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Biogas - eine Fördergranate?

Jeder Bauer, der sich selbst etwas Gutes tun will, sollte seinen Diesel wegstellen und schleunigst auf ein Gasfahrzeug umsteigen. Je mehr Gasautos laufen, desto mehr Gas wird dem Netz auch im Sommer entnommen. Dies wiederum macht die Einspeisung von Biogas ins Erdgasnetz unproblematischer. Im Moment haben sich erst ein paar Hundert österreicher für die teilweise recht kofferraumarmen Gefährte entscheiden. Sie fahren billig und bewusst, müssen sie doch stets eine der raren Gaszapfsäulen im Kopf behalten. Das Umweltbundesamt sieht in Biogas dennoch den Treibstoff der Zukunft. Würde die gesamte im Land mögliche Biogasproduktion in den Verkehrssektor fließen, könnten etwa 27 Prozent des in österreich verbrauchten Kraftstoffes substituiert werden, so ein aktuelles Forschungsergebnis. Das klingt nach verdammt viel und steht irgendwie im Widerspruch zu den Untersuchungen, die von der Regulierungsbehörde E-Control rund um das Biogas in Auftrag gegeben wurden. »Praktisch könnten mit den verfügbaren Ressourcen maximal 1,4 Prozent des Erdgasabsatzes von neun Milliarden Kubikmetern mit Biogas gedeckt werden«, so das mickrige Resümee.
Nicht vernachlässigt wird vom Regulator auch der Kostenfaktor: Für die Einspeisung aufbereitetes Biogas verursacht Gestehungskosten zwischen siebzig Cent und einem Euro pro Kubikmeter. Das ist das Vier- bis Sechsfache von herkömmlichem Erdgas. Zur Erreichung der Wirtschaftlichkeit müssten fünfzig bis achtzig Cent je Kubikmeter Subventionsbetrag fließen. E-Control-Chef Walter Boltz: »Fördermaßnahmen für Biogasanlagen werden auch in Zukunft nicht nur als Starthilfe, sondern kontinuierlich in großer Höhe erforderlich sein.« Manche Akteure vermuten, dass der Regulator mit seinen Studienergebnissen politisch handelt und einer vielleicht bald zur Diskussion stehenden Förderschiene zur Biogaseinspeisung vorab den Hahn abdrehen will. Kämen zu ökostromentgelten auch noch ökogasentgelte dazu, würden auch die Gaskunden für Biogas zur Kasse gebeten werden. Höhere Kosten sind dem Regulator ein Graus, er genießt es, in der öffentlichkeit als Netzkostensenker anerkannt zu sein.

Die Wien Energie Gasnetz GmbH will es genau wissen und hat kürzlich den Startschuss für eine Machbarkeitsstudie gegeben. Geprüft werden soll, zu welchem Preis Biogas im Norden Wiens ins eigene Gasnetz eingespeist werden könnte. Die fiktive Anlage soll 200 Kubikmeter Biogas pro Stunde erzeugen, ein entsprechendes Grundstück im Raum Gerersdorf-Seyring soll gefunden und ein Kostenrahmen für die Anlagentechnik erstellt werden. »Die große Frage ist, wie groß ist der Gestehungspreis ohne Förderung«, erklärt dazu der Prokurist der Gasnetz GmbH Gerhard Kunit. Seine Vermutung: »Der Regulator verfügt nur über Halbwissen.« Sollten Boltz und seine Experten aber doch Recht haben und Biogas das Sechsfache von Russengas kosten, wird man das Projekt bleiben lassen. Liegen die Gestehungskosten bei weniger als dem Doppelten, wird realisiert, denn niemand wisse, was der in Pipelines aus der Ferne angelieferte Brennstoff in fünf oder zehn Jahren koste, so Kunit.

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