Ein Gastkommentar von Andreas Pfeiler. Seit Jahren wird über die Umweltproduktdeklaration von Bauprodukten diskutiert. Die Einführung dieses Nachhaltigkeitssystems ist nachvollziehbar und sinnvoll. Allerdings droht die Gefahr der Etablierung praxisferner Methoden mit enormen Zusatzkosten.Im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit von Bauprodukten ist seit Jahren das Thema EPDs in Diskussion. Eine EPD (Environmental Product Declaration), auf Deutsch »Umweltproduktdeklaration von Bauprodukten«, stellt quantifizierte umweltbezogene Informationen aus dem Lebensweg eines Bauproduktes zur Verfügung. Sie beruht auf überprüften Daten aus Ökobilanzen. EPDs werden z.B. in Zusammenhang mit Ökokauf-Richtlinien oder Gebäudebewertungssystemen eingesetzt. Dabei dienen sie unter anderem als Datengrundlage für die Berechnung der Ökobilanz und/oder des Energieverbrauchs eines Gebäudes. Somit können verschiedene Varianten des gleichen Gebäudes bereits in der Planungsphase bzgl. der ökologischen Qualität verglichen werden.Während in Deutschland bereits seit Jahren ein gut funktionierendes System vom Institut Bauen und Umwelt (IBU) aufgebaut wurde, steht man aufgrund der nun stärker werdenden Nachfrage in Österreich am Umsetzungsbeginn.Manchen geht die Entwicklung in Österreich aber zu langsam. Um Zeit zu gewinnen, liegen mehrere Initiativen vor, die uns rasch in eine andere Liga befördern sollen: 1. Eine EPD-Plattform unter der Führung des Instituts für Baubiologie und Ökologie (IBO) hat auf freiwilliger Basis die Arbeit an Grundlagendokumenten begonnen; ein umfassendes Zertifizierungssystem mit Fremdüberprüfung soll aufgebaut werden.2. Eine generische Bauproduktendatenbank soll dazu die Datenbasis liefern.3. Ein neuer Normenausschuss, »ONK-Nachhaltigkeit« soll all diese Grundlagen auf eine normative Basis stellen, damit es zu einer raschen, verpflichtenden Einführung kommt.Umzusetzen wäre das neue System von Planern, Baustofferzeugern und Bauausführenden. Eine Einbindung der genannten Interessenskreise bei der Definition von Nachhaltigkeitsindikatoren und der Einführung eines entsprechenden Nachhaltigkeitssystems ist dabei unerlässlich.Der Fachverband Steine-Keramik und sechs weitere WKÖ-Verbände bekennen sich zu einer nachhaltigen Entwicklung, sehen jedoch bei der Einführung eines Nachhaltigkeitssystems über ein eigenes Normungsgremium fernab der bisher zuständigen Bau-Fachgremien die Gefahr der Etablierung praxisferner Methoden mit enormen Zusatzkosten. Bei allen drei zuvor genannten Themen darf durch entsprechende Experten aus der Baupraxis nicht der Kontakt zum Machbaren und Leistbaren verloren werden. Die Normung der Nachhaltigkeit von Gebäuden sollte daher genau dort stattfinden, wo sie heute angesiedelt ist: in den zuständigen Bau-Ausschüssen des Normungsinstituts. Gemeinsam mit Bauexperten sollen beste Grundlagen entwickelt werden, die sich in der Praxis bewähren und auch wirtschaftlich vertretbar sind.Dr. Andreas Pfeiler ist Geschäftsführer des Fachverbandes Steine-Keramik