Neben Rot-Grün hatte nicht nur das BZö für den Sozialdemokraten aus freiheitlicher Familie gestimmt, sondern auch zwei abtrünnige schwarze Stiftungsräte. Alexander Wrabetz kann sich für seine am 1. Jänner offiziell beginnende Amtszeit also auf eine breite Basis stützen. Wer aber die Schlangengrube Küniglberg kennt, weiß, dass sich an die Kür des 46-Jährigen auch etliche Wünsche und Erwartungen knüpfen. Das fängt bei der Personalpolitik an und hört bei der Programmgestaltung auf - insbesondere die Nachrichtensendungen mögen sich der regierungstreuen Hofberichterstattung ab- und seriösem Journalismus wieder zuwenden, lautet etwa eine der Forderungen. Den Medienkoloss ORF mit 882 Millionen Euro Umsatz und mehr als 4000 Mitarbeitern kennt der promovierte Jurist als kaufmännischer Direktor seit 1998 in- und auswendig. Vor großen Aufgaben zeigte er schon immer wenig Scheu: Bereits mit dreißig wurde Wrabetz Generalsekretär der öIAG, Hugo-Michael Sekyra bezeichnet er heute noch als seinen Mentor. Als Geschäftsführer des VAMED-Konzerns managte er später die Errichtung zahlreicher Spitäler in ganz Asien. Auffrischungen wird auch die Anstalt ORF nötig haben, denn Quoten und Werbeeinnahmen gingen in den letzten Jahren stetig bergab. Der Verlust der Senderechte an der Fußball-Bundesliga gilt als folgenschwerer Tiefpunkt der ära Lindner. Wie resistent sich Wrabetz gegen Einschmeicheleien und Interventionen erweist, wird mit schon jetzt mit Argusaugen beobachtet. Ein Zugeständnis an seine drei Kinder im Teenageralter hielt der mit einer ärztin verheiratete Familienvater, der bei diversen Festivitäten auch gerne mal zu Nena abtanzt, bereits in seinem Reformkonzept fest: Es soll wieder eine eigene Jugendsendung geben.