Die Umsätze stimmen, die Nachfrage nach Schalungs- und Gerüstmaterial ist groß. Auch heuer drohen wieder vereinzelte Lieferengpässe. Wie sich die Hersteller mit einer Logistikoffensive für den Ernstfall wappnen und wie sie ihren Teil dazu betragen wollen, dass der leidige Vergleich mit der Automobilindustrie in Sachen Produktivität endlich der Vergangenheit angehört. 2018 war auch für die Schalungsbranche ein gutes Jahr. Zwar lassen sich die meisten Hersteller bezüglich der Geschäftszahlen nicht wirklich in die Karten schauen, getrieben von einer guten Konjunktur durften sich aber alle Hersteller über Umsatzzuwächse freuen. Die Doka etwa feierte in Österreich nach 2017 auch 2018 wieder ein Rekordjahr. »Wir konnten den Wind der durchwegs guten Konjunktur nutzen und in Erfolgszahlen umsetzen«, freut sich der neue Geschäftsführer von Doka Österreich Harald Zulehner. Auch für Peri ist das Österreichgeschäft erfreulich gelaufen. »Wir konnten im abgelaufenen Jahr ein Wachstum über dem Markt erzielen. Wir sind mit bestehenden, langjährigen Kunden weiter gewachsen, aber auch mit vielen Neukunden, die wir von unseren Produkten und Leistungen überzeugen konnten«, sagt Geschäftsführer Christian Sorko. Offener im Umgang mit Zahlen zeigt sich das Regauer Familienunternehmen Ringer. »2018 ist sehr gut gelaufen. Bei einer Umsatzsteigerung von zehn Prozent konnten wir erstmals mehr als 40 Millionen Euro erwirtschaften«, berichtet Geschäftsführer Peter Rungger. Ein deutlich differenzierteres Bild zeichnet Meva-Geschäftsführer Erwin Platzer. »Das Jahr ist langsam gestartet, da wir die Preisschlachten Ende 2017 nicht mitgemacht haben«, sagt Platzer ehrlich. Die Hoffnung, dass sich die Preise in einem ausverkauften Markt nach oben bewegen, erfüllte sich aber nicht. »Wie so oft in Österreich«, so Platzer. Ab dem Frühsommer ist dann aber auch für Meva das Geschäft gut gelaufen. Am Ende des Jahres durfte sich auch Platzer über ein Umsatzplus freuen. Sorgenkind Margen Das Dauerthema der schlechten Margen hängt wie ein Damoklesschwert über der Branche. Was in Zeiten der Hochkonjunktur und guten Auslastung ein überschaubares Problem darstellt, könnte bei einer konjunkturellen Eintrübung schnell für echten Katzenjammer sorgen. »Trotz der allgemein guten Auslastung gibt es immer wieder unverständliche Preisgestaltungen«, kritisiert Rungger. Tatsächlich zählt Österreich nach wie vor zu den Ländern mit den schlechtesten Preiskonditionen in ganz Europa. Das stellt die Unternehmen vor enorme Herausforderungen. »Natürlich versucht man sich auf technisch anspruchsvolle Projekte zu stürzen, um sein Ergebnis zu optimieren, aber man braucht immer eine Balance zwischen Auslastung und hochwertigen Projekten«, sagt Platzer. Engpässe vermeiden Die steigende Nachfrage ist zwar gut für die Umsätze, hat aber auch ihre Schattenseiten. Durch die boomende Baukonjunktur drohen auch in diesem Jahr wieder Lieferengpässe. Während vorwiegend regionale Player wie Ringer mit einer Aufstockung der Lagermengen und einem Ausbau der Lagerkapizitäten reagieren, setzen stärker international agierende Unternehmen auf eine ausgeklügelte länderübergreifende Logistik, um Kapazitäten im Bedarfsfall von A nach B zu verschieben. »Wir legen einen starken Fokus auf das Thema Planung. Deshalb haben wir unseren Mietpark in Länderkontingente unterteilt, um möglichst alle Märkte bei hoher Auslastung bedienen zu können«, erklärt Platzer. Auch die Doka hat in den letzten Jahren stark in den Ausbau ihrer Logistikkapazitäten investiert. »Mit insgesamt sieben Logistikstandorten in Österreich sind wir bereits sehr nah am Kunden. Durchschnittlich dauert es zwei bis maximal drei Tage bis unser Material beim Kunden is«, sagt Zulehner. Zudem hat die Doka in Amstetten und im deutschen Apolda zwei Distribution Center (DC) für Zentraleuropa eröffnet. »Das hilft uns, absolute Bedarfsspitzen abzudecken. In diesen Distribution Centers lagern wir zusätzliches Material, um damit eine noch schnellere Versorgung an den Standorten sicherzustellen und im Endeffekt Teillieferungen an die Baustellen zu verringern«, so Zulehner. Produktivität steigern Eines der großen Themen im gesamten Bauwesen ist die Produktivitätssteigerung. Der laufend strapazierte Vergleich mit der Automobilindustrie, die in wenigen Jahrzehnten ihre Produktivität verdoppelt hat, während der Bau sogar verloren hat, soll bald endgültig der Vergangenheit angehören. »Produktivität ist das Einsparungspotenzial der Bauwirtschaft«, weiß Platzer, der mit seinen Materialien, Produkten und Services die Produktivität seiner Partner und Kunden erhöhen will. Auch bei Peri wird »von Anbeginn der Fokus auf Produkte gelegt, die einfacher, schneller und sicherer sind«, um die Produktivität auf der Baustelle zu erhöhen. Dabei geht es sowohl um Produktoptimierungen und Neuentwicklungen, aber immer stärker auch um digitale Lösungen und Dienstleistungen. »Der Einsatz digitaler Methoden erhöht die Effizienz entlang der gesamten Wertschöpfungskette«, ist Zulehner überzeugt. Bei Doka stehen dabei Aspekte wie die Vereinfachung von Arbeitsabläufen, mehr Transparenz und eine bessere Ausführungsqualität im Vordergrund. Als Paradebeispiel nennt Zulehner die Lösung Concremote, die über Sensoren die Temperatur misst, die Festigkeitsentwicklung im Betonbauteil berechnet und so den idealen Ausschalungszeitpunkt anzeigt. Ringer zählt das Thema Produktivität sogar zu den absoluten Kernkompetenzen. »Unsere Schalungs- und Gerüstlösungen wurden von jeher für einen möglichst ressourcensparenden Einsatz auf der Baustelle entwickelt. Geschwindigkeit und Flexibilität zählen zu unseren Stärken, fünf österreichweite Außenlager ermöglichen, auch kurzfristigen Kundenwünschen gerecht zu werden«, ist Rungger überzeugt und kündigt weitere Produktinnovationen zur Erhöhung der Produktivität auf der Baustelle an. Erwartungen: Was 2019 und 2020 bringen werden Christian Sorko, Geschäftsführer Peri: »Dieses Jahr wird in ähnlicher Form weitergehen wie 2018. Die gesamte Branche agiert an den Ressourcengrenzen, vor allem im Bereich Personal. 2020–2021 wird sich der Markt auf hohem Niveau entspannen.«Peter Rungger, Geschäftsführer Ringer: »2019 ist bereits positiv angelaufen, die Auftragsbücher von Ringer und die der Kunden sind gut gefüllt. Auch wenn die kritischen Stimmen hinsichtlich Konjunktur lauter werden, sind diese in den Aufträgen noch nicht sichtbar.« Erwin Platzer, Geschäftsführer Meva: »Das Jahr 2019 wird eine ähnlich hohe Auslastung bringen wie 2018, 2020 wird es vielleicht einen kleinen Rückgang geben, wir werden uns aber nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau bewegen.«Harald Zulehner, Geschäftsführer Doka: »Die ersten Monaten lassen auf eine Fortsetzung des Erfolgskurses der vergangenen Jahre schließen, die Projektanfragen sind sehr zufriedenstellend und die Auftragsbücher für 2019 sind gut gefüllt. Aus diesem Grund erwarten wir für das laufende Jahr ein ähnlich hohes Niveau wie 2018. Ob der von manchen für 2020 erwartete konjunkturelle Rückgang kommt, wird sich zeigen.«