Kreislaufwirtschaft statt Entsorgung – das steckt hinter der HarvestMap, die 2015 auch in Österreich Fuß gefasst hat. Eine Vielzahl an Werkstoffen am Bau kann im »ReUse« neuerlich eingesetzt werden. Ein Beispiel dafür war auch auf der Bauen&Energie zu sehen. Die Idee kommt aus Holland. Dort wird das Prinzip der Material-Austausch-Plattform HarvestMap bereits seit mehr als zehn Jahren umgesetzt. Alte Windräder werden z.B. zu einem Kinderspielplatz oder einer öffentlichen Parkbank umgebaut. In Österreich fasst die Idee derzeit langsam Fuß. »Wir haben voriges Jahr begonnen, die bestehende Struktur aus Holland zu transformieren«, betont Andrea Kessler. Die Baustoff-Recycling-Verordnung, seit Jänner 2016 in Kraft, schreibt u.a. die Sortierung und Trennung von Bauteilen vor und kommt damit der HarvestMap entgegen. Grundprinzip der HarvestMap Eine Vielzahl an Bauprodukten kann nach einem Abriss wiederverwendet werden, entweder in derselben Funktion oder adaptiert, z.B. Außenfassaden, Aluplatten, Gestänge, Beschilderungen und Handläufe. Auch Fehlproduktionen liefern Material. Aus ausgestanzten Metallteilen können z.B. Balkonbrüstungen hergestellt werden. Rückgebaute Theater- und Filmkulissen sind eine weitere Quelle. »willhaben.at bietet ReUse im Small-Format. Wir denken in M, L und XL und richten uns damit an Designer, Architekten und Kreative«, informiert Kessler, die selbst in einem Architekturbüro tätig ist. Als erster Schritt ist eine grundlegende Bewusstseinsbildung notwendig. Bereits im Designprozess und in der Projektplanung müssen ReUse-Materialien einen fixen Platz erhalten. Dafür braucht es hohe Kreativität – Fenster können als Trennwände fungieren, Türen als Fußböden. »Auch in ReUse steckt Wertschöpfung. Dieser Gedanke muss sich festsetzen«, fordert Barbara Bauer vom IBO. HarvestMap in Rot-Weiß-Rot Einige der ersten heimischen HarvestMap-Projekte: Auf der Bauen&Energie wurde der Stand von »Beratung im Zentrum« aus etwa 70 alten Türblättern zusammengestellt. Bauelemente aus rückgebauten Altobjekten werden ebenso beim Turnzentrum Wien West eingesetzt. Das Museum für Angewandte Kunst stellte die Betonblöcke der Modellstadt »Hypotopia« zur Verfügung. Daraus werden Sitzbänke, Vasen und Sandkästen. Für Herbst 2016 ist ein Erntefest in einem zum Abbruch freigegebenen Gebäude geplant. Bedarf für die HarvestMap besteht laut Kessler jedenfalls. Es braucht aber eine gemeinsame Sprache für ArchitektInnenen und AbfallwirtschafterInnen. Bisher fehlen Zeit und Bereitschaft, bereits auf der Baustelle sorgsam zu trennen und zu sortieren. Barbara Bauer: »Die Trennung und Sammlung muss erfolgen, bevor die Abrissbirne zum Einsatz kommt.« In Zeiten von »Just in Time« ist es sinnvoll, online bekanntzugeben, welches Material in welcher Menge wo und wann anfällt – der Interessent holt es direkt ab. Zwischenlager gibt es noch nicht, dafür fehlt das Geld. ReUse-Organisation Hierfür könnten sich aber leerstehende Hallen und ungenützte Lagerflächen der Gemeinden als Lösung anbieten. Entsprechende Gespräche sind angedacht. Eine weitere Herausforderung sind verbaute Baustoffe, die vielfach nicht zertifiziert oder schädlich sind. »Hier sehen wir es als künftige Dienstleistung an, diese zu prüfen und eventuell zu zertifizieren.« Barbara Bauer warnt davor, dass das System nicht zu komplex werden dürfe, um arbeitsfähig zu bleiben. Die relativ strengen gesetzlichen Vorschriften müssen exekutiert und überprüft werden.n