Langfristige Beschaffungsverträge, enorme Speicherkapazitäten und die Diversifikation derErdgasversorgung als Zukunftsmodell: Die EconGas-Geschäftsführer Jesco von Kistowksi undMichael Peisser über ihre Pläne und die damit verbundenen Herausforderungen. (+) plus: Erdgas ist in Europa ein begehrter Rohstoff, dessen Bedeutung enorm zunimmt. Wie sieht aus der Sicht der EconGas die Versorgungssicherheit aus?Michael Peisser: Die wesentliche Herausforderung für die nächsten Jahre wird sein, die Versorgungssicherheit weiter zu stärken. Die Versorgungssicherheit st gerade im liberalisierten Erdgasmarkt das wesentliche Unterscheidungs- und Qualitätsmerkmal. Die im Herbst 2006zwischen uns und der Gazprom export Ltd. abgeschlossenen Lieferverträge für russisches Erdgas sind Beweis dafür, dassEconGas sich nachhaltig am internationalen Gasmarkt positioniert hat. Das war ein großer Erfolg für die VersorgungssicherheitÖsterreichs, aber auch für unser Unternehmen. Wir setzen damit die 40-jährige Partnerschaft der OMV mit Russlandfort. Von den jährlich aus Russland vertraglich gesicherten sieben Milliarden Kubikmetern Erdgas sind rund drei Viertelfür EconGas bestimmt.(+) plus: Als Anfang 2006 die Lieferungen von russischem Erdgas eingeschränkt wurden, stellte sich in Westeuropa erstmals dieFrage nach Alternativen zu russischem Erdgas. Haben Sie eine Antwort?Jesco v. Kistowski: Ein weiterer wichtiger Beitrag zur Sicherheit der Erdgasversorgung sind die hohen Speicherkapazitäten derEconGas. Sie entsprechen dem Businesskundenbedarf von mindestens drei Monaten.Insgesamt lagert Österreich ein Drittel seines jährlichen Erdgasbedarfs in Speichern,Deutschland etwa nur knapp ein Fünftel, Belgien gar nur vier Prozent. Gemessen am Verbrauch liegt Österreich damit in SachenErdgasspeicherung im Spitzenfeld Europas.(+) plus: Welches Erdgas soll eingespeichertwerden, wenn der Gasfluss aus Russlandaus welchen Gründen auch immer unterbrochenwürde?Peisser: Eines ist klar: Nur ein Mehr anDiversifizierung bringt langfristig mehrVersorgungssicherheit. Liquefied NaturalGas (LNG) und der Ausbaudes Tradinggeschäfts sinddabei neben den direktenBezugsverträgen ein fixer Bestandteilder Beschaffungsstrategieder EconGas. Wirsind mittlerweile nicht nuran den wichtigsten europäischenErdgas-Handelspunktenaktiv, sondern mit demim Dezember 2007 unterzeichnetenVertrag mit demGate-Terminal in Rotterdamaktiv ins LNG-Geschäft eingestiegen.EconGas plant, abder zweiten Jahreshälfte 2011drei Milliarden KubikmeterErdgas über Rotterdam zuregasifizieren. Diese Mengeentspricht etwa einem Dritteldes gesamten Erdgasjahresverbrauchsin Österreich.Kistowski: Dieser Schritthat jedoch auch eine enormestrategische Tragweite für die Zukunft. Wirverbinden unsere derzeitigen Märkte mitneuen, wichtigen Handelsplätzen in Nordwesteuropa.Zudem haben wir mit demRotterdamer LNG-Terminal nun auch dieMöglichkeit, auf zusätzliche Erdgasquellenzuzugreifen. Beides ist von großer Bedeutungfür die weitere Wachstumsstrategievon EconGas.(+) plus: Welche Märkte sind neben Österreichfür EconGas von besonderer Bedeutung?Peisser: Von Beginn an richtete man beiEconGas das Augenmerk auf die benachbartenMärkte Süddeutschland, Norditalien,Ungarn, Kroatien, Slowakei, Slowenienund Tschechien. Diese Märkte repräsentierenzusammen rund ein Viertel deseuropäischen Erdgasmarktes, die EU-27.Das süddeutsche Zielgebiet entspricht inpuncto Erdgasverbrauch dem Dreifachendes österreichischen Marktes. Ähnlich dieStellung Italiens, Westeuropas drittgrößtem Erdgasmarkt. Die norditalienische Industrieregion hat mit rund 55Milliarden Kubikmetern einen sechsmal höheren Erdgasverbrauchals Österreich.Kistowski: Die Liberalisierung der Märkte hat uns große Chanceneröffnet. In den frisch geöffneten Märkten Fuß zu fassen, war aberalles andere als einfach. Zwar herrschte de jure von Anbeginn einevollständige Liberalisierung der Energiemärkte, de facto kämpfenaber alle Mitbewerber und auch EconGas mit teils erheblichen Hindernissen.Das sowohl in Deutschland als auch in Italien, wo wir seit2005 mit Tochterunternehmen vertreten sind.Dennoch ist unsere Internationalisierung erfolgreich, was sicheindrucksvoll in den Zahlen zeigt: Machte der Auslandsanteil amEconGas-Absatz im ersten vollen Geschäftsjahr noch rund sechsProzent aus, liegt er derzeit bei rund 30 Prozent.Peisser: Diese Erfolgsgeschichte soll nun in unserem östlichenNachbarland Ungarn fortgesetzt werden. Ungarn hat mit 42 Prozenteinen auffallend hohen Anteil von Erdgas am Primärenergieaufkommen.Seit Anfang 2007 gibt es auch in Budapest eine Tochtergesellschaftder österreichischen EconGas. Mit der Schaffung derrechtlichen Voraussetzungen für einen liberalisierten Energiemarktist zur Jahresmitte 2008 zu rechnen. Dann wird die EconGas mitihren Stärken – Versorgungssicherheit, Service und verlässliche Zusammenarbeitmit Partnern in Industrie und Kommunen – auch inUngarn punkten können.(+) plus: Welche Länder können folgen?Kistowski: Angesichts künftiger Internationalisierungsschrittebeobachten die EconGas-Analysten die Entwicklungen in den ZielmärktenKroatien, Slowakei, Slowenien und Tschechien sehr genau.In weiterer Folge rückt auch Nordwesteuropa stärker in unser Blickfeld– zum einen, weil man dort bereits jetzt als Handelspartner aktivist, zum anderen, weil die fortschreitende Liberalisierung und dasZusammenwachsen der Absatzmärkte neue Chancen eröffnen. DieErfahrung, die EconGas durch die Zusammenarbeit mit mittlerweilerund 500 Weiterverteilern und Businesskunden im liberalisierteneuropäischen Erdgasmarkt ins Treffen führen kann, stellt einenunschätzbaren Vorteil bei der Akquisition neuer Kunden dar. Dererfolgreiche Weg der ersten fünf Jahre bildet somit das Fundamentfür die Erfolge der Zukunft.(+) plus: Wodurch unterscheidet sich das Angebot von EconGasvon jenem des Mitbewerbes?Peisser: Neben der Kernkompetenz setzen wir auf intensive Kundenorientierungdurch maßgeschneiderte Energielösungen, die sichindividuell an den jeweiligen Kundenbedürfnisse orientieren. OptimaleVersorgung bedeutet nicht nur die verlässliche Lieferung vonErdgas zur rechten Zeit am rechten Ort, sondern auch eine flexibleProdukt- und Preispolitik.Kistowski: Das Angebot reicht hier von individualisierbarenPreisprodukten bis zur an die Bedürfnisse der Kunden angepasstenRechnungslegung. Komplexe Risikomanagementinstrumentebringen den Kunden Planungssicherheit in Sachen Energieausgaben.Unter individuellem Service verstehen wir auch die umfassendetechnische Unterstützung bei Konzeption und Umsetzung von Energieprojekten,die den Umstieg auf Erdgas für ein Unternehmen erleichtern.Die EconGas-Anwendungstechniker am Linzer Standortunterstützen die EconGas-Kunden außerdem bei der Optimierungihres Energieeinsatzes. Das Ziel sind preisgünstige und kompakteGesamtlösungen, die eine effiziente und umweltschonende Energienutzungmöglich machen.