmt das aws auch Haftungen für Kredite (im ersten Halbjahr 2010 rund 102 Millionen Euro), Zuschüsse (35 Mio. Euro) sowie Kapitalgarantien (vier Mio. Euro). Das gesamte Fördervolumen betrug somit heuer bereits 331 Millionen Euro. Laut aws wurden damit Investitionen von 814 Millionen Euro ausgelöst, fast 4.000 neue Arbeitsplätze geschaffen und mehr als 31.200 bestehende gesichert.Rund 300 Millionen Euro aus dem erp-Topf sind heuer noch verfügbar. Die Anträge müssen bis spätestens Ende November bei der Förderbank eintreffen. Über Förderrichtlinien und Chancen informiert eine eigene Hotline (Tel. 01/501 75-100, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! ).