Sie kennen das: Irgendwo in der Mitte des Absatzes schweifen Ihre Gedanken ab. Sie denken ans Abendessen oder an den Ausflug am Wochenende. Nur nicht an den Text, den Ihnen Ihre Chefin vor die Nase geknallt hat. Also lesen Sie noch einmal. Wie es besser geht.
„Unkonzentriert bin ich“, denken Sie sich wahrscheinlich. „Ich sollte ein Gedächtnistraining machen.“ Sie machen sich Sorgen, dass Ihr Gehirn auch nicht mehr das ist, was es einmal war. Doch diverse Studien belegen: Es liegt nicht an mangelnder Konzentration, wenn Ihre Gedanken beim Lesen abschweifen. Sondern daran, dass Sie zu langsam lesen! Denn Ihr Gehirn kann eine große Menge an Informationen verarbeiten. Wird es zu wenig beansprucht – weil Sie langsam lesen –, langweilt es sich. Mit dem Effekt, dass es sich eine andere Beschäftigung sucht. Schneller lesen ist also die wichtigste Methode, damit Sie sich gut konzentrieren können. Wie das geht? Zum Beispiel, indem Sie in einem Schnelllese-Training Ihre Augen und Ihr Gehirn üben.
Die besten Leser
Laut der PIAAC-Studie haben die Menschen in Japan, Finnland und Schweden das beste Leseverständnis. Im hohen Norden erklärt man sich dieses Phänomen damit, dass das Fernsehen dort mit Untertiteln konsumiert wird. Die PIAAC-Studie bestätigt das. Untertitel steigern die Lesekompetenz merkbar, da das Gelesene in Sinngruppen (mehrere Wörter, die zusammen eine Aussage darstellen) gleichzeitig mit nur einer Augenfixierung aufgenommen wird, was zu höheren Lesegeschwindigkeiten und einem verbesserten Textverständnis führt.
Es ist die Idealvorstellung perfekten Schnelllesens, dass Lese- und Denkgeschwindigkeit zusammenfallen. Das ist machbar, da das Auge Sinngruppen wie beispielsweise „ein kleiner grüner Apfel“ mit einem Blick aufnehmen kann. Hier zeigt sich das Dilemma des innerlichen Mitlesens. Denn während das Auge diese vier Wörter in Sekundenbruchteilen auf einmal aufnehmen kann, können sie durch unsere laut oder leise eingesetzten Mundwerkzeuge nur seriell unter erhöhtem Zeitaufwand verarbeitet werden. In Zahlen ausgedrückt: Statt mit mäßigen 200 Wörtern pro Minute (WpM) können gute Leser mit 500 bis 800 WpM lesen.
Verstummen der inneren Stimme
Für die Steigerung der eigentlichen Lesegeschwindigkeit, also die Zahl der aufgenommenen Wörter pro Zeiteinheit, gilt der Tipp: mit den Augen lesen, nicht mit den Ohren. Wir haben die Gewohnheit, gelesene Zeilen mit unserer inneren Stimme mitzusprechen. Nichts behindert die Erhöhung der Lesegeschwindigkeit so sehr wie dieses Subvokalisieren. Die innere Stimme zum Verstummen zu bringen, klingt komplizierter, als es ist. Wenn man sich zwingt, schneller zu lesen, reduziert sich das innere Mitsprechen von selbst.
Schnell lesen bedeutet weit mehr, als einen Text zu überfliegen. Es ist vielmehr eine Kompetenz, die man lernen sollte. Dazu gehört, die Augen zu einer höheren Bewegungsgeschwindigkeit zu trainieren, das Gehirn auf den Lesestoff vorzubereiten. Mit moderner Technik lässt sich das Lernen. Wichtig dabei ist, dass das Lesen in Sinngruppen geübt wird, zum Beispiel mit iPads und speziell entwickelter Software. So lassen sich die Blicksteuerung intensiv üben und das Lesen von Untertiteln, selbst unter hohem Tempo, realitätsgetreu simulieren. Dadurch werden die Augenbewegungen so koordiniert, dass die Teilnehmer die notwendige Leseleistung aufbringen, um zu den Spitzenlesern aufzuschließen.
Schneller und besser lesen
In BrainRead®-Seminaren wird so eine durchschnittliche Steigerung der Leseeffizienz um das Zwei- bis Dreifache erreicht. Dieser starke Leistungszuwachs bezieht sich jedoch nicht nur auf die Lesegeschwindigkeit, sondern ebenfalls auf das Textverständnis. Das konnte Anfang 2011 an der Universität Wien eindrucksvoll bestätigt werden. In Summe konnte die Leseeffizienz von 30 Mitarbeitern um den Faktor 3,14 (214 Prozent) gesteigert werden, nachdem sie an Seminaren, in denen mit Blicksteuerung und iPads gearbeitet wurde, teilgenommen hatten.
Das richtige Training
In meinem Buch „BrainRead. Effizienter lesen – mehr behalten. Lesen wie die Schweden“ räume ich mit jenen falschen Vorstellungen auf, die uns zu Langsamlesern machen. Unser Hirn kann viel mehr aufnehmen, als wir ihm zutrauen. Wir lesen mit einer inneren Stimme mit, wir springen im Text zurück, wir lesen Wort für Wort – das ist für das Verständnis nicht nur unnötig, es behindert sogar. Das Buch bietet eine Reihe von Trainingseinheiten und Leseübungen, sowie einen exklusiven Onlinezugang mit weiteren Leseübungen und einer kostenlosen App fürs Augentraining.