Radar für Führungskräfte
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SPÖ-Wirtschaftssprecher Christoph Matznetter plädiert für eine Erleichterung der Kreditvergabe an KMU. Hauseigene Bonitätsbewertungen der Banken sollten mehr wiegen als das Rating externer Agenturen. Derzeit müssen Kredite an solide Unternehmen mit mehr Eigenkapital abgesichert werden als Staatsanleihen. Dieses Ungleichgewicht verführe die Banken dazu, in spekulative Wertpapiere zu investieren statt in die Realwirtschaft, so Matznetter. Das blinde Vertrauen in Triple-A-Ratings für Ramschpapiere habe schon in der Krise 2008/09 zu krassen Fehleinschätzungen geführt.
Sollten die Basel-III-Richtlinien im nächsten Jahr in der geplanten Form in Kraft treten, drohe eine Kreditklemme. „Die Volumina für Kredite werden dort reduziert werden, wo Banken weniger Geschäft machen“, meint Matznetter – auf Kosten der Klein- und Mittelbetriebe, die meist keine Alternative zum klassischen Bankkredit haben. Für Änderungen sei es noch nicht zu spät: Österreich sucht auf EU-Ebene Verbündete wie Deutschland und Italien, die eine ähnlich strukturierte Bankenlandschaft mit vielen kleinen Geldinstituten aufweisen. Matznetter fordert eine Unterscheidung zwischen Investmentbanken und Retail-Banken: „Wir müssen klar trennen zwischen Banken, die mit allen Risken der Finanzmärkte operieren und Banken, deren Kerngeschäft das Verleihen von Einlagen ist.“
Beinahe täglich tauchen Berichte über neue Korruptionsfälle und Wirtschaftsdelikte auf. Laut einer aktuellen Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) war nahezu jedes zweite österreichische Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren von Wirtschaftskriminalität betroffen. Die Dunkelziffer dürfte noch weitaus höher liegen.