Der Klimawandel fungiert als Aufwecker plötzlich auch bei den CEO der Energiewirtschaft«, sagt Bernhard Haider, Partner von PricewaterhouseCoopers (PwC) österreich. Er präsentierte gemeinsam mit dem PwC Senior Manager Erwin Smole kürzlich die Studie »Energy an efficiency. The changing power climate«, die seit neun Jahren die Stimmung unter europäischen Führungskräften der Energiewirtschaft einholt und seit 2004 global ausgerichtet ist. 119 Topmanager aus 44 Staaten wurden für die aktuelle Erhebung zu ihrer Einschätzung der zukünftigen Entwicklungen im Energiesektor befragt. Wie die Ergebnisse zeigen, hat im Denken der Energieversorger ein Paradigmenwechsel stattgefunden - Nachhaltigkeit hat erstmals Priorität.Effizienzsteigerungen, erneuerbare Energie und Kernenergie werden als zentrale Mittel gesehen, den CO2-Ausstoß und die damit künftig verbundenen Kosten zu senken. In den drei größten Energiemärkten Nordamerika, Europa und der Asien-Pazifik-Region hat die Erschließung erneuerbarer Energieformen unter den Managern höchste Priorität - mehr sogar als die Frage der Versorgungssicherheit. Noch 2004 wurde die Bedeutung der Erneuerbaren abgeschlagen hinter Gas und Kohle an sechster Stelle gereiht, 2007 sind sie Nummer eins. »Die Zahl der Topenergiemanager, die Windenergie und Kernkraft als Wachstumssektoren ansehen, hat sich seit 2006 mehr als verdoppelt, und die Erwartungen für die zukünftige Rolle der Windenergie übersteigen bereits diejenigen für Kohle und Gas«, erklärt Haider den Wandel im Denken der Entscheider. Natürlich passiert dieser Wandel vor dem Hintergrund, dass in Europa die Realisierung von konventionellen Kraftwerken schwierig ist und deshalb Erneuerbare gewählt werden, um die Verbrauchssteigerungen abzudecken. Den vermehrten Einsatz von Kohle, Stichwort »Clean Coal«, wird es, so die Einschätzung der Energieversorger, in wirtschaftlicher Form vermutlich erst ab Mitte des 21. Jahrhunderts geben. Bis dahin wird nach Einschätzung der Energiemanager der Energieeffizienz großer Stellenwert zukommen. »Hier sehen die Energieversorger die Verantwortlichkeit vor allem bei den Endverbrauchern, und hier wiederum besonders bei den Haushalten, da diese von den potenziellen Einsparungen auch am meisten profitieren würden«, erklärt dazu Erwin Smole. Was die Effizienz ihrer eigenen Anlagen betrifft, hat es die Energiewirtschaft weniger eilig, die soll später gesteigert werden. Das Dilemma, dass weniger Energieverbrauch die Umsätze und Gewinne der Versorger schmälert, tritt, so die PwC-Consulter, zunehmend in den Hintergrund, da es für die Versorger vermehrt schwierig wird, die Energie überhaupt bereitzustellen. Zudem seien auch die künftigen Kosten für CO2-Zertifikate nicht unerheblich für die Weiterentwicklung der Branche. Sollte sich der Klimaverschmutzungspreis vervielfachen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es vermehrt zu Verlagerungen beim Ener-giemix kommt. Da Investitionen in die Energieerzeugung aber sehr langfristig angelegt sind, wird der Wandel, so er tatsächlich eintritt, noch viele Jahre dauern. Derzeit werden etwa 64 Prozent des weltweiten Energiebedarfs mit fossilen Energieträgern abgedeckt. Selbst wenn die Windenergie kräftig zulegt, bleibt das Potenzial bescheiden. Auf einen Zeithorizont von zehn Jahren betrachten die Befragten die Atomenergie als erste Wahl für die CO2-freie Stromerzeugung. Konfrontiert mit einem Ausblick auf 2050 wird ebenfalls die Kernenergie als der Problemlöser schlechthin gesehen. »Ohne Kohle, große Wasserkraft und Atomkraft wird es auch in Zukunft nicht gehen«, kommentiert Smole die Ergebnisse.