10 Jahre Tops, Flops, Liberalisierung
- Written by Redaktion_Report
- font size decrease font size increase font size
Mobiles wächst stärker. 2005 war bereits ein gutes Breitbandjahr, und dem war nicht genug: Der österreichische Breitbandmarkt ist 2006 noch stärker gewachsen. Die Breitbandgesamtpenetration erreichte einer Studie von Arthur D. Little zufolge 42 Prozent. »Neben dem fortlaufenden Wachstum im Festnetzbereich, erreichte der Absatz von mobilen Breitbandzugängen neue Rekordwerte und konnte 2006 erstmals jenen von ADSL-Anschlüssen übertreffen«, spricht ADL-Analyst Karim Taga von einem drastischen Preisverfall, der 2006 bei mobilem Internet zu verzeichnen war. Das Rennen wurde denkbar knapp entschieden: 195.000 neue Anschlüsse verzeichneten die Angebote rund um HSDPA und GPRS, 190.000 neue Anbindungen gingen aufs ADSL-Konto. Die weiteren Faktoren der Entwicklung: die Flächendeckung mit breitbandigen Technologien (etwa HSDPA mit 3,6 Mbit/s) und der gesteigerte Umlauf von 3G-fähigen Endgeräten im Markt. Der Absatz von Kabelanschlüssen konnte nach einem schwächeren Jahr 2005 erfolgreich auf einen Nettozuwachs von rund 90.000 gesteigert werden.
Und die alternativen Provider? Die alternativen Festnetzbetreiber haben wie schon im Vorjahr entbündelte Breitbandleitungen den TA-Wholesale-Breitbandanschlüssen vorgezogen, da große Betreiber wie UPC/inode und Tele2UTA, aber auch kleinere alternative Netzbetreiber in einigen Standorten bereits die notwendigen Skaleneffekte erreicht haben und dadurch Entbündelung weiter an Attraktivität gewonnen hat. Trotz der oft als einseitig empfundenen (Nicht-)Regulierung des TA-Festnetzes.
Starker Preisverfall. Alternative Breitbandtechnologien wie WiMAX, WLAN (Richtfunk) und FTTH haben mit 5000 Neukunden in 2006 nur rund ein Prozent zum Wachstum des Breitbandmarktes beigetragen. Der Erfolg der 195.000 Neukunden mit 3G respektive HSDPA, wird vor allem auf die kompetitiven Preisen, die breite Verfügbarkeit von Endgeräten (neben einer Vielzahl an Datenkartenmodellen gibt es am Weltmarkt bereits über 74 Notebookmodelle mit integrierten 3G-Accessmodulen) und attraktiven Produktbündeln zurückgeführt. Der starke Preisverfall bei Breitbandprodukten ist aber auch der Wermutstropfen dieses anschaulichen Wachstums. Denn die mobilen Netzbetreiber haben über günstige Einstiegsprodukte nicht nur neue Kundensegmente adressiert, sondern auch die Festnetzanbieter zur Gestaltung ähnlicher Angebote animiert. Dies hatte den Effekt, dass das Umsatzwachstum deutlich unter dem Anschlusswachstum lag und hierdurch auch der gesamte Telekommunikationsmarkt 2006 nach jahrelangem Wachstum erstmals stagnierte. Mitunter ist das einer der Einflussfaktoren, der die Marktkonsolidierung auch 2006 weiter fortschreiten ließ.
Heimkehr der unbequemen. Die finale Integration von tele.ring in T-Mobile, die übernahme von EUnet durch eTel als auch die übernahme von Inode durch UPC prägten den Markt zuletzt nachhaltig. Auch die Einigung bezüglich der übernahme von eTel durch den Marktführer Telekom Austria ist Teil dieser Entwicklung. »Die Konsolidierung des österreichischen Telekommunikationsmarktes ist aus unserer Sicht noch lange nicht abgeschlossen - potenzielle weitere übernahmen sind sowohl im Mobil- als auch Festnetzbereich möglich«, heißt es bei ADL. In Brüssel ist man darüber wenig begeistert: Eine Studie der European Competitive Telecommunications Association hat den Regulierungsrahmenbedingungen in österreich ein denkbar schlechtes Zeugnis ausgestellt. österreich fiel dabei von Platz vier auf Platz elf von 17 analysierten EU-Staaten zurück. Die Alternativen halten diese Entwicklung für »sehr besorgniserregend« und sehen einen direkten Zusammenhang zur schleppenden Wettbewerbsentwicklung oder dem Zurückfallen österreichs bei internationalen Breitbandrankings. Dieser Trend zu weniger Wettbewerb ginge letzten Endes zulasten der Konsumenten und des Wirtschaftsstandorts. »Wir orten daher dringenden Handlungsbedarf für die Politik, die Liberalisierung des Telekommarktes, die in der Vergangenheit in einigen Bereichen schon gewaltige Vorteile für Konsumenten und Wirtschaft gebracht hat, wieder stärker voranzutreiben«, so Berthold Thoma, Vorsitzender des Verbandes Alternativer Telekomnetzbetreiber. Die Marktkonsolidierung hat die Betreiberzahl in den letzten Jahren ausdünnen lassen. Heute zählt der VAT noch sieben Mitglieder, morgen sind es vielleicht nur noch eine Handvoll.
Arthur D. Litte erwartet in den nächsten Jahren eine weiter zunehmende Sättigung des Marktes bei abflachendem Preisverfall, »wodurch sich die derzeitige Marktdynamik weg von den Zugangsprodukten in Richtung Content und Applikationen verlagern wird«. So weit in der Theorie. Tops, Flops und persönliche Ansichten der Branchenmanager finden Sie im Folgenden.