Amerikanische Hedge-Fonds übernehmen die Mehrheit beim Dachhersteller Monier. Auf die österreichischen Beteiligungen wird der Coup vorerst keine operativen Auswirkungen haben. Restrukturierungen sind in Krisenzeiten aber auch dort angesagt. Monier, der deutsche Hersteller von Dach- und Schornsteinsystemen, ist in Turbulenzen geraten. Laut Financial Times Deutschland war das Unternehmen zuletzt mit 2 Milliarden Euro verschuldet. Um eine Insolvenz zu vermeiden, wurde nun die Reißleine gezogen: Drei US-amerikanische Hedge-Fonds, Apollo, Tower Brook und York, haben Anfang Juli gemeinsam mit den anderen Gläubigern eine Umschuldung der Monier-Gruppe in die Wege geleitet. Im Rahmen dessen werden die Kredite um mehr als die Hälfte reduziert, 150 Millionen Euro neue Kredite zur Verfügung gestellt und die Zinszahlungen um 80 % reduziert. Die vorrangigen Kreditgeber übernehmen den Konzern dafür vollständig, die drei Fonds halten die Mehrheit. Formal werde die von zwei Dritteln der Kreditgeber genehmigte Übernahme bis Ende des Jahres abgeschlossen sein, teilt Monier mit. Bisherige Eigentümer des in 46 Ländern aktiven Baukomponentenherstellers sind die französische Beteiligungsgesellschaft PAI Partners (65 %) und Lafarge Roofing (35 %). Lafarge hat die im Jahr 2000 übernommene Dachkomponentenmarke Braas 2007 zu 65 % an PAI verkauft. Braas wiederum wurde 1954 von Redland Tiles, jetzt Monier, übernommen. Umschuldung nur mit RestrukturierungEinen direkten kausalen Zusammenhang der Kreditschulden mit dem operativen Ergebnis streitet man in der Konzernzentrale ab, auch wenn der Gruppenumsatz bei Monier im Vorjahr um 7,3 % auf 1,5 Milliarden Euro gesunken ist. Davon entfallen 604 Millionen auf den Bereich Dachsteine, 298 auf Dachziegel, 323 auf Dachkomponenten und 244 Millionen Euro auf Schornsteinsysteme. Das EBITDA, der Ertrag vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, ist gleich um 25,3 % auf 192 Millionen zurückgegangen. Laut FTD wird für heuer nur mehr ein Gewinn von 90 Millionen Euro erwartet. Die Ursache dafür liegt laut Pepyn Dinandt, CEO der Monier-Gruppe, beim Einbruch des Wohnungsneubaus in den USA, Westeuropa und Südafrika. Monier muss darauf reagieren und hat »umfassende Strukturmaßnahmen in Angriff genommen«, wie Dinandt erklärt. Diese Maßnahmen – 2008 hat Monier elf Werke geschlossen – sind Teil des Um- und Entschuldungskonzepts der Hauptgläubiger, die damit langfristig auf eine Tilgung der Kredite hoffen. Betroffen von der Verschlankung sind Organisation, Vertrieb, Verwaltung und Einkauf sowie Produktion. Die Investitionsausgaben wurden 2008 um 11 Millionen auf 46,6 Millionen Euro reduziert, die Neuinvestitionen in Werke und Produktentwicklungen auf 49,2 Millionen mehr als halbiert. Dennoch konnten Nachfrage- und Preisrückgänge bei Dachbaustoffen und die gestiegenen Kosten für Zement und Energie nur teilweise kompensiert werden, so Dinandt. Strategisch will sich Monier auf das Kerngeschäft Dachpfannen, Dachkomponenten und Schornsteinsysteme konzentrieren. Zusätzlich soll der Bereich des energieeffizienten Bauens erschlossen werden, kündigt der Vorstandsvorsitzende an. Personell wird sich bei Monier durch die Übernahme des Konzerns durch die Gläubiger zunächst nichts ändern, teilt das Unternehmen mit. CEO bleibt weiter Pepyn Dinandt, Finanzvorstand Jürgen Koch und Technikvorstand wird weiterhin Paul Kolowratnik sein. Sparen bei Österreich-BeteiligungenIn Österreich ist Monier mit der Bramac Dachsysteme International, dem Dachziegelhersteller Tondach Gleinstätten sowie dem Kaminhersteller Schiedel vertreten. Bramac: Standort geschlossen Bei Bramac habe der Eigentümerwechsel bei Monier keine Auswirkungen auf das Geschäft, betont Michael Utvary, Vertriebsdirektor für Österreich. Kräftig gespart werden muss jedenfalls. Der österreichische Marktführer bei Dachsteinen, der je zur Hälfte Monier und dem Ziegelkonzern Wienerberger gehört, hat Anfang Juli, zeitgleich mit der von Monier verkündeten Umschuldung, bekannt gegeben, den Produktionsstandort Gaspoltshofen in Oberösterreich im September still zu legen. Die Dachsteinproduktion wird im Werk Pöchlarn zusammengeführt, wo man mit den Kapazitäten mittelfristig das Auslangen finde, so Utvary. Im Werk Gaspoltshofen werden nur mehr Dispersionsfarben für die Bramac-Werke hergestellt. Der schon seit 1997 merkbare Rückgang bei Dachprodukten hat sich bei Bramac im vergangenen Jahr mit einem Minus im Absatz von 11 % manifestiert. Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte Bramac in Österreich und elf ost- und südosteuropäischen Ländern noch einen Umsatz von mehr als 200 Millionen Euro erwirtschaften, für heuer erwartet das Unternehmen bereits einen Rückgang von 30 %. In Österreich werde sich dieser Rückgang mit 14 % relativ bescheiden ausmachen, so der Unternehmenssprecher. Bramac wurde 1966 von Braas und dem Bauunternehmer Alexander Maculan gegründet – die jeweils ersten drei Buchstaben der Gründer ergeben den Firmennamen. Maculan hat seinen 50 %-Anteil drei Jahre später an Wienerberger verkauft, die Anteile von Braas wurden 1996 von Lafarge Roofing übernommen. Schiedel: Keine WerksschließungenAbgestritten werden jegliche Auswirkungen auch bei der Schiedel AG, dem zu 100 % im Besitz von Monier stehenden Produzenten von Kaminsystemen. Die in Wien ansässige Holding, die 20 Produktionsstätten weltweit besitzt und einen Umsatz von 250 Millionen Euro macht, will zur eigenen Entwicklung daher nichts sagen. Die österreichische Schiedel Kaminsysteme GmbH in Nußbach, eine 100 %ige Tochter der AG, sieht ebenfalls keine Auswirkungen im Operativen, wie Österreich-Geschäftsführer Hans Herbert Schmoll erzählt. Was ihn mehr beschäftigt, ist die allgemeine Krise, die auch am Kamingeschäft nicht vorbei gehe. Gleichzeitig sei sie eine Chance, sich im Zusammenhang mit den aktuellen Themen Energiesparen und Umweltschutz beim Tausch von uneffizienten Heizkesseln mit Kaminsystemen zu positionieren. Verschlankt hat sich Schiedel bereits: So wurden im Vorjahr zwei Lager in Österreich geschlossen, im administrativen Bereich wurden rund 8 % der Stellen abgebaut. Das Vertriebsmanagement wurde neu strukturiert, seit Juni ist Josef Zeilinger als Verkaufsleiter für die Bereiche Neubau- und Sanierungskaminsysteme verantwortlich. Werksschließungen schließt Schmoll definitiv aus. Im Neubau, dessen Marktvolumen 2008 bei 490.000 Laufmetern Kamine lag, rechnet Schmoll heuer mit einem Rückgang von 8 bis 10 %. Der Umsatz von 28 Millionen Euro im Vorjahr werde sich heuer ebenfalls verringern, allerdings im geringeren Ausmaß, ist Schmoll überzeugt. Tondach will Monier-Anteile»Natürlich ist es nicht gut, wenn es einem unserer Partner nicht so gut geht«, kommentiert Franz Olbrich, Vorstand der Tondach Gleinstätten AG, das Geschehen rund um Monier. Nachdem es sich in diesem Fall aber um eine Minderheitsbeteiligung handelt – Monier und Wienerberger halten je 25 %, 50 % sind im Besitz von Olbrich gemeinsam mit seinem Partner Klaus Garside – könne der deutsche Konzern in das operative Geschäft nicht eingreifen. Nicht ausschließen kann Olbrich, dass der Konzern die Beteiligung am steirischen Hersteller von Tondach- und Mauerziegeln überprüft. Auch wenn das derzeit kein Thema sei, wie er betont, werde er sich bemühen, diesen Anteil zu übernehmen, sollte er auf den Markt kommen, kündigt Olbrich an.Straffere Vertriebsstrukturen sind in Zeiten der Krise natürlich auch für Tondach Gleinstätten ein Thema, um auf den langsamer gewordenen Markt zu reagieren. »Wir müssen uns nach der Decke strecken«, meint Olbrich. Früher sei die Mehrproduktion um jeden Preis im Vordergrund gestanden, heute sei das wichtigste Ziel, die Marktanteile zu halten. In Österreich liegen diese bei 30 %. Darüber hinaus ist Tondach Gleinstätten noch in Ost- und Südosteuropa mit Werken und Niederlassungen vertreten. Mit einem Umsatz von 259 Millionen Euro im Vorjahr war 2008 »ein sehr gutes Jahr«, sagt Olbrich. Für heuer rechnet er mit einem deutlich niedrigeren Umsatz. »Das Niveau von 2007 zu schaffen, wäre möglich«, so Olbrich. Damals machte das Unternehmen 248 Millionen Umsatz.