Berechenbare Psyche
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In komplizierten Modellen versuchen Analysten die Bewegungen auf den Finanzmärkten vorherzusehen. Das irrationale Verhalten der Anleger macht ihnen dabei nicht selten einen Strich durch die Rechnung. Die Privat Bank AG schlägt nun einen neuen Weg in der Vermögensverwaltung ein und berücksichtigt auch psychologische Aspekte.
Infolge der Krise zogen, global gesehen, rund 25 Prozent der Kunden ihr Vermögen teilweise oder zur Gänze von Vermögensverwaltungsgesellschaften ab. Das Vertrauen der Anleger hat nicht zuletzt aufgrund der hohen Verluste nachhaltig gelitten. Die Privat Bank AG, Tochter der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, verlor zwar »keinen einzigen Kunden«, wie Vorstandsvorsitzender Helmut Praniess stolz betont, trotzdem wurde mit dem neu entwickelten Produkt »Dynamik Mandat« die Vermögensverwaltung nachjustiert.
Zählte früher allein der in Aussicht gestellte Ertrag, »wollen nun viele Kunden lieber auf der sicheren Seite der Straße sein«, meint Praniess. Risikominimierung lautet das Gebot der Stunde. Trotzdem erwarten die Anleger von ihrer Bank, dass sie mittels Umschichtungen im Portfolio an Aufwärtstrends partizipieren können.
Beim »Dynamik Mandat«, das die Privat Bank AG gemeinsam mit Kepler KAG entwickelt hat, fließen neben den üblichen ökonomischen Aspekten auch Erkenntnisse aus der Psychologie und Soziologie ein. »Financial Behaviour« heißt der Forschungsansatz, der Anomalien des Marktes aufzeigt und in Anlagestrategien umsetzt. »Stimmungen treiben Märkte«, sagt Teodoro Cocca. »Durch eine Reihe von Indikatoren werden diese Stimmungen objektiviert und quantifizierbar.« Cocca lehrt Asset Management an der Universität Linz sowie Private Banking an der Universität Zürich und fungiert künftig als Mitglied des Investmentkomitees der Privat Bank AG. »Dynamik Mandat« wird ab einem Veranlagungsvolumen von 500.000 Euro in drei Risikoabstufungen angeboten. Die Fondsmanager aktualisieren laufend das Portfolio innerhalb der individuellen Bandbreiten. Bei »Gefahr in Verzug« ist auch ein rascher Rückzug aus dem Aktienmarkt, bis zu 100 Prozent in Cash, möglich.