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Hygiene in raumlufttechnischen Anlagen

\"''DerEin Gastkommentar von Alfrad Kleedorfer.

Um das Thema »Hygiene in raumlufttechnischen Anlagen« näher zu betrachten, möchte ich kurz auf das Thema Sick-Building-Syndrom (SBS) eingehen: Davon sind nach Expertenmeinung rund 20 % der Menschen, die in Büroräumen arbeiten, betroffen. Die Symptome sind Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Benommenheit, Kopfschmerzen, Jucken oder Brennen der Augen, Augenreizungen bei Kontaktlinsenträgern, verstopfte und/oder laufende Nase, trockener Hals, Hustenreiz, Heiserkeit, allergische Hautreaktionen bis hin zu depressiven Zuständen und akuten Atembeschwerden.

Eine Ursache für diese Beschwerden kann häufig nicht gefunden werden. Auffällig ist jedoch: Sobald die Betroffenen ihren Arbeitsplatz oder Wohnraum verlassen, geht es ihnen besser. Als erster Hinweis auf ein SBS gilt, wenn mehrere Menschen aus einem Objekt über dieselben Symptome klagen. Eine der Ursachen des SBS können Klimaanlagen sein. Sie führen bei unsachgemäßer Wartung zu Unwohlsein am Arbeitsplatz. Sie tragen Pollen, Pilzsporen und Keime aus der Außenluft nach innen – insbesondere bei schlechten Filtersystemen oder seltenem Filterwechsel.
Instandhaltung

Durch den Druck von Auftraggeber und Mitbewerb wurden die Preise für die Instandhaltung in den letzten Jahren immer billiger. Die Jahreswartung einer Klimaanlage z.B. mit einer Hauptluftmenge von 20.000 m³ werden schon um 500–700 Euro angeboten. Dabei sollten für eine ordentliche Wartung laut Checkliste der VDMA 24186-1 »Wartung Lufttechnische Geräte und Anlagen« rund zwei bis drei Arbeitstage kalkuliert werden …

Auswirkungen auf die Praxis

RLT-Anlagen müssen immer nach der VDI 6022 geprüft werden. In der VDI 6022 geben verbindliche Kriterien Auskunft über die zulässige Verschmutzung. In vielen aktuellen FM-Services-Ausschreibungen wird die Hygiene nicht einmal erwähnt. Dabei sollte die Hygiene als eigene Position definiert sein. Viele der FM-Services-Anbieter kalkulieren unterpreisig. Dies passiert wahrscheinlich zu 70–80 % aus Unerfahrenheit oder Unwissenheit und zu 20-30 % teilw. aus (berechtigter) Angst, vorzeitig aus dem Vergabeprozess ausgeschieden zu werden.

Die Vorgehensweise für eine ordentliche Prüfung nach VDI 6022 sollte wie folgt aussehen:

> Parameter wie Sollwerte Temperatur Zu- und Abluft, Feuchte, Luftmengen, auf der Gebäudeleittechnik, DDC oder aus der vorhandenen Dokumentation mit den tatsächlichen Anlagenbedingungen prüfen.
> Wartungschecklisten der letzten Wartung inhaltlich prüfen.
> Sämtliche Revisionstüren und -deckel öffnen.
> An neuralgischen Stellen mittels Tupferprobe und Abklatschtest Prüfung auf Keime, Pilze und Bakterien durchführen.
> Bei RLT-Anlagen, die Büros versorgen, Luftkeimmessungen durchführen.
> Sämtliche Filterstufen untersuchen.
> Das Wasser von Luftwäschern auf Keime, Legionellen und sonstige Inhaltsstoffe untersuchen.

Ernüchterndes Fazit

Flächendeckende regelmäßige Untersuchungen an RLT-Anlagen werden zurzeit nicht praktiziert. Das Bewusstsein, solche Prüfung zu beauftragen bzw. auszuschreiben, ist weder bei den Auftraggebern noch bei FM- Planern übermäßig groß. Diese Gleichgültigkeit gegenüber der Hygiene in RLT-Anlagen kann gravierende Folgen für Unternehmen haben – von der Erkrankung von Mitarbeitern über das Sick-Building-Syndrom bis zu wirtschaftlichen Einbußen.
Untersuchungen zeigen, dass eine schlechte Raumluft mit Arbeitsunfähigkeitstagen, einer geringeren Produktivität und einer geringeren Corporate Identity der Mitarbeiter korreliert. Auch die juristischen Folgen sind nicht zu unterschätzen. Es haften die für die RLT Zuständigen. Das sind meistens Facility Manager, Meister oder Verantwortlicher Facharbeiter. Liegt ein Organisationsverschulden vor, trifft die Verantwortung auch indirekt Beteiligte.

 

> Alfred Kleedorfer, MBA, ist Geschäftsführer der Kleedorfer Immobilien FacilityManagement Consulting GmbH.

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