Tony und der Wasserstoff 7er
- Written by Redaktion_Report
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Stark erkältet, habe ich mich um für einen Freitag zivile 15.30 Uhr nach Hause geschleppt. Da klingelt das Handy: Tony, Anton Reisinger, Manager des Wasserstoffprogrammes von BMW im Rang eines Vice President Clean Energy. Tony joggt gerade auf dem Kapuzinerberg. Im Januar hatte sein Team oben bei mir einen Workshop für die Marketingstrategie veranstaltet. Nun berichtet mir Tony, dass gerade der neue Wasserstoff-7er in Los Angeles vorgestellt worden ist und ab März 2007 ausgewählte Multiplikatoren dieses erste Wasserstoffauto für den Alltagsbetrieb fahren werden. Reichweite 700 Kilometer, davon über 200 km im Wasserstoffmodus. Aus dem Auspuff kommt dann nur H2O als Emission raus.
Auf jeden Fall ist der Wasserstoff 7er nichts für kurzfristige Gewinne. 10, 12, vielleicht 15 Jahre wird man durchhalten müssen. Und da jammern AUTOBILD und Auto Motor Sport über den teuren Wasserstoff! Aber was, wenn wir im gleichen Zeitraum auch nennenswert Strom regenerativ erzeugen? Vielleicht sogar ein solares Wasserstoffwerk bauen? Dann wird es REVOLUTION heißen.
Letzten Juli lud mich Lexus zur Probefahrt des Lexus RX 400h. Als eher trübes Werbegeschenk steht heute nach das Kochbuch \"Hybrid Cuisine“ des verstaubten Münchner Senioren-Caterers Gerd Käfer im Regal. Wenn mich nicht die Plastikkonsole des RX 400h so geschockt hätte, vielleicht hätte ich einen bestellt. Heute werfen viele BMW, Mercedes und Audi vor, den Hybridmarkt verschlafen zu haben. Aber können wir einem hart am Markt segelnden deutschen Automobilhersteller vorwerfen, dass er solche Beträge in F&E steckt, während Toyota und Honda mit dem Hybridantrieb zwar eine zumindest in der Innenstadt spürbare Abgasminderung, aber kein neues Treibstoffkonzept anbieten?
Im Vorwort des Kochbuches hieß es, Hybrid Cuisine sei eine Verbindung, die so noch niemand gewagt hat. Um wie viel mehr gilt das für den Wasserstoff 7er von BMW! Für einen Moment überlege ich, ob ich Tony nicht sanft nahe legen soll, mir so ein Ding vor die Tür zu stellen, das ich dann mit Salzburger Wasserstoff aus Kaprun betreibe. Eine Parkgenehmigung für die Altstadt habe ich eh. Aber dann fürchte ich, meine Anfrage würde ihn in Verlegenheit bringen. Da ich kein relevanter Multiplikator bin, müsste er meinen Wunsch höflich, aber bestimmt ablehnen und befürchten, ich könne darüber beleidigt sein. Dabei bin ich doch höchstens darüber beleidigt, dass er ihn mir nicht anbietet.
Tony muss nach BMW-Dogma mit 60, also in drei Jahren aufhören. Er hat an etwas gearbeitet, das über seine Wirkungsspanne hinausgeht. Am Ende des Telefonates ist er den ganzen Kapuzinerberg bis nach Gnigl runtergejoggt. Er war nicht mal außer Atem. Diese Dauerkondition wünsche ich auch BMW und der Familie Quandt.
Alexander Dill ist Philosoph und Geschäftsführer des Salzburger IT-Dienstleisters Internetkloster. Zeitweise war er mit dem Aufbau von Biomassekraftwerken und der Projektleitung beim Deutschen Auslandsmarketing beauftragt.\"