Es ist ein Jahrhundertprojekt und viel mehr als nur ein neuer Bahnhof. Insgesamt zwei Milliarden Euro fließen in das Projekt »Hauptbahnhof Wien«. Dafür bekommt die Bundeshauptstadt einen kräftigen Motor der Stadtentwicklung, ein Herzstück für ein neues Stadtviertel und eine bedeutende Verkehrsdrehscheibe in Europa. Es ist ganz ohne Zweifel das derzeit größte und bedeutendste Infrastrukturprojekt in Wien. Und das will in Zeiten um sich greifender Konjunkturpakete schon was heißen. Auf einer Größe von 109 Hektar – das entspricht immerhin der Größe von rund 145 Fußballfeldern – entsteht auf dem Areal zwischen dem derzeitigen Südbahnhof und dem Südtiroler Platz der neue Wiener Hauptbahnhof. Die Kosten des Bahn-Infrastrukturprojektes belaufen sich auf 886 Millionen Euro, insgesamt werden in das Stadtentwicklungsgebiet rund zwei Milliarden Euro investiert. Denn rund um den Bahnhof entsteht ein völlig neuer Stadtteil. Zwölf Hochhäuser und zahlreiche weitere Gebäude schaffen insgesamt 550.000 Quadratmeter Büroflächen, im Süden des Areals wird ein acht Hektar großer Park angelegt, in dessen Umkreis ein Wohnpark mit rund 5.000 Wohnungen inklusive Schulcampus und Kindergarten gebaut wird. Für die verkehrstechnische Erschließung sorgen fünf Kilometer neue Straßen, sieben Kilometer neue Radwege, 13 zusätzliche Ampelanlagen und die Verlängerung der Straßenbahnlinie D um zwei Kilometer. Damit ist der neue Hauptbahnhof auch deutlich mehr als ein Verkehrsknotenpunkt, er ist auch stadtentwicklungspolitisch und wirtschaftlich von großer Bedeutung. »Der neue Hauptbahnhof repräsentiert die Rolle Wiens als überregionales Zentrum und ermöglicht gleichzeitig die Entwicklung eines attraktiven neuen Stadtteils«, sagt Bürgermeister Michael Häupl. Blickfang aus Stahl und GlasBetrachtet man die Entwürfe und Modelle, dann könnte der Hauptbahnhof tatsächlich die anvisierte Visitenkarte für Wien werden. Visueller Blickfang ist ein gefaltetes, rautenförmiges Dach aus Glas und Stahl, das die Bahnsteige überspannt. Diese rund 25.000 Quadratmeter große, lichtdurchlässige Überdachung soll für eine helle und freundliche Atmosphäre sorgen. Der Haupteingang liegt am Südtiroler Platz und ist wie der gesamte Bahnhof barrierefrei gestaltet. 29 Rolltreppen und 14 Lifte bringen die Reisenden zu den fünf Inselbahnsteigen. Unter den Gleisanlagen entsteht die Bahnhof-City. Auf 20.000 Quadratmetern Fläche laden rund 100 Geschäfte und zahlreiche Gastronomiebetriebe zum Verweilen ein. Dazu kommt eine Garage für mehr als 600 Autos und drei Fahrradgaragen mit rund 1.600 Stellplätzen. Weiters geplant sind Dienstleistungs- und Kulturbetriebe sowie ein Hotel. Der neue Hauptbahnhof wird als Durchgangsbahnhof errichtet. Erstmals werden Züge aus allen Richtungen in der Bundeshauptstadt ankommen und in alle Richtungen verbunden. Derzeit ist der alte Südbahnhof die Endstation von Süd- und Ostbahn. Mit der Schaffung einer hochleistungsfähigen Nord-Süd- und Ost-West-Verbindung wird der Bahnhof zur wichtigsten Drehscheibe für den regionalen, nationalen und internationalen Reiseverkehr und zu einem zentralen Knotenpunkt im transeuropäischen Schienennetz. Damit erhält die Wiener Wirtschaft auch endlich die längst überfällige schnelle und leistungsstarke Verbindung zu den wichtigsten Märkten. Für den Personenverkehr verspricht der neue Bahnhof schnellere Zugsverbindungen, deutlich mehr Reisekomfort durch einfacheres Umsteigen und bessere Anbindungen sowie eine durchgängige Barrierefreiheit. »Das Großprojekt Hauptbahnhof Wien hat bei seiner Umsetzung höchsten Ansprüchen in Technik, Logistik und Kommunikation gerecht zu werden«, weiß Georg Vavrovsky, Vorstand ÖBB Infrastruktur Bau AG. Schließlich sollen in Zukunft über 1.000 Züge und 145.000 Menschen pro Tag den neuen Hauptbahnhof Wien frequentieren.Nachhaltig Planen und BauenSämtliche Baumaßnahmen für das Megaprojekt gehen im gewachsenen Stadtgebiet über die Bühne, deshalb wurde den Planern auch ein sorgfältiger und nachhaltiger Umgang mit der Umwelt auferlegt. Insgesamt drei Umweltverträglichkeitsprüfungen wurden durchgeführt. Auswirkungen auf unterschiedlichste Bereiche wie Lärm- und Klimabelastung, Grundwasser, Luftschadstoffe und andere wurden untersucht und bewertet. Ein sichtbares Ergebnis ist etwa der Einbau von 14.000 Lärmschutzfenstern sowie die Errichtung von acht Kilometern Lärmschutzwände. Zudem haben sich die ÖBB zu einer umweltfreundlichen Baustellenabwicklung verpflichtet: Möglichst das gesamte wiederverwertbare Material – insbesondere Betonabbruch und Gleisschotter – wird am Gelände aufbereitet und wieder eingesetzt. Das bedeutet eine entscheidende Minimierung der Transporte aus dem Gelände hinaus. Auf der Baustelle werden ausschließlich emissionsarme LKWs und Baumaschinen mit Partikelreinigungssystem eingesetzt. Zum Schutz der Anrainer gegen Staub und Lärm sind Brecheranlagen und dazugehörige Förderanlagen eingehaust. Außerdem wird der Bahnhof mit einer der weltweit größten Erdwärme-Anlagen klimatisiert und mit Fernwärme und -kälte versorgt. Der Fahrplan100 Kilometer neue Schienen, 300 Weichen und unzählige Signale sorgen dafür, dass der Hauptbahnhof zu einem hochleistungsfähigen Verkehrsknotenpunkt mitten in der Stadt wird. Das zentrale Nervensystem des Hauptbahnhofes wird das neuerrichtete Stellwerk Süd an der Laxenburger Straße. Dort werden hunderte Kilometer Kabel verlegt und acht Terminals montiert, die die Signale steuern, Fahrstraßen freigeben und sperren. In der zweiten Jahreshälfte 2009 wird es mit der Errichtung zahlreicher Provisorien und Umleitungsverkehre dann richtig ernst. Im Dezember werden Süd- und Ostbahnhof gesperrt. Am 13. Dezember tritt der Fahrbahnwechsel der ÖBB in Kraft und die Südbahnstrecke endet dann schon im Bahnhof Meidling. Die eigentlichen Bauarbeiten beginnen 2010. Anfang des Jahres wird der Südbahnhof abgetragen. Es folgen die Aushubarbeiten, um die Fundamente errichten zu können. Die ersten Gebäude werden 2011 errichtet. Eine Teilinbetriebnahme mit einem Durchgangsgleis und vier Gleisen mit Bahnsteigkanten ist für Dezember 2012 geplant. Die Fertigstellung für das gesamte Bahn-Infrastrukturprojekt ist für 2015 geplant. Infos unter: www.hauptbahnhof-wien.at Hintergrund: Facts & Figures>> Bahn-Infrastrukturprojekt > Gesamtfläche Infrastrukturprojekt ca. 50 ha > Länge des Bahn-Infrastrukturprojektes ca. 6 km > Gesamtfläche Brückenneubau ca. 30.000 m2 > ca. 100 km Gleis > ca. 300 Weichen > ca. 8 km Lärmschutzwände>> Verkehrsstation Hauptbahnhof Wien > 5 überdachte Inselbahnsteige > 14 Personen- und 5 Lastenaufzüge > 29 Rolltreppen > Durchgehend barrierefrei > Tiefgarage mit ca. 640 Autostellplätzen > Fahrradgarage mit ca. 1.200 Fahrradabstell- plätzen > Einkaufszentrum mit ca. 20.000 m2 in der Verkehrsstation>>Immobilienprojekt Neues Stadtviertel > 59 ha Gesamtausmaß > 550.000 m2 Bürofläche > 20.000 Arbeitsplätze > 5.000 Wohneinheiten für 13.000 Menschen>>Erwartete Investition am gesamten Areal: über zwei Milliarden Euro > Davon Hauptbahnhof Wien (Bahn-Infra- struktur + Verkehrsstation): > 886 Mio. Euro (valorisiert) > Finanzierung über ÖBB-Rahmenplan, Gemeinde Wien, TEN-Förderungen, ÖBB- Immobilienerlöse, weitere ÖBB-Eigenfinan- zierungen > Rest: >Stadt Wien für technische und soziale Infrastruktur im neuen Stadtviertel > Private Investoren