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Asien, bitte warten

Einer Studie des österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung zufolge hat sich der Sektor Umwelttechnik zu einem gesamtwirtschaftlich bedeutenden Beschäftigungsfeld mit überdurchschnittlichen Zuwachsraten in österreich entwickelt. Der Umsatz der Branche hat sich im für die Studie relevanten Bemessungszeitraum von 1993 bis 2003 mehr als verdoppelt. 65 Prozent der umgesetzten 3,78 Milliarden Euro entfallen auf den Export. Für Pröll ein eindeutiger Beleg dafür, dass \"Umweltschutztechnologien zu den Schlüsseltechnologien der Zukunft gehören“.
Wem auch immer die Zukunft gehört, derzeit ist festzustellen, dass die österreichische Umwelttechnikindustrie stärker als die übrige Sachgüterproduktion wächst, sowohl was Umsätze als auch Beschäftigte betrifft. Einem Umsatzplus von 7,3 Prozent in der Umwelttechnik steht ein Wachstum von lediglich 3,5 Prozent in der Sachgüterindustrie gegenüber. Noch eindeutiger die Situation bei den Beschäftigten: Plus 2,3 Prozent in der Umwelttechnik, minus 0,3 Prozent in der Sachgüterproduktion. Das spricht zwar einerseits für die Umwelttechnik, ist andererseits aber auch lediglich ein weiteres Indiz für die derzeit eher triste Wirtschaftslage. Wie immer man die vorliegenden Zahlen interpretieren mag, die Studienautorin und stellvertretende Leiterin des WIFO, Angela Köppl, ist überzeugt, dass sich \"österreich bereits jetzt einen Spitzenplatz im Umwelttechnologiebereich erobert hat“.
Eine partielle Technologieführerschaft heimischer Unternehmen ist zweifelsohne gegeben. Das heißt aber noch nicht, dass dieser Wettbewerbsvorsprung zwangsläufig zu einer globalen Markterschließung führt. WKö-Vizepräsident Richard SchenzSchießt demnach auch deutlich übers Ziel hinaus, wenn er davon spricht, dass sich \"Umwelttechnik ´Made in Austria´ in Märkten wie Lateinamerika, Afrika und Asien sehr wachstumsstark, dynamisch, innovativ und hoch entwickelt zeigt“. Denn das ist noch weit entfernte Zukunftsmusik.

Verhaltene Zustimmung
In der Industrie stößt der Vorstoß des WKö-Vizepräsidenten auf Verwunderung. Zwar sei der Bedarf an moderner Umwelttechnologie in Ländern wie Indien oder China sicher gegeben, ob sich der Export in der jetzigen Ausgangssituation für österreichische Firmen aber lohne, sei dahingestellt. Wenn die asiatischen und lateinamerikanischen Märkte erschlossen werden sollen, dann wohl eher nicht über die klassische Exportschiene - Akquisitionen oder der Neubau auf der grünen Wiese scheinen deutlich interessanter.
Auf den Punkt bringt es Maria Gindl, Prokuristin beim Umwelttechnikunternehmen Bauer GmbH: \"Der asiatische und lateinamerikanische Raum sind sehr langfristige Märkte.\" Noch verfüge man über keine Masterpläne, was die Erschließung dieser Regionen angehe. \"Wir konzentrieren uns derzeit in erster Linie auf Osteuropa, das hat ganz klar Priorität“, so Gindl. In Asien und Lateinamerika müssten die Rahmenbedingungen erst noch verbessert werden, das Umweltbewusstsein noch geschaffen werden.
Noch muss sich Schenz also etwas gedulden, bis seine Markteinschätzungen tatsächlich Realität werden.

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