Es handelt sich definitiv um ein Luxusproblem, mit dem sich die Wiener SPö dieser Tage herumplagen muss. Die Umfragen zu den bevorstehenden Wiener Gemeinderatswahl zeigen konstant 55 Prozent für die Partei des Bürgermeisters. Doch anstatt in Jubelchören auszubrechen rauchen bei den Wiener Roten die Köpfe. Man quält sich mit der Frage, warum die Umfragen so gut ausfallen müssen, denn wahltechnisch ist das äußerst schlecht. Es besteht die nicht unbegründete Gefahr, dass eigentliche SP-Wähler nun plötzlich beginnen, strategisch zu wählen. Der Wähler frei nach dem Motto "Die Absolute ist ohnehin fix“ seine Stimme lieber den Grünen, der KPö oder gar der öVP (FPö und BZö sind eher unwahrscheinlich) schenkt. Auch die Möglichkeit des generellen Fernbleibens der Wahl wird plötzlich aktuell, denn der klassische Slogan "Auf jede Stimme kommt es an“ kann bei einer derartig eindeutigen Ausgangsposition kaum mehr glaubwürdig an die Wähler gebracht werden. "Was tun?“, sprach Häupl und seine Spin-Doktoren und Wahlkampfmanager präsentierten die Lösung. Eine eigene Umfrage sollte in Auftrag gegeben werden und siehe da: Die Ergebnisse der unabhängigen Umfragen zeigen ein deutlich überhöhtes Ergebnis für die SPö. Gerade einmal 49 Prozent würden die Bürgermeisterpartei wählen. Damit ist es amtlich: Der traditionelle Wahlkampfslogan gilt wieder, die Funktionäre geraten nicht in Versuchung, ihre Anstrengungen bei der Stimmenjagd schleifen zu lassen und der Wähler wird ja wohl die so knappe Absolute der Roten auf keinen Fall durch Nicht- oder Fremdvoting gefährden wollen. In der roten Wahlkampfzentrale sind wieder alle zufrieden und dank des beinahe als brillant zu bezeichnenden Schachzugs könnten sich auch knappe 60 Prozent ausgehen. Etwas billig ist es schon, aber innovativ.