Antrittspressekonferenzen können eine verblüffende Sache sein. Wer rechnet auch damit, dass sich ein frisch gebackener Vorstand gleich bei seinem ersten Zusammentreffen mit der Presse als Homosexuellengegner outet? Immerhin - eine Aussage mit Neuigkeitswert in der ansonsten ziemlich uninspirierten Präsentation der beiden neuen Asfinag-Vorstände Klaus Schierhackl und Alois Schedl. Letzterer, ab jetzt Technikvorstand, war bis 2005 Geschäftsführer der Straßenbau AG (öSAG), danach Geschäftsführer der Asfinag Bau Management Gmbh und steht als ehemaliger Kabinettsmitarbeiter der Minister Sekanina und übleis der SPö nahe. Der neue Finanzvorstand Schierhackl, der öVP zugerechnet, ist seit 1997 als Mautverantwortlicher beim Autobahn- und Schnellstraßenerrichter und -betreiber. Zwar sprach das neue, der großkoalitionären Farbenlehre entsprechend zusammengesetzte Vorstandsduo von neuen Strukturen innerhalb der Asfinag und davon, alte Schwächen stärken zu wollen - außer der Ankündigung, die drei Segmente Bau, Betrieb und Bemautung zu trennen, gleichzeitig aber enger verschränken zu wollen, war aber nur wenig konkret Neues zu hören. Mit der Nutzung von Synergien in den Overheads sollen die von Verkehrsminister Faymann geforderten 10 Prozent Einsparungen realisiert werden. Anbindung der Straßennetze an Nachbarländer, Fertigstellung innerösterreichischer Verbindungen und Ausbau des Bestandsnetzes sind alte Hüte. Auch die geplante Verschränkung zwischen Aufgaben der Asfinag mit jenen der öBB wurde schon vom Vorgänger-Vorstandstrio auf Geheiß des neuen Asfinag-Aufsichtsrates verkündet. Eine Zusammenarbeit mit den öBB können sich die beiden neuen Afinag-Vorstände bei den Liegenschaften, im Bau- und im Planungsbereich vorstellen. Dazu wurde eine gemeinsame Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, in der Punkte wie Planung, Bauleistung, Finanzierung, Liegenschaftsverwertung und -nutzung diskutiert werden, wie Schierhackl auf Nachfrage bekannt gab.Ein wenig Neues war dann doch zu hören: Schedl kündigte an, Planung und Bau von Straßenprojekten künftig gemeinsam ausschreiben und vergeben zu wollen. Widerspruch des Bundesvergabeamts erwartet sich Schedl dabei keinen, diese Vorgangsweise sei mit dem Vergabegesetz vereinbar, ist er überzeugt. Wie die Planer darauf reagieren, wird abzuwarten sein. "Die Ziviltechniker müssen sich eben umstellen“, so Schedl knapp. Den derzeitigen Schuldenstand der Asfinag bezifferte der neue Vorstand mit 10,2 Milliarden Euro. Im kommenden Jahr werde sich der nur um 200 Millionen erhöhen, den "Peak“ werde man um das Jahr 2020 mit rund 14,5 Milliarden erreichen, ab dann werde sich das Defizit verringern. Nicht zuletzt wegen der Einnahmen aus Lkw-Maut und Autobahnvignette. über die Einführung einer fahrleistungsabhängigen Pkw-Maut, die immer wieder diskutiert wird, wollte sich das Vorstandsduo nicht äußern. Das sei Sache des Eigentümers, im Regierungsprogramm nicht vorgesehen und daher kein Thema. Ebenso kein Thema sind für den neuen Vorstand die von Seiten der Bauindustrie heftig kritisierten Vergabekriterien beim PPP-Projekt Nordautobahn A5. Wie man in Hinkunft mit dem Thema Public Private Partnership umgehen wird, das will die Asfinag evaluieren - auch diese Meldung hat nicht gerade Neuigkeitswert.