Von Angela HeissenbergerMick Jagger rockt noch mit 64 über die Bühne. Pablo Picasso stand bis zuletzt täglich vor der Staffelei. Und so mancher Konzernchef mit grauem Haar und tiefen Falten, aber regem Geist würde keinen Gedanken daran verschwenden, das Ruder endlich abzugeben. Ihren Angestellten trauen Unternehmer schon weit weniger Elan zu. Denn fit wie ein Turnschuh fühlt sich auch so mancher Arbeitnehmer jenseits der fünfzig - dennoch ist diese Altersgruppe weit häufiger von Kündigungen betroffen als jüngere Erwerbstätige. Die Begründungen sind nur auf kurze Sicht schlüssig: Junge Mitarbeiter seien angeblich innovativer, flexibler, leistungsfähiger, seltener krank und vor allem billiger. In dieser Milchmädchenrechnung werden jedoch die langjährige Erfahrung der älteren Angestellten, ihr umfangreiches Know-how und die gefestigten Beziehungen zu Kunden und Lieferanten nicht berücksichtigt. Dieses Wissen und unsichtbare Wirken kann kaum innerhalb weniger Wochen oder Monate ersetzt werden. Oftmals zeigt sich der stille Wert dieser verdienstvollen Mitarbeiter erst, wenn sie längst wegrationalisiert wurden.