By Hermann Holzer-Söllner on Dienstag, 11. November 2014
Category: Mensch und Gesellschaft

Wollen wir den überhaupt eine Wahrheit?

Wenn man die öffentliche Meinung oder das was man dafür hält betrachtet, ist es schon spannend zu beobachten wie sie entsteht. In den meisten Fällen basiert sie auf Vermutungen oder Gerüchten. Das schlichtweg überbordende Angebot an Informationen trägt seinen Teil dazu bei. Wollen wir den überhaupt die Wahrheit aufnehmen? Ist es nicht überfordernd für die meisten Menschen mit der Realität umzugehen? Wir bauen uns doch alle, ohne Einschränkung, eine Scheinwelt auf in der wir uns wohlfühlen. Wir verdrängen Realitäten und ergeben uns unserer subjektiven Wahrheit. Ein Zustand, der sich in den letzten Jahren zu einem sehr stark egozentrisch geprägten Weltbild der Gesellschaft entwickelt hat.

Wohlstand, soziale Sicherheit, eine Umgebung in der uns eigentlich nicht wirklich etwas fehlt ist so zur Selbstverständlichkeit geworden, dass wir beginnen mit dem Feuer zu spielen. Wir verwehren uns einer objektiven Wahrheit, die uns dazu zwingen würde über den Tellerrand zu schauen. Nachzudenken, wie man an die Herausforderungen der Zukunft herangeht. Endlich wieder einmal nachhaltiger zu überlegen. Wohin entwickelt sich unsere Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten? Wie können wir unsere positiven Errungenschaften jeglicher Art auch in den nächsten Jahren sicherstellen? Dazu benötigen wir Ziele, durchaus auch Visionen die es uns ermöglichen, unsere subjektiven Wahrheiten mit den objektiven zu verbinden.

Wofür leben wir den heute? Denken wir doch zurück. Es ist noch gar nicht so lange her, da musste die Welt und damit die Menschheit mit den Ergebnissen eines Weltkrieges fertig werden. Wir waren gezwungen uns diesen Aufgaben zu stellen, unsere Zukunft wieder lebenswert zu gestalten. Mit den Auswirkungen unserer Lebensweise auf die Umwelt ergaben sich nächste große Herausforderungen. Wo stehen wir den heute? Die Kurzfristigkeit hat uns voll im Griff. Die tägliche Nachricht über Schwankungen der Börsenkurse um marginale Einheiten löst schon in den Köpfen vieler Panik oder auch Euphorie aus. Quartalsberichte von Unternehmen stellen Bilder dar, die viele von uns einfach nicht in der Gesamtheit des Geschehens beurteilen lassen. Die Politiker, die sich mit populistischem Aktionismus über zweiwöchige Meinungsumfragen freuen oder zu Maßnahmen hinreißen lassen, die letztlich die Situation nicht wirklich bessern.

Ja es ist nicht leicht in einer komplexen Welt zu Recht zu kommen. Informationsinhalte sind rasend schnell unterwegs. Wir haben kaum Zeit diese Inhalte auf ihre Wahrheit und damit die Richtigkeit zu überprüfen. Wir nehmen die Inhalte als gegeben hin. Die Medienlandschaft mit all ihren Facetten, ob soziale Netzwerke, ob volksverdummende Gratiszeitungen, die sich ausschließlich auf die Darstellung von „Bildern“ reduzieren, unterstützt natürlich die Tatsache, dass es uns Menschen nicht leicht fällt die Wahrheit zu erkennen. Kann sein, dass wir das auch gar nicht wollen. Es ist bequemer so zu leben. Fakt ist aber auch, dass uns diese Einstellung eher zu Problemfindern als zu Problemlösern werden hat lassen. Forderungen aufzustellen ist einfach, Lösungen in unserer komplexen Welt zu erarbeiten erfordert hohen Einsatz.

Ich interpretiere unsere heutige Lebensweise mit dem „Müllhaldensyndrom“. Wir produzieren Müll, entsorgen tun wir ihn beim Nachbarn, für uns ist einfacher so. Es ist diese Selbstverständlichkeit mit der unsere Gesellschaft heute lebt. Strom brauchen wir, kommt ja aus der Steckdose. Kraftwerke oder Einrichtungen zur Produktion des Stroms, nein danke. Geld kommt ja auch aus dem Automaten, dass wir es aber erst erwirtschaften müssen, nein danke. Es ist einfacher uns diesem Kreislauf des Nachdenkens nicht zu stellen.  Wollen oder können wir es nicht? Lernen wir überhaupt noch das vernetzte Denken? Wir diskutieren endlos über Schuleinrichtungen, die Inhalte, die Ziele lassen wir außen vor. Der „Eiserne Vorhang“ ist vor 25 Jahren gefallen. Daher haben wir unser Sicherheitsbedürfnis schlagartig revidiert. Heute wären wir froh, wenn wir eher längerfristig gedacht hätten und uns nicht der einfachen subjektiven Wahrheit hingegeben hätten.

Versuchen wir doch einfach für uns selbst wieder etwas überlegter und mit gesundem Menschenverstand an unser Leben heranzugehen. Die Systemhörigkeit bietet uns nur Fakten, ob sie wahr sind hängt letztlich von den Menschen ab, die sie ein- oder vorgegeben haben.