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Gesunder Ausbau

Albert Felbauer, Bereichsleiter Siemens IT Solutions and Services, im Gespräch über Krisen, Investitionen bei Siemens und die spannende Zukunft von E-Health.


Report:
Wenn wir von IT-Lösungen im Gesundheitsbereich sprechen – welches ist ein für Sie persönlich besonders spannendes Projekt?

Albert Felbauer: Wir haben mit der e-card eine hervorragende Ausgangsposition beim Thema E-Health in Österreich. Wir sollten diesen Vorsprung vor vielen anderen Ländern halten, indem wir das Konzept der e-card weiterentwickeln. Derzeit dient sie ja neben Chefarztbewilligungen und jüngst auch Krankmeldungen ausschließlich der Prüfung des Anspruches von Versicherungsleistungen. Der nächste kurzfristig umsetzbare Quantensprung wäre beispielsweise die E-Medikation. Hier hat Siemens gemeinsam mit der Österreichischen Apothekerkammer eine Medikationsdatenbank entwickelt, in der die Arzneimittel des Patienten abgeglichen und gespeichert werden. Dabei werden die Medikamente durch einen Arzneimittel-Sicherheitsgurt auf Wechselwirkungen überprüft. Allein durch die Vermeidung von Doppelverschreibungen und Kontraindikationen können Studien zufolge ein gewisse Anzahl Todesfälle vermieden werden. Dazu ist nun ein Pilotbetrieb in Wien in Vorbereitung. Ein weiterer, nächster Schritt könnte das elektronische Rezept sein. So wird man in fünf Jahren die Zettelwirtschaft von heute nicht mehr für möglich halten – ein Schritt, der ja bei den Krankenscheinen schon hinter uns liegt.

Report: Wer wird diese Systeme finanzieren?
Felbauer: Der Nutzen für die Allgemeinheit ist bei E-Health klar und bekannt. Aktuell wird diskutiert, in welchen Maßen der volkswirtschaftliche Nutzen dem Hauptverband, den Ärzten und den Apothekern zuordenbar ist. Abhängig davon wird auch die Finanzierung aufgeschlüsselt werden müssen. Das Ziel ist klar: Jeder Mensch soll zu jeder Zeit und an jedem Ort Einblick in seine persönlichen Gesundheitsdaten bekommen können – ebenso wie autorisierte Personen, beispielsweise Ärzte, unter Wahrung des Datenschutzes. Darüber hinaus ist Siemens sowohl in der Medizintechnik als auch in der IT führend – ein weiterer Grund, warum E-Health ein besonders spannendes Gebiet für uns ist.

Report:
Nützt oder schadet die angestrengte Wirtschaftslage den IT-Dienstleistern?

Felbauer: Wir glauben, dass es vor allem eine Krise des Finanzmarktes ist. Sie hat zwar massive Auswirkungen auf die Realwirtschaft, ist aber nicht so nachhaltig, dass sie die gesamte Wirtschaft gefährdet. Zum anderen merken wir, dass gerade Outsourcing ein Krisengewinner ist. Immer mehr Firmen, die bisher nicht an eine Auslagerung gedacht hatten, überlegen nun, ob IT ihr Kerngeschäft ist. Unternehmen stehen immer wieder vor größeren Investitionszyklen in der IT. Sie möchten diese glätten und sich auch hochwertige Servicelevels mit einer transparenten Kostenstruktur leisten können. Dies betrifft auch Branchen, die früher nicht so sehr an IT-Konsolidierung gedacht haben, wie beispielsweise Banken und Versicherungen sowie Klein- und Mittelbetriebe.

Report:
Waren Banken und Versicherungen nicht weltweit die Ersten, die ihre IT konsolidiert hatten?

Felbauer: Weltweit ja, in Österreich betreiben die Unternehmen in dieser Branche aber weitgehend ihre IT noch selbst.

Report: Jüngst fand der Spatenstich zu einem neuen Rechenzentrum in Wien statt. Nach schmerzhaften Jahren der Restrukturierung und des Personalabbaus wieder ein klares Bekenntnis zum Standort Österreich?
Felbauer: Wir haben viele Großaufträge wie die Übernahme des Großteil des IT-Betriebs der Post AG oder IT-Dienste für die Coca-Cola Company, in den letzten Jahren erhalten – wir wissen schon nicht mehr, wo wir unsere Server hinstellen sollen. Wir warten deshalb nicht auf ein Ende der Krise, sondern investieren antizyklisch. Siemens investiert in die reine Infrastruktur – wie Gebäude, Stromversorgung und Klimaanlagen – 15 Mio. Euro, und noch einmal zehn bis 15 Mio. in IT-Hardware. Der Standort wird nicht nur Kunden in Österreich, sondern 16 weitere Länder in der Zuständigkeit der Region Central and Eastern Europe versorgen können. Mit 1. Juli kommen die Türkei und Israel hinzu. Der Standort in Wien wird eines der fünf globalen Delivery Centers bei Siemens sein. Diese Anerkennung vom Konzern verleiht uns die nötige Investitionssicherheit.

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