Die Abrechnung ist die Königsdisziplin eines jeden BIM-Projekts. Beim BIM-Pilotprojekt Bruck an der Leitha werden 40 Prozent der Baukosten über das Modell abgerechnet. Da aus vertragsrechtlichen Gründen parallel auch konventionell abgerechnet wird, zeigt sich: Die Abrechnung mit BIM funktioniert nicht nur, sie ist auch exakter und transparenter. Das hat auch Auswirkungen auf das Claim-Management. Im Idealfall kann schon bei Baubeginn die Abrechnung vorbereitet werden. Teil 5 der Serie zum BIM-Pilotprojekt ABM Bruck an der Leitha. Das BIM-Pilotprojekt Autobahnmeisterei Bruck an der Leitha von Asfinag und Leyrer+Graf befindet sich in der Zielgeraden. Der Rohbau ist so gut wie abgeschlossen, in den Büros sind bereits die Maler und Fliesenleger am Werk und im Rechenzentrum werden schon die Verteilerschränke installiert. Dazu wird die Verschleißschicht abgezogen und der Straßenunterbau hergestellt. Und im Hof wird noch ein Flugdach errichtet. Das Projektende ist also absehbar, Anfang September wird es planmäßig so weit sein. Schon jetzt hat das Pilotprojekt zahlreiche Erkenntnisse für den Einsatz von BIM in der Baustellenpraxis gebracht. Darunter waren erwartete, etwa dass die Bauzeitplanung mit BIM zwar komplexer, aber auch deutlich genauer und damit weniger fehleranfällig ist (siehe Ausgabe 4, Seite 18), aber auch weniger erwartete: Denn weder bedeutet BIM das Ende der baubegleitenden Planung noch sind die Kollisionsabfragen in der Praxis der große Wurf, als der sie in der Theorie gerne dargestellt werden (siehe Ausgabe 2, Seite 50). Aktuell beschäftigt Georg Köck, Projektleiter Leyrer+Graf, und Sabine Hruschka, Projektleiterin der Asfinag, das Thema Abrechnung. »Die Abrechnung ist der spannendste Aspekt des Projekts. Denn ein 3D-Modell wird erst dann zu einem BIM-Modell, wenn für die einzelnen Bauteile Informationen hinterlegt werden. Erst aus diesen Informationen lassen sich Abrechnungssummen generieren«, erklärt Köck. Zwar gibt es aus vertragsrechtlichen Gründen auch bei diesen Projekt eine konventionelle Abrechnung, parallel dazu werden aber 40 Prozent über das Modell abgerechnet. Durch diese Gegenüberstellung würden auch etwaige Fehler rasch erkannt werden. »Es gibt zwar geringe Abweichungen, aber wir sehen, dass die Abrechnung mit BIM funktioniert«, erklärt Köck. Voraussetzung dafür ist aber eine sehr genaue Dateneingabe. Dann ist die Abrechnung aber übersichtlicher, transparenter und exakter. Weil die konventionellen Abrechnungsregeln nicht der Realität entsprechen, ist die BIM-Abrechnung genauer an dem, was tatsächlich gebaut wurde. »ch bin der festen Überzeugung, dass der Trend in Zukunft in Richtung Nettomengen geht. Und da kann BIM seine Stärken voll ausspielen«, ist Köck überzeugt. Außerdem wird die Abrechnung mit BIM auch deutlich einfacher. Gerade bei komplexen Geometrien wie etwa dem Retentionsfilterbecken sind einzelne Positionen wie etwa die benötigte Humusschicht händisch nur sehr schwer zu berechnen. Das BIM-Modell hingegen liefert mit einem Klick Kubatur und Preis. Langfristiges Ziel ist es, jedes Bauteil mit so viel Information zu füttern, wie es die LBH-Position erfordert. »Sobald die Baufirma den Preis für das Bauteil bekannt gibt, gibt es keine Diskussionen mehr über Aufzahlungen«, sagt Köck. Auswirkungen auf das Claim-Management Die Abrechnung über das BIM-Modell wird zweifelsfrei positive Auswirkungen auf das Claim-Management haben. Zwar wird es natürlich weiterhin Mehrkostenforderungen geben, da aber beide Vertragspartner auf dasselbe Modell und die dieselbe Datenquelle zugreifen, sollte es laut Köck weniger diskussionswürdige Abrechnungsfragen geben. Auch Hruschka sieht den wesentlichen Vorteil der Abrechnung mit BIM darin, dass alle Leistungspositionen mit den Bauteilen verknüpft sind und es daher im Grunde zu keinen unterschiedlichen Interpretationen kommen kann. Und die Asfinag-Projektleiterin geht sogar noch einen Schritt weiter. »Mit der Beauftragung wird auch schon die Abrechnungsmethodik je Bauteil festgelegt. Werden noch Leistungs- und Abrechnungszeiträume hinterlegt, könnte bereits zu Baubeginn die Abrechnung vorbereitet werden.« Sobald Ist-Zeiten und Ist-Geometrien bekannt und im Modell nachgeführt sind, könnte zeitnah die Rechnung erstellt werden. Weitere Untersuchungen nötig Die Asfinag hat sich mittlerweile nicht zuletzt aufgrund der positiven Erfahrungen beim Projekt Autobahnmeisterei Bruck an der Leitha dazu bekannt, alle Neubauprojekte im Hochbau mit BIM abzuwickeln. »Wenn die Abrechnung von Bauleistungen mit BIM wie erwartet zu einer Verbesserung der Zusammenarbeit und einer Erhöhung der Nachvollziehbarkeit führt, so werden wir dies sicherlich auch auf weitere Projekte ausdehen«, kündigt Hruschka an. Allerdings sind noch einige Pilotprojekte erforderlich, um ein sinnvolles Mittelmaß zwischen einer eventuell zu detaillierten Modellierung und einer möglicherweise zu allgemeinen Ausschreibung zu finden. Außerdem weiß man sowohl bei der Asfinag als auch bei Leyrer+Graf, dass für eine durchgehende Abrechnung mit BIM noch untersucht werden muss, wie mit nicht (sinnvoll) modellierbaren Elementen wie etwa Kabeln, zeitgebundenen Kosten oder der Baustelleneinrichtung umzugehen ist.