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Er bewährt sich immer noch

\"WalterEin Gastkommentar von Walter Rothensteiner.

Der oftmals polemisch geführten Diskussion zum Trotz ist der gemeinsame Währungsraum für Österreich nach wie vor sehr wichtig – sowohl für die Konsumenten als auch für Wirtschaftstreibende.

Derzeit wird das Projekt Währungsunion vielerorts diskutiert, kritisiert und nach der Sinnhaftigkeit für die Mitgliedsländer gefragt. Manche fragen sich auch, ob die Problematik von ausufernden Budgetdefiziten in einem gemeinsamen Währungsraum nicht vorhersehbar war. Zum zweiten Punkt lässt sich sagen: Doch, das war sie, darum hatte man auch mit den Maastricht-Kriterien strenge Budget- und Defizitregeln aufgestellt. Man versuchte, damit genau jene aktuellen Schwierigkeiten zu verhindern. Die Mitgliedsländer haben sich an diese selbst aufgestellten Regeln leider nicht ausreichend gehalten.

Geld sinnvoller ausgeben

Die Frage, ob der gemeinsame Währungsraum Sinn macht, lässt sich darüber hinaus klar bejahen. Nicht nur, weil dadurch Transaktionskosten für Verbraucher und Wirtschaftstreibende wegfallen – Geld, das für sinnvollere Ausgaben verwendet werden kann. Auch die Kalkulation für grenzüberschreitendes Wirtschaften wird stark erleichtert – bei einer Exportquote von 56 Prozent des BIP ist das für Österreich ein klarer Vorteil. Währungsfluktuationen können auch nicht mehr über den Erfolg und Misserfolg von Unternehmen bestimmen.
Die derzeitige Konjunktur zeigt sich in der Eurozone trotz aller Sorgen über die Bonität mancher EU-Mitglieder robust. Das heurige erste Quartal hat sich mit einem Zuwachs von 0,8 Prozent sogar überraschend positiv entwickelt. Insbesondere die deutschen und französischen Zahlen stechen hervor, aber auch Österreich und die Niederlande wuchsen kräftig. Das sind erfreuliche Signale aus dem Euroraum.

Auf den zweiten Blick muss die Situation in den einzelnen Ländern weiterhin sehr differenziert betrachten werden. Während auf der einen Seite Länder wie Deutschland, Österreich, die Niederlande und Finnland einen Aufschwung erleben, stecken andererseits Spanien, Griechenland und Portugal noch immer in der Rezession. Wir werden sehen, wie sich der Konjunkturverlauf fortsetzen wird: Der starke Ölpreisanstieg wirkte ja inflationstreibend. Interessant wird auch, wie sich die Anhebung des Leitzinses auf die Wirtschaft auswirken wird. Die EZB plant weitere Zinsanhebungen, um den Jahreswechsel dürften wir schon bei 2 Prozent liegen.

Unsicherheit ist noch vorhanden

Wir haben also eine Erholung der Konjunktur, erhöhte Inflationsraten und einen steigenden Leitzins. Angesichts dessen erscheinen die aktuellen Kapitalmarktzinsen eigentlich recht niedrig – so notieren die Renditen der zehnjährigen deutschen Staatsanleihen bei 3,1 Prozent. Doch die Anleiheinvestoren sind immer noch unsicher wegen Staatsanleihen schwächelnder Volkswirtschaften und bevorzugen derzeit sichere Staatsanleihen aus Deutschland und Österreich. Das verhilft Letzteren zu tieferen Anleiherenditen. Das Vertrauen in die Schuldentragfähigkeit aller EU-Staaten muss aber nachhaltig gestärkt werden, wenn die Anleihezinsen dort sinken sollen.

Der EU-Gipfelreigen im März brachte zwar eine vertragliche Verankerung zukünftiger EU-Finanzhilfen und versprach wichtige Schritte zu einer verbesserten wirtschaftspolitischen Koordinierung innerhalb der Währungsunion. Beherrschendes Thema dürften in den nächsten Wochen Griechenland und Portugal bleiben, insbesondere die Verhandlungen um weitere Finanzierungshilfen durch EU und IWF.

Bewährung in Krisenzeiten

Ich gehe davon aus, dass innerhalb der nächsten Wochen befriedigende Lösungen gefunden werden. Damit sollten sich die Anspannungen wieder lösen und das Augenmerk auf die Ankurbelung der Wirtschaft und Vorteile der Eurozone gerichtet werden. Denn das Projekt Währungsunion macht weiterhin Sinn und der gemeinsame Währungsraum bewährt sich auch in Krisenzeiten und erweist sich für seine Mitglieder auch in unsicheren Zeiten als große Errungenschaft.


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