Im Rahmen einer Pressepräsentation der Münchner Allianz Arena versuchte die Alpine Bau GmbH, das in letzter Zeit doch gehörig ins Wanken geratene Erscheinungsbild des Unternehmens ins rechte Licht zu rücken. Imagebroschüren und Folder sollten den anwesenden Pressevertretern helfen, Skandale und Skandälchen zu vergessen und die positiven Seiten des Unternehmens kennen zu lernen. Dumm nur, dass genau einen Tag nach dieser Präsentation das Urteil gegen Karl-Heinz Wildmoser junior (Viereinhalb Jahre wegen Bestechlichkeit) veröffentlicht wurde. Folgerichtig trat das Bauwerk in den Hintergrund, rückte der Bestechungsskandal in den Mittelpunkt des Interesses. "Das ist natürlich auch für uns sehr unangenehm", hört man aus dem Salzburger Baukonzern, "denn wo es einen Bestochenen gibt, muss es natürlich auch einen Bestecher geben." Die scheinen von der Münchner Staatsanwaltschaft in Alpine-Geschäftsführer Dietmar Aluta-Oltyan und dem früheren Geschäftsführer der Alpine Bau Deutschland GmbH, Willi Böck, gefunden zu sein. Dennoch versucht man bei Alpine den Ball flach zu halten. Die Stimmung innerhalb des Unternehmens habe sich seit der Urteilsverkündung nicht merklich geändert, von Unruhe oder gar Nervosität keine Spur. Es stünde auch in keiner Relation zur Sachlage würden in einem Unternehmen mit zwei Milliarden Euro Umsatz jetzt alle die Nerven verlieren, so die Einschätzung bei der Alpine.Die weitere Vorgehensweise in der Causa Allianz Arena ist auf jeden Fall ungewiss. Ob sich der Hauptangeklagte Geschäftsführer Aluta der deutschen Justiz stellen wird oder ob er es in Zukunft tunlichst vermeiden wird, seinen Fuß auf deutschen Boden zu setzen, liegt jetzt in der Hand seiner Anwälte. Bei der Alpine bevorzugt man ohnehin den Standpunkt, dass es bei der ganzen Geschichte keinen Geschädigten gegeben habe. Die Alpine sei von Anfang an der Bestbieter gewesen, Karl-Heinz Wildmoser junior wollte lediglich den Preis drücken und den einen oder anderen Euro für sich selbst abzweigen. Von Schuldeinsicht keine Spur, gezahlt worden seien keine Bestechungsgelder, sondern laut Aluta branchenübliche Arrangement Fees.Hilfe aus österreich?Wie aus üblicherweise gut informierten Quellen zu hören ist, hofft man in den Chefetagen des Baukonzerns auf ein Eingreifen der österreichischen Justiz. Die bei solchen Tatbeständen bekanntermaßen zurückhaltende heimische Justiz würde eine - saftige - Geldstrafe verhängen und der Fall wäre erledigt, so die Hoffnung in Alutas Umfeld. Einzig die Salzburger Staatsanwaltschaft scheint die ihr zugedachte Rolle in diesem Szenario nicht einnehmen zu wollen. "Wir sehen in der momentanen Situation keine Veranlassung, Anklage zu erheben", erstickt Thomas Wegleiter, Mediensprecher der Salzburger Staatsanwaltschaft, die "alpinen" Hoffnungen im Keim. Zwar sei es theoretisch möglich, parallel zur deutschen Justiz Anklage zu erheben, sinnvoll sei es aber nicht. "Das wäre dann ein Wettstreit um das erste Urteil, denn ein rechtskräftiges Urteil würde das zweite Gerichtsverfahren sofort stoppen. Zudem haben die deutschen Behörden die Ermittlungen abgeschlossen und Anklage erhoben, also liegt es jetzt in deren Zuständigkeitsbereich", so Wegleiter weiter. Damit muss sich Aluta auf ein Gerichtsverfahren in München einstellen. Ob er in naher Zukunft allerdings freiwillig seine Beine auf deutschen Boden setzen wird, darf bezweifelt werden.Das StadionDurch den Bestechungsskandal beinahe in den Hintergrund gedrängt wird die Tatsache, dass die Alpine in München-Fröttmanning ein wunderschönes Stadion gebaut hat. Eine High-Tech-Arena, die ihren internationalen und nationalen Vorbildern in Amsterdam oder Gelsenkirchen in nichts nachsteht. Großzügig dimensionierte VIP-Logen und eine Sitzplatzanordnung, die auch in den letzten Reihen noch eine ausgezeichnete Sicht auf das Spielgeschehen garantieren. Bezüglich des Stadionumfeldes mehren sich aber bereits kritische Stimmen. Studien haben gezeigt, dass die Parkplatzkapazitäten für die Weltmeisterschaft 2006 nicht ausreichen werden und auch die Zubringerwege das Verkehrsaufkommen nicht bewältigen werden können. Der Alpine ist in diesem Zusammenhang allerdings kein Vorwurf zu machen, für diese Fehlplanung trägt der Bauherr die Verantwortung. Die Ausschreibungskriterien wurden punktgenau erfüllt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.