Wir Österreicher sind gewohnt, überall selbst Hand anzulegen. Selber tanken, selber parken, selber im Garten arbeiten – wir sind ein Volk von Selbermachern. Warum eigentlich?
New Jersey ist der »Garden State«. Der Bundesstaat hat sich diesen Beinamen redlich verdient. Das sieht man an meinem Rasen: Er wächst schneller, als man schauen kann. Kaum gemäht, muss ich schon wieder von vorne anfangen. Bei der EM in Frankreich hätten sie mit so einem Grün ihre Freude gehabt – oder auch nicht. Wahrscheinlich hätte man in der Halbzeit mit schwerem Gerät ausrücken müssen, um zu verhindern, dass die Spieler knietief im Grünzeug stehen und der Ball sich zwischen den Halmen verkriecht.
Mein Elektrorasenmäher ist im Dauereinsatz und ich schiebe ihn schwitzend durch die Gegend. Mein Sohn schaut mich mitleidig an und wundert sich, dass ich nicht auf die simpelste aller Lösungen gekommen bin. »Warum engagieren wir nicht ein paar Helfer?«, meint der Schlaumeier. »Das machen doch alle anderen auch.«
Tatsächlich: Überall wuseln Mexikaner, Guatemalteken und sonstige Hispanics durch die Gärten, schneiden alles klein und bugsieren es mit überdimensionierten Turbogebläsen von der einen Ecke in die andere. Wer ein ordentlicher Amerikaner ist und es bei seiner Grillparty sauber haben will, lässt die Latinos die Arbeit machen.
Aber da gibt es ein Problem: Ich bin kein Amerikaner! Die einfachste aller Lösungen ist mir nicht einmal in den Sinn gekommen. Warum eigentlich? Bin ich zu geizig dafür? Mein Sohn sagt ja und ein bisschen hat er recht, aber das ist nicht die ganze Wahrheit. Ich bin ein Europäer, ein Österreicher – und wer lässt sich daheim den Rasen mähen? Millionäre? Wir tanken ja auch selber. Wir tragen uns das Eingekaufte selber heim und wenn jemand vor einem Restaurant nach unseren Autoschlüsseln fragt, schreien wir »Überfall«. Auf die Idee, dass da jemand unseren Wagen parken will, damit wir mehr Zeit beim Essen und weniger beim Parkplatzsuchen verbringen, kommen wir gar nicht. Und dass es drinnen im Lokal mehr Kellner gibt als Ameisen in einem gesunden Waldboden, kommt uns außerirdisch vor.
Wir haben verlernt, zu arbeiten und arbeiten zu lassen. Fürs eine kriegen wir zu wenig und fürs andere zahlen wir zu viel. Wir sind ein Volk von Selbermachern. Was bleibt uns auch anderes übrig. Wenn man nämlich nicht nur den Latino zahlt, sondern auch den ganzen Apparat von Finanzkontrollen und Registrierkassen-Stasis und Sozialversicherungfritzen und Politbonzen, dann verzichtet man auf den Latino und legt selber Hand an. Aber Moment: Ich bin ja nicht mehr in Österreich, ich bin in den USA: »Hola, Javier!«