Ein Rückblick auf die letzten 15 Jahre in der Telekommunikationsbranche. Verrücktester MarktErst war es einer, dann waren es zwei, und schließlich fünf. Die vergleichsweise späte Liberalisierung des heimischen Telekommunikationsmarktes katapultierte den aufstrebenden Mobilfunk in ungeahnte Höhen. Das Konsortium Ö-Call, dem Siemens, Bawag, Raiffeisen Landesbank Steiermark, die Generali und andere angehörten, startete 1996 als »max.mobil«. Vier Jahre später wurden die Mäxchen deutsche Bundesgenossen und firmierten bald unter T-Mobile. 1998 betrat Connect Austria/One das Feld und warb mit rauschfreien Verbindungen quer durch die Bundesländer. Der französische Telco Orange, heute Namensgeber des Mobilfunkers, war von Anfang an unter den Eigentümern zu finden.Der Vierte im Bunde, tele.ring, wurde 1997 von Verbund, ÖBB und Citykom als Festnetz- und Internetanbieter gegründet. Nach dem Verkauf an Mannesmann/Vodafone wandte sich tele.ring dem Mobilfunk zu. Erfolgreich wurde man mit Diskontangeboten und dem Slogan »Weg mit dem Speck«, der auch Einzug in den allgemeinen Sprachgebrauch halten sollte. Tele.ring wurde schließlich 2005 von T-Mobile übernommen – es ist die bislang einzige Konsolidierung unter den heimischen Mobilfunkern. Nummer fünf, Hutchison, ging mit der Markte »3« im Jahr 2003 an den Start und ist nach wie vor der Kleinste unter den Mobilfunkern. Heute kämpfen die vier Verbliebenen gegen ein sinkendes Volumen des Gesamtmarktes und die mobilkom hat ihre Mutter Telekom Austria im Markenauftritt schleichend übernommen. Wie man es dreht und wendet: Schuld ist die anhaltende Preiserosion. Fazit: Österreich ist immer noch der weltweit verrückteste und wettbewerbsintensivste Mobilfunkmarkt.Internet am HandyDie Bildschirme waren klein, die Tastaturen wackelig, und die Übertragungsgeschwindigkeit lähmend. Trotz großer Verbreitung ging das frühe Internet am Handy letztlich an einer Krankheit zugrunde: mangelnde Usability. Für mobiles Surfen per WAP war die Zeit noch nicht gekommen, was vor allem an den WAP-Endgeräten selbst lag. Sie kam auch später nicht mehr. Erst einer, der ursprünglich nichts mit dem Handymarkt am Hut hatte, krempelte diesen Jahre später, ganz ohne WAP, um: Apple. Killer gesuchtNach ihr wurde jahrelang gesucht: die berüchtigte Killerapplikation. Sie sollte die Investitionen in Mobilfunkinfrastruktur, teure UMTS-Lizenzen und haufenweise verbranntes Geld für Werbung rechtfertigen. War es vielleicht Videotelefonie? Oder mobiles Flottenmanagement im Businessbereich? Die Antwort kam erst Jahre später: Es war Connectivity. Erst mobiles Breitband über den Datenstick bescherte den Mobilfunkern rasantes Wachstum außerhalb der traditionellen Sprachtelefonie. Der Killer war schlichtweg die Kombination von lückenlos verfügbarem mobilen Internet und leistungsfähigen Endgeräten.Legendäre VerträgeSie stammten aus einer Zeit, in der sich die Welt noch nicht so schnell drehte: Zehn-Jahres-Verträge mit Telefonanlagenlieferanten. Myriaden an Unternehmen begaben sich in die endlos langen Verpflichtungen gegenüber den Herstellern, um Büroausrüstung scheinbar günstig abstottern zu können. Der Haken: Nach wenigen Jahren war das Equipment hoffnungslos veraltet und verursachte dreimal so hohe Kosten, als ein Kauf gerechtfertigt hätte. In diesem Zusammenhang ebenfalls legendär waren die Stundensätze für herbeigerufene Raketentechniker, die Nebenstellen und Warteschleifen konfigurieren durften.Alles wird IPMit ISDN und dem trickreichen Bespielen von Telefonieleitungen mit Datenpaketen begann es, bei »All-IP« hat es heute immer noch nicht aufgehört. Die vergangenen 15 Jahre waren vom Siegeszug der Sprachtelefonie über die Datenleitung geprägt. Die Konsolidierung der Büroinfrastruktur wurde zunächst Voice-over-IP genannt, dann verkehrt herum IP-Telefonie und schließlich Unified Communications. Den Technikern ging folglich die Arbeit nicht aus. Nach der Migration der Sprachwelt in die Datenwelt war dann die Einbindung von Unternehmensprozessen gefragt – das Nachrüsten dauert bis heute an. Das Internetprotokoll bestimmt heute Businessdienste bis hin zum Cloud Computing.Wachstum von BreitbandNach einer regelrechten Ausbauwut in den Backbones der Telekommunikationsnetze in den 90er-Jahren lagen haufenweise ungenutzte Glasfaserstränge im Boden – dies aber ausschließlich entlang der Hauptverkehrsrouten. In den Nebenfahrbahnen stauten sich weiterhin die Datenpakete. Mit dem Erwachen von Triple-Play-Angeboten – Fernsehen, Telefonie und Internet über eine einzige Leitung – und regionalen Citynetzen auf Glasfaserbasis begann dann auch in Österreich endgültig das Breitbandzeitalter. Alternative Anbieter bauten in ihren Einzugsgebieten so lange Leitungen aus, bis auch die Telekom nachziehen musste. Dennoch sind viele ländliche Gebiete aus Kostengründen immer noch von den Mega- und Giganetzen der Provider unerreicht. Da helfen auch bunte Werbefilme, in denen leuchtende Glasfasern blitzschnell über Berggipfel gezogen werden, nichts.