Die Telekom Austria reitet weiter auf der grünen Welle und will nun auch bei Stromtankstellen mitmischen. Bis Ende 2010 werden zunächst 30 in ganz Österreich errichtet. Punkten kann die IKT-Branche mit der Erfahrung mit mobilen Bezahlservices. Der Markt hat Riesenpotenzial, liegt aber hoffnungslos in der Zukunft – zumindest aus heutiger Sicht. Elektromobilität ist derzeit mehr Marketing und PR-Gag als beinharte Notwendigkeit im Individualverkehr. Dennoch werken bereits Unternehmen auch abseits der Energieversorger an den künftigen Verteilnetzen und den Dienstleistungen am Kunden. Es sind Möglichkeiten, die heute nur schwer in Wort gefasst werden können. Zu viele Faktoren werden in den nächsten Jahren die Entwicklungen in der E-Mobilität bestimmen. Der Ölpreis etwa wird wohl auch noch in den nächsten 50 Jahren und länger einigermaßen stabil bleiben. Einen wesentlicheren Einfluss wird daher die Politik auf den Markt nehmen. Geht es um die Reduktion von CO2-Emissionen etwa, ist jede Form von Antrieb über Strom den fossilen Energien um Längen voraus. Martin Blum, Leiter der Abteilung Verkehrspolitik im Verkehrsclub Österreich (VCÖ), weiß um eine 80-prozentige Kohlendioxid-Reduktion, würde ein Fahrzeug mit einem in Österreich üblichen Strommix betrieben werden. Internationale Studie betrachten den Markt differenziert: Angebot und Nachfrage werden in den kommenden zehn Jahren weiter auf niedrigem Niveau wachsen, und ab 2020 je nach Preisentwicklungen und auch Fortschritte in der Akkutechnologie in die Höhe schießen. Jedes zehnte (Untergrenze in den Prognosen) bis jedes dritte Fahrzeug (Obergrenze) soll 2030 bereits mit Strom laufen – entweder komplett als E-Mobil, oder in einer Hybridform.Die Richtung scheint also vorgegeben zu sein. Umwelt und Nachhaltigkeit sind auch Schlagworte bei der Telekom Austria. Der heimische Telekommunikationsprimus hat bereits in der Vergangenheit grün zu seiner Lieblingsfarbe erklärt und springt nun ebenfalls auf den Elektrozug auf. Anfang Mai wurde die erste von zunächst 30 Stromtankstellen, die in ganz Österreich an vorhandene Multimediastations angedockt werden, vor der Konzernzentrale in Wien in Betrieb genommen. Langfristiges Ziel ist, das vorhandene Netz von 13.500 Telefonzellen mit einem weiteren Service zu vergolden. Neben den Zellen werden Säulen errichtet, an denen Fahrräder, Mopeds und Autos mit Strom betankt werden können. Angedockt wird per dreipoligen Caravanstecker, gemächlich geladen bei 230 Volt, gezahlt künftig über paybox. Die Stelen sind nicht billig. TA-Boss Hannes Ametsreiter spricht von 1.500 bis 3.000 Euro Investition pro Tanksäule und will damit den mobilen Bezahlservice paybox stärken. Man sei bereits in Gesprächen mit Kommunen für einen weiteren Ausbau des Angebots. „Es gibt eine Bereitschaft der Gemeinden, das zu fördern“, berichtet Ametsreiter, der in dem Stromtankstellen-Angebot eine „sinnvolle Entwicklung“ sieht.Nicht jeder ist mit dem Vorstoß der TA happy. Die Energieversorger betrachten die Avancen jedenfalls argwöhnisch. Sie haben selbst E-Mobility-Programme gestartet, die Richtung ist vorgegeben. Lediglich Standards in der Abrechnung, den Zugangstechnologien und den Akku-Formen überhaupt trüben das Glück der künftigen Palette. Auch wenn die Telekom vielleicht kein Unternehmen ist, welches den Konsumenten bei E-Mobility und Elektrotankstellen zuerst einfallen würde – für die Abrechnung des Stromkonsums an den Tankstellen scheint die Informations- und Telekommunikationsbranche prädestiniert zu sein. Die flexible Verrechnung von mobilen Geräten und Services ist für diese Branche ein alter Hut.VCÖ-Mann Blum prognostiziert für das Jahr 2015 bereits 50.000 bis 60.000 Elektromopeds und Elektromotorräder in Österreich. 115.000 PKW mit Elektro- oder Hybrid-Motor sollen im gleichen Zeitraum verkauft werden. Man kann von einem Wachstum ausgehend von praktisch Null sprechen. Im Vorjahr waren hierzulande gerade einmal 223 Elektroautos und 3.559 Hybridfahrzeuge zugelassen. „Wir ermöglichen gemeinsam ein wirklich zukunftsweisendes Service für unsere Kunden und leisten einen aktiven Beitrag zur CO2-Bilanz des Landes", heißt es in der TA-Zentrale in der Lassallestraße. Die Telekom baut anfänglich nur jene Telefonzellen um, in deren Umfeld auch Platz für Abstellflächen für Elektrofahrzeuge vorhanden ist. Durch den zusätzlichen Einsatz von separaten Ladesäulen können von jeder Telefonzelle weitere Parkplätze versorgt werden. Und sollte ein Fahrzeug während des Ladevorganges von fremden Personen widerrechtlich abgesteckt werden, wird der Besitzer per SMS darauf aufmerksam gemacht. Strom tankenSie sind Besitzer eines Elektrofahrzeugs? Sie parken vor einem Wirtshaus, Ihrem Büro oder bei einem Kunden und entdecken eine Telefonzelle als Ladestation? Der Ladevorgang selbst ist ganz einfach: Für den Testbetrieb genügt eine Identifizierung des Fahrzeugbesitzers über SMS oder einen RFID-Chip (Kontaktlostechnologie), der in den Stecker des Fahrzeugs eingebaut wird. Die Funk-Chips sind in Telekom-Austria- und A1-Shops-erhältlich. Eine Nachrüstung bestehender Stecker ist möglich. Das Laden selbst funktioniert ohne Anmeldung: Anstecken genügt. Noch ist das Stromtanken bei der Telekom kostenlos. In Zukunft wird der Strom mit dem Bezahlservice paybox per Handy bezahlt. Die Telekom sieht Potenzial für die Aufrüstung ihrer Telefonzellen zu Stromtankstellen. Bis Ende des Jahres sollen 30 Standorte den neuen Service bereitstellen. Insgesamt 13.500 Telefonzellen hat die TA österreichweit im Einsatz.Schnellstes E-CarWem Elektrofahrrad und Elektroroller zu langsam sind, greift tief in die Tasche und nennt einen »Tesla Roadster« sein eigen (Bild oben). Das derzeit schnittigste Elektroauto beschleunigt von 0 auf 100 in 3,7 Sekunden, schafft 201 km/h Spitze, und das bei einer Reichweite von gut 400 km. Kostenpunkt der in Europa erhältlichen Ausführung des Sportwagens: knapp 120.000 Euro. US-Hersteller Tesla Motors bringt in Kürze auch einen familienfreundlichen Wagen um die Hälfte des Preises auf den Markt. Es wird erwartet, dass die Preise von Elektroautos und sportlichen E-Cars – technologisch weiter entwickelt und in größeren Stückzahlen produziert – sinken werden. Die Telekom Austria hat zu Repräsentationszwecken einen von zehn derzeit in Österreich befindlichen Tesla Roadsters giftgrün folieren lassen.Info: www.teslamotors.com