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Das Geschäft

Man mag über den kulinarischen Wert streiten, der mit den Fastfoodtempeln wie etwa McDonald´s über österreichs Schnitzellandschaft hereingebrochen ist - für Wertschöpfung sorgen die innovativen Restaurantketten allemal. Nachdem bereits im Vorjahr der Mobilfunker mobilkom Access-Points fürs drahtlose Internet in den Filialen des Ronald-McDonald-Imperiums aufstellen durfte, ist nun die Festnetzschwester Telekom Austria an der Reihe. In einem bemerkenswerten Multimediaprojekt zeigt nun die innovationsfreudige Wireline-Mannschaft von Incumbent, wohin der Geschäftskundenhase in Sachen Breitband läuft. Knapp zwei Jahre hat Edmund Haberbusch, Leiter Business Solutions Telekom Austria, an dem neuen Vorzeigeprojekt gewerkt: Vernetzung der McDonald’s-Filialen mit IP-Plattform, Breitbandanschluss, Surfstationen und Flachbildfernsehern. Haberbusch und besonders der rastlosen Vertriebsmannschaft der Telekom ist dieses Projekt ein besonders liebes. »Das ist nun ein Produkt, das jederzeit den Kunden gezeigt werden kann«, freut sich der Manager über einen Case, der einmal nicht wie ein graues Rechenzentrum aussieht.

Coole Flatscreens, Internet-, Playstation-Terminals und bester Musiksound sollen also nun den Besuch bei McDonald’s schmackhaft machen und die Kunden direkt am Point-of-Sale zum Verweilen einladen. Nachdem das neueste Kapitel im Businesskatalog der Telekom vor wenigen Monaten im Flag-shipstore auf der Mariahilfer Straße installiert worden war, hat Haberbuschs Mannschaft den Testlauf für McDonald’s österreich auf nun insgesamt sechs Restaurants erweitert. Was nun bleibt, ist die finale Entscheidung des Kunden, den Roll-out Anfang 2006 zu beginnen. Bei dieser Geschäftskonstellation weht der Gedanke Application-Service-Providing, spürt Haberbusch. Die Infotainmentlösung für McDonald’s basiert auf einer Multimediaplattform, die im Technologiezentrum im Wiener Arsenal zentral betrieben und gewartet wird. Aber auch die Vermarktung der Werbeflächen auf den Flatscreens und Internetterminals wird durch die Telekom selbst gemanaged. Die künftig eintrudelnden Werbeumsätze machen es wiederum möglich, das Multimediaangebot für McDonald’s und seine Franchisenehmer relativ günstig zu halten. Geboten werden die Surfstationen, Lautsprecher und Flatscreens in verschiedenen Mutationen, insgesamt beläuft sich das Investment für die einzelne Filiale auf wenige hundert Euro im Monat - ein Klacks beim erwarteten Erfolg mit der entertainmentwütigen Zielgruppe. Bei 167 McDonald’s Filialen in ganz österreich möchte Haberbusch mindestens die Hälfte mit seiner Breitbandplattform erreichen. »Haben wir alle an Bord, rechnet es sich ganz gut«, übt man sich im Understatement.

Geschäft mit Multimedia. Nicht nur Burger sollen dank den Breitbandservices der Provider künftig besser verkauft werden können: Die Telekom hat bereits den nächsten Großkunden im Visier, eine Tankstellenkette. An deren hunderten Standorten könnten die Endkunden künftig mittels Flatscreens zu Wetterlage, Fahrbahnbeschaffenheit und Staus informiert werden. Der Unterschied zur Burgerbude: Der Konsument des Tankstellenportfolios möchte ebendieses schnellstens abgewickelt bekommen. Die Anforderungen an die IP-Plattform und ihre Breitbandservices sind technisch die gleichen, inhaltlich aber grundverschieden. Auch die Anforderungen aus der Gesundheitsbranche sind bei Surfstationen unterschiedlich, berichtet Haberbusch. Dort sind nicht wahllos Internetinhalte gefragt, sondern zielgerichtete Infos zu öffnungszeiten, Apotheken und Medikamenten samt Therapieprogrammen. Für die Plattform der Telekom ist dies freilich kein Problem: Die Info- und Browserfenster am Terminal sind modular zusammengesetzt. Gespielt wird, was der Geschäftskunde will. Auch wenn ein solcher Servicemix in seiner Komplexität mitunter bei den Angestellten in den Filialen für ratlose Gesichter sorgt - im Arsenal läuft das Werkel in der Regel wie geschmiert. Sollte dennoch einmal das Undenkbare passieren und den Vergnügungscluster im Restaurant oder Shop vom Mutternetzwerk abtrennen, wird auf Lokalentertainment umgeschaltet. Dann werden Video- und Musikschleife direkt vom lokalen Speicher aus abgespult.

Ortswechsel. In der slowenischen Hauptstadt Ljubljana, unweit des Stadtzentrums, ist das Luxushotel Domina Grand Media zu finden. Den eigenen, bescheidenen Angaben zufolge ist es das technologisch fortgeschrittenste Hotel der Welt. Die Beschreibung der Ausstattung in den Suiten und Konferenzen liest sich tatsächlich wie ein Werbeprospekt von Sony. Ein multimediales Angebot mit IP-Telefonie, die in alle Herren Länder kostenfrei angeboten wird, WLAN-Zugang, 42-Zoll-Bildschirme auf den Zimmern und eigene E-Mail-Accounts für die Gäste soll die zahlungskräftige Kundschaft immer wieder nach Laibach locken. Ein Effekt, der sich dem Ideengeber und Projektleiter, dem Villacher Ingenieur Gerhard Kaspar, bereits mit gestiegenen Nächtigungszahlen rechnet. In der Fremde und doch daheim, auswärts und doch wie im Büro, sodass der berufliche Alltag gesteuert werden kann, als ob man nicht weg wäre. So lautet das Motto dieses Hotels. Auch Videotelefonie wird im Multimediahotel angeboten: Via Videotelefon können die Gäste Blick- und Hörkontakt mit allen Hoteleinrichtungen herstellen. Die Hotelzimmer haben übrigens eine weitere Funktion: Sie können problemlos auch als Multimediabüro mit Großbildschirm für Präsentationen und Videokonferenzen missbraucht werden. Die Gäste können sich weiters die Nachrichten Hunderter internationaler Tageszeitungen und Magazine per Knopfdruck auf die Leinwand holen. Das Multimediaportfolio lässt tatsächlich keinen Zweifel aufkommen, »das sind die Hotels der Zukunft«, betont Investor Jakob Kuess, Alpha Baumanagement. In dem Multimediaprojekt wurden sogar die Sicherheitssysteme und die Haustechnologie auf dem Internetnetzwerk zusammengeführt. Das IP-Management geht bis zum Ansteuern einzelner Glühlampen. Dabei arbeiten die Kärntner mit Konzernen wie Siemens Business Services und Cisco zusammen. In Villach selbst ist das nunmehr dritte Multimediahotel in Planung. Und das Holiday Inn in Sarajevo wird ebenfalls mit Multimedia made in Villach aufgemotzt.Für Alcatel-Manager Michael Hauer sind so genannte Teamworklösungen ein »ganz spannender« Trend, den das künftige Breitbandgeschäft der Provider durchmachen wird. »Gerade heute, wo flexible, oft kurzfristige Zusammenarbeit von Mitarbeitern in Projekten unabhängig von Ort und Zeit für Geschäftskunden immer wichtiger wird, um am Markt erfolgreich zu sein, werden einfache Lösungen, die effiziente Teamarbeit unterstützen, vermehrt an Bedeutung gewinnen«, prognostiziert Hauer. In der Praxis bedeute dies, dass auch an unterschiedlichen Orten befindliche Personen so einfach und effizient zusammenarbeiten, als wären sie im selben Zimmer. Und in der gewohnten PC-Umgebung: Diverse Collaboration-Lösungen laufen in der gewohnten Microsoft-Office-Umgebung.

Fernsehen fürs Geschäft. Weniger bahnbrechende neue Services als simples Kostenbewusstsein trieben so manchen Geschäftskunden in die Arme der Multimediaanbieter. So hat die renommierte schweizerische Privatbank Ehinger & Armand von Ernst an ihrem Hauptsitz in Zürich eine Multimedialösung des Netzwerkausrüsters Dätwyler installiert. Durch den Einsatz von aktiven TV-Panels überträgt der Finanzdienstleister nun Radio- und TV-Programme über die bestehende Datenverkabelung in die Konferenzräume und in die Büros. Auf diese Weise werden in dem Gebäude bereits 20 Fernsehgeräte, Flachbildschirme und PCs über das hauseigene Netzwerk gespeist. Das System versorgt die Finanzjongleure bei Anlageberatung, Effektenhandel und Research mit aktuellen Neuigkeiten und Börseninformationen. Angenehmer Nebeneffekt: Nahezu sämtliche Antennendosen konnten gekündigt werden. »Dadurch, dass die Bank so viele Koax-Dosen einsparen kann, rechnen wir damit, dass die Anschaffung sich bereits in zwei Jahren bezahlt macht«, sagt IT-Leiter Oskar Baur.

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